Zum Schießen: Samen, fast hart wie Stahl

Ein weiteres Rätsel ist gelöst: Die schöne Zierpflanze aus Caracas heisst „Canna indica“

Wenn die Samenbehälter nicht mehr frisch sind, werden sie braun, entlassen die Samen in die Umgebung.
Wenn die Samenbehälter nicht mehr frisch sind, werden sie braun, entlassen die Samen in die Umgebung.

Ich habe nur schlechte Erinnerungen an meinen Aufenthalt in Caracas, der Hauptstadt von Venezuela. Eine idiotische Regierung zerstört dort die Wirtschaft nachhaltig, überbordende Kriminalität und Hyperinflation machen der Bevölkerung und den wenigen verbliebenen Touristen das Leben schwer. Vor meinem Hotel aber stand eine betörend schöne Zierpflanze...

Die Samen der „Canna indica“.
Die Samen der „Canna indica“.

Ich habe nicht nur eine, nein, zwei gute Erinnerungen an Caracas: Einmal sah ich mitten in der Millionenstadt auf einem einzigen Baum etwa ein Dutzend große gelb-blaue Papageien sitzen, die wegen eines Knalls hurtig aufflogen, ein unerwartetes Schauspiel. Und dann natürlich diese Zierpflanze vor meinem Hotel, mit den auffallenden, knallroten Samenbehältern. Immer wieder habe ich sie bewundert und natürlich – harmlos dreinschauend - ein paar eingesteckt oder geklaut.

Sie selber zu ziehen war nicht einfach

Die kleinen, harten, schwarzen Samen wollten zunächst in Pattaya nicht recht keimen, nur wenige Pflanzen kamen dabei heraus und im Schatten gediehen sie nicht, knickten ein. Erst mit der Zeit habe ich kapiert, was ihnen behagt: Sie brauchen viel Wasser (am besten weicht man die Samen 48 Stunden ein, bevor sie ins Saatbeet kommen) und pflanzt sie nach der Keimung sofort an einen sonnigen Standort, häufig, aber vorsichtig, gießen. Mittlerweile habe ich die Sache im Griff, die Erfolgsrate liegt bei über 90 Prozent.

Manche Blätter haben einen roten Rand und Streifen.
Manche Blätter haben einen roten Rand und Streifen.

Aber: Ich wusste immer noch nicht, wie die Pflanze hieß. Klar, ich habe sie auch hier in Thailand schon gesehen, aber nicht genau diese Art, mit den knallroten Samenkapseln und den attraktiven saftig grünen Blättern mit feinem roten Rand. Nun hat sie FARANG-Leser Paul Schiller identifiziert: Es handelt sich um „Canna indica“ auch als „Indisches Schrot“ bekannt.

Als ich den Namen hatte, konnte ich mich beim allwissenden Herrn Google schlau machen und nun fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

Ein paar Samen im Fischteich versenkt

In Udon Thani stehen „Cannae indicae“ links vor dem Eingang von Tesco Lotus im Wasser, ein ganzes Feld. Wenn ich mich recht erinnere, sind diese Exemplare dort allerdings orange oder rosa. Vermutlich vermehren sie sich dort automatisch, wenn nämlich die Samen im Wasser versinken. Ich habe deshalb einige der schweren schwarzen Samen im Fischteich versenkt und hoffe auf Resultate. Sie sollen nämlich das Schmutzwasser reinigen, können vielleicht verhindern, dass der Fischteich (wie im vergangenen Jahr) in der Tro­ckenzeit kippt und ein Fischsterben zu beklagen ist.

Tolle rote Blüte, ein frischer, roter Samenbehälter.
Tolle rote Blüte, ein frischer, roter Samenbehälter.

Ich werde zudem Setzlinge der „Canna indica“ im hinteren Teil des Grundstücks pflanzen, wo es manchmal in der Regenzeit – trotz Drainage – noch überschwemmt.

Diese schweren harten Samen der „Canna indica“, die im Wasser versinken, sind auch in anderer Weise faszinierend. Während der „Indischen Meuterei“ sollen die Soldaten sie als Schrotkugeln verwendet haben, nachdem ihnen die Munition ausgegangen war. Gemäß Wikipedia können diese Samen durch eine Holzwand geschossen werden und sind danach immer noch keimfähig.

Wer sich für „Canna indica“-Samen interessiert, kann mir eine E-Mail schicken oder sie über www.discovery-garden.org bestellen.

Der Thai Schwager schickt sie dann per EMS, das ist fast so schnell, als würden sie aus einer Kanone geschossen.

In allen Stadien ist die „Canna indica“ interessant.
In allen Stadien ist die „Canna indica“ interessant.

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail: hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite: www.discovery-garden.net.

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