Zu viel Hektik und hohe Steuern

Warum Uwe und Wantana Zurheide jetzt Urlauber betreuen

Wantana und Uwe Zurheide investierten in Gästehaus und Restaurant
Wantana und Uwe Zurheide investierten in Gästehaus und Restaurant

Als Uwe und Wantana Zurheide im Juli 2001 von Bad Oeynhausen nach Pattaya übersiedelten, stand für das Ehepaar fest: Von den Ersparnissen würde es nicht ewig und immer leben können. „Unser Geldsollte investiert werden und im Monat so viel einbringen, dass wir davon gut und ausreichend würden leben können“, hatte sich der Deutsche zum Ziel gesetzt. Heute, zwei Jahre später, besitzendie Zurheides ein Gästehaus mit Restaurant.

Aber nicht am Wong-Amat, nicht in Südpattaya, auch nicht an der belebten Beach Road am Jomtien. Uwe und Wantana’s Gästehaus und Restaurant stehen an der Sukhumvit Road im Bezirk Na Jomtien, 15Kilometer von Pattayas Strandpromenade entfernt. Der Deutsche sieht den abgelegenen Standort und seine Investition fern des quirligen Seebades jedoch nicht als Risiko.

„Pattayas Zukunft liegt auch in Na Jomtien“, ist sich der 44-jährige sicher. Hier würde Thailands erstes Spielkasino entstehen, strandnahe Hotels würden bereits erweitern, an der Sukhumvit Roadzwischen Pattaya und Sattahip sei ein neuer Vergnügungspark geplant. Hier sei die Wasserqualität wesentlich besser als in Pattaya, ein wichtiger Grund, in Na Jomtien einen Badeurlaub zu buchen.

Ausschlaggebend für den Standort war neben der touristischen Zukunft Na Jomtiens Uwe Zurheides Lebensphilosophie: „Wenn ich in Thailand investiere, dann möchte ich die Immobilie auch besitzen.Ein Gästehaus oder ein Restaurant zu mieten, käme für mich nicht infrage. Und die Stadt Pattaya ist für Hoteliers und Gastronomen ein teures Pflaster.“

Der Deutsche verweist auf die vielen Ausländer, die im Touristenzentrum ihr ganzes Geld in eine gemietete Bar oder ein angemietetes Restaurant investieren. „Anfangs ist die Miete erträglich.Läuft das Lokal dann aber gut, wird der Hausbesitzer bei der nächsten Vertragsverlängerung die Hand aufhalten.“

Der zweistöckige Appartementblock mit 24 Zimmern an der Sukhumvit Road in Na Jomtien.>
Der zweistöckige Appartementblock mit 24 Zimmern an der Sukhumvit Road in Na Jomtien.>

Und warum hat Uwe Zurheide seinen sicheren Arbeitsplatz als Industriekaufmann im Ostwestfälischen gegen eine ungewisse Zukunft am Na Jomtien eingetauscht „Deutschland ist mir zu hektischgeworden. Die Steuersätze sind dort so hoch, dass von den Löhnen und Gehältern kaum noch etwas übrig bleibt.“

Für Thailand sprächen weiter das warme Klima („Ich habe hier keine Rückenbeschwerden mehr!“) und das hervorragende Preis-Leistungs-Verhältnis. Natürlich weiss Uwe, dass er für seinen Betriebtäglich mehr Stunden auf den Beinen sein wird als zuvor für seinen ehemaligen Arbeitgeber in Bad Oeynhausen. „Aber es ist ein geruhsames, entspanntes Arbeiten.“

Der 44-jährige verschweigt nicht, dass er letztlich auch dem Drängen seiner Frau nachgegeben hat. Die 28-jährige wollte wieder zurück in die Heimat, in der Nähe ihrer Familie und ihrer Feundeleben.

Uwe und Wantana - sie stammt aus dem Isaan - hatten sich im Jahre 1998 bei einem Ferienaufenthalt des Deutschen in Pattaya kennengelernt. Ein Jahr später gaben sie sich vor dem Standesbeamtenin Bad Oeynhausen das Ja-Wort. Nach zwei Jahren, Wantana sprach jetzt Deutsch und hatte bei der Schwiegermutter die deutsche Küche kennengelernt - packte das Ehepaar die Koffer und brachteeinen Container auf den Weg nach Thailand.

Wantana Zurheide mit Gästen im Restaurant
Wantana Zurheide mit Gästen im Restaurant

Schon bald wurde das Ehepaar an der Sukhumvit Road zwischen dem Flugzeugmuseum und dem Yachthafen Ocean Marina fündig. Es erwarb ein 2.000 Quadratmeter grosses Grundstück - in Höhe des BotaniResorts. Damals, in 2002, waren weder Gästehaus noch Restaurant geplant. Uwe schwebte vor, ein Appartementhaus zu bauen und die Zimmer an Thais zu vermieten. Auf dem unterteilten Grundstückentstanden ein geräumiges Wohnhaus mit Geräteschuppen für die Zurheides und ein zweistöckiger Appartementblock mit 24 Zimmern.

Als das Gebäude bereits im Rohbau stand und der Innenausbau beginnen sollte, kam die planerische Wende. „24 Zimmer für Thais erschienen uns bei dem doch etwas abseits gelegenen Standort als zuviel. Erst wollten wir vier Appartements für Touristen herrichten, jetzt sind es zwölf in der oberen Etage. Die weiteren zwölf im Erdgeschoss können von Thais gemietet werden“, erläutert Uwe.

Die Gästezimmer sind einfach eingerichtet, haben aber alle TV, Kühlschrank, Klimaanlage, Minibar, Doppelbett, Schminkkommode, Kleiderschrank, Toilette und Dusche mit Warm- wasser. Die Preisesind bei 300 Baht pro Tag und 3.000 bis 5.000 Baht pro Monat (mit oder ohne Wasser, Strom und Reinigung) moderat. In der Hauptsaison wird ein Aufschlag von 500 Baht monatlich erhoben.

Gäste sind fast ausschliesslich Deutschsprachige, vorwiegend Ältere und im Winterhalbjahr Langzeittouristen. Wer bei Uwe und Wantana überwintert, will nicht jeden Tag und erst recht nichtnachts Einkaufszentren, Restaurants oder Bars in Pattaya aufsuchen. Obwohl günstige Verbindungen bestehen. Für 50 Baht fährt der Shuttle-Bus des Botani Resorts ins Seebad, die Fahrt mit demSammeltaxi kommt wesentlich preiswerter.

Unter den Gästen des Botani Resorts, ein Hotel mit weit über 100 Zimmern und zahlreichen deutschen Urlaubern, hat sich längst herumgesprochen, dass Wantana und ihre Schwester Porn Pen diedeutsche Küche beherrschen. Botani-Gäste sitzen abends bei Uwe und essen Spaghetti, Gulasch, Schnitzel, Meeresfrüchte oder thailändische Speisen. Anregende Unterhaltung in der Landessprache istgarantiert.

Der hilfsbereite Deutsche ist Ansprechpartner und Ratgeber für Urlauber. Und weil ältere Touristen kaum Englisch, erst recht kein Thai sprechen, bietet das Gästehaus einen ähnlich umfangreichenService wie grosse Hotels: Wäscherei, Massagen, Moped- und Autoverleih, auch Ausflüge in Zusammenarbeit mit dem Reiseveranstalter Trans Orient.

Zu viel Hektik und hohe Steuern
Zu viel Hektik und hohe Steuern

Ein Wochenprogramm aus der Nebensaison: dienstags Tigerzoo in Sri Racha und Holztempel in Naklua („Heiligtum der Wahrheit“), donnerstags Koh Samet, freitags erneut Tigerzoo in Sri Racha undsamstags Besuch der Alcazar-Show in Pattaya. Auf der Liste der Ausflüge und Fahrten scheint kein lohnenswertes touristisches Ziel zu fehlen.

Gästehaus und Restaurant (Tel. 09-896.7243, E-Mail: info@uwe.thai.li, Website: www.uwe.thai.li) sind einFamilienbetrieb. Neben Uwe und Wantana betreuen deren Mutter und zwei Schwestern die Gäste. Die Thais stehen in der Küche, ebenso in der Wäscherei und im Mini-Markt. Die familiäre Atmosphäre,die individuelle Betreuung und die günstige Preisgestaltung ziehen immer mehr Gäste an.

Warum sie den doch anstrengenden zehnminütigen Fussweg über die Sukhumvit Road zum Strand hin gerne in Kauf nehmen, begründet ein Berliner Gast: „Die Heizkosten, die ich Zuhause in einemWintermonat hätte, entsprechen hier, umgerechnet, einer Monatsmiete.“

Über die Zukunft von Gästehaus und Restaurant mag Uwe nicht spekulieren. „Wir werden hier sicherlich keine Reichtümer sammeln. Für unseren Lebensunterhalt sollte es aber allemal reichen.“(kabu)

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