Zum 23. März: «Sag mir nichts»

Überraschung mit Folgen

Foto: dpa/Julia Von Vietinghoff/SWR
Foto: dpa/Julia Von Vietinghoff/SWR

BERLIN (dpa) - Das Leben hält viele Überraschungen parat, vor allem in der Liebe. Dass nicht jede unbedingt willkommen ist, zeigt jetzt ein TV-Drama.

Es geschehen manchmal Dinge im Leben, die weder zu erwarten noch erwünscht sind. Sie mögen zunächst faszinierend sein, doch bringen sie auch Unruhe oder gar Veränderung. Das erfahren zwei erwachsene Menschen, die sich zufällig begegnen, in dem Film «Sag mir nichts», der an diesem Freitag (20.15 Uhr) auf Arte zu sehen ist.

Sie haben es sich ganz hübsch eingerichtet in ihrem jeweiligen Leben in Stuttgart: Lena (Ursina Lardi) ist Fotografin und scheinbar glücklich verheiratet mit ihrem Mann Bodo (Roeland Wiesnekker), während der Journalist Martin (Ronald Zehrfeld) ebenso zufrieden mit seiner Frau Solveig (Sarah Hostettler) zusammenlebt.

Bis sich eines Tages die Blicke von Lena und Martin in der Straßenbahn treffen - kurz danach sehen sie sich im Neckarbad wieder, es folgt ein heißes Quickie auf einem dunklen Sportplatz. Unverhofft begegnen sie sich später in einem Kaufhaus erneut, wo es in einem Aufzug erneut zum Sex kommt. Schnell wird aus dem spontanen Seitensprung eine leidenschaftliche Affäre, die sich vorwiegend in unromantischen Hotelzimmern abspielt - und schon bald wollen die beiden zusammen abhauen.

Doch wie sollen sie das ihren jeweiligen Partnern sagen, zumal die ebenso sympathisch erscheinen wie die beiden Hauptfiguren? Bodo ähnelt Martin, er ist ein herzensguter Mann, der gerne kocht und viel zu spät ahnt, dass seine Frau ihn betrügt - die sich dennoch kunstvoll von ihm verführen lässt. Solveig ist ganz anders als Lena, rational und raffiniert zugleich; sie hat zudem ihre Eltern als Stütze und eröffnet ihrem Gatten (von dessen Untreue sie schnell weiß) alsbald, dass sie schwanger sei. Lena wiederum muss sich mit ihrer heftig pubertierenden und in ihre beste Freundin verliebten Tochter Susanna (Lea van Acken) herumschlagen, die gerade jetzt ihre Mutter braucht.

Die Geschichte ist absolut glaubwürdig und für deutsche Verhältnisse wunderbar leicht und unkitschig erzählt. Das liegt zum einen an Regisseur Andreas Kleinert (56, «Hedda»), der seinen Film nicht mit Dialogen zukleistert und ganz offensichtlich ein Faible für französische Liebesfilme hat. So spielt er ein französisches Chanson ein, während Lena versonnen am Strand tanzt.

Überhaupt Ursina Lardi (47): Sie hat mit Andreas Kleinert 2013 schon den Film «Die Frau von früher» gedreht und spielt nun die entflammte Mittvierzigerin Lena einfach grandios, während Ronald Zehrfeld (41, «Landgericht - Geschichte einer Familie») als Martin eine schöne Mischung aus Forschheit und Verzagtheit zeigt, so dass die beiden ein wirklich verzaubertes Paar abgeben. Allein, das Glück reicht scheinbar nur für ein Wochenende an der Ostsee.

Der Filmtitel «Sag mir nichts» kann sowohl als kategorischer Imperativ an das Liebespaar, aber auch als Bitte an alle vier Ehepartner zum Schweigen verstanden werden, auf dass sich ja nichts ändere. Doch das hat es schon, für alle Figuren im Film, wenngleich der große Streit oder lärmendes Wehklagen vollkommen ausbleiben - immerhin geht es doch um Ehebruch und zerstörte Lebensentwürfe. Was den beiden Hauptfiguren an ihren jeweiligen Ehepartnern zu fehlen scheint, wird nicht erläutert. Der Zuschauer kann das offene Ende dieser seltsam melancholischen, aber sehr stilsicher inszenierten Liebesgeschichte auf seine ganz eigene Weise interpretieren. Entweder ist alles vorbei, oder es geht weiter - irgendwie.

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