Zu Fuße des größten Buddhas der Welt

​ROI ET: Ländliche Abenteuer in der Provinz Roi Et

Der große, künstlich angelegte See Beung Phlan Chai ist die grüne Lunge von Roi Et. Der attraktive Park bietet den Einheimischen vielfältige Möglichkeiten zur Entspannung. Fotos: bj/mr
Der große, künstlich angelegte See Beung Phlan Chai ist die grüne Lunge von Roi Et. Der attraktive Park bietet den Einheimischen vielfältige Möglichkeiten zur Entspannung. Fotos: bj/mr

Der heutige Teil der FARANG-Isaan-Serie führt die Leser in die etwa 512 Kilometer von Bangkok entfernte Stadt Roi Et, auch als "Edelstein des Nordostens" bekannt. Die gleichnamige Provinz liegt inmitten des Korat-Plateaus, einer weiten und flachen, prärie-ähnlichen Hochebene des Isaan. Der Name Roi Et bedeutet "101" und steht im Zusammenhang zu den ursprünglich elf Vorstädten der Provinzhauptstadt. Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Thai und Nachkommen der Lao.

Alte Siedlungsspuren zeigen, dass schon um 1200, zu lang vergangener Zeit, Menschen auf der Korat-Hochebene lebten. Zahlreiche Überreste der Khmer bezeugen, dass das Plateau ein wichtiger Teil des Reiches von Angkor (Kambodscha) war. Die Provinz Roi Et wurde von Rama I. gegründet. Seinerzeit zog er von der alten Hauptstadt Saket Nakhon aufgrund besserer Verteidigungsmöglichkeiten nach dem heutigen Standort von Roi Et um. Damals war die Provinzhauptstadt eine durchaus prächtige Stadt mit elf Stadttoren, die zu den elf Vorstädten führten.

Buddha lächelt milde

Roi Et beherbergt die höchste Buddha-Statue der Welt.
Roi Et beherbergt die höchste Buddha-Statue der Welt.

Der buddhistische Tempel Wat Burapha Phiram beherbergt mit 59,20 Metern die höchste Buddha-Statue der Welt. Sie wird von den Einwohnern der kleinen Stadt als Phra Buddha Ratana Mongkhon Maha Munee oder auch Luang Pho Yai bezeichnet. Berechnet man den Sockel mit, beträgt die Höhe sogar 67,85 Meter. Schon aus weiter Ferne sieht man den großen und elegant wirkenden, zwischen 1973 und 1979 erbauten goldenen Riesen, der wie ein Wächter, doch milde lächelnd, über die Provinzhauptstadt blickt. Im Inneren des Sockels befinden sich kostbar geschmückte Räumlichkeiten, die nicht nur Einheimischen zum "Tam Bun", eine Art traditionelles Konzept zum Erwerb religiöser Verdienste, das in der buddhistischen Karma-Lehre begründet ist, zur Verfügung stehen.

Hello, Faran

Überall in der Stadt trifft man auf freundliche Gesichter. Heiter geht es zu, wenn die Einwohner, besonders Kinder, auf einen westlichen Ausländer treffen.
Überall in der Stadt trifft man auf freundliche Gesichter. Heiter geht es zu, wenn die Einwohner, besonders Kinder, auf einen westlichen Ausländer treffen.

Nach Roi Et verirren sich nur selten Touristen. Dementsprechend heiter geht es zu, wenn Einwohner, besonders Kinder, auf einen westlichen Ausländer treffen. Da ist Spaß, auf Thai "Sanuk", garantiert. Beim Rundgang durch die gemütliche Stadt stößt der FARANG-Journalist auf eine Horde Schulkinder. "Hello, Farang!" Ein Mädchen tritt belustigt zu dem Fremden vor und fragt ihn, ob er von ihr und ihren Freunden ein Foto aufnehmen könnte. Als dieser seinen Fotoapparat auspackt und ein Foto schießt, ist die Freude groß.

Auch wenn die Gegend um Roi Et zu einem der ärmsten Landstriche des Isaan zählt, erblickt man in der Stadt überall freundliche und zumeist fröhliche Gesichter. "Das größte Problem jedoch stellt die lang anhaltende Trockenheit auf dem flachen Land dar. Deshalb leidet die Provinz an einer enormen Landflucht", erklärt eine alte Straßenhändlerin, die hockend am Wegesrand höllisch scharfen "Som Tam" verkauft. Der berühmte Isaan-Klassiker, gewürzt mit viel Chili und Fischsoße, ist für Farangs jedoch mit Vorsicht zu genießen: Entweder man liebt oder man hasst die scharfe, fischige Kost. Der Autor dieser Zeilen hingegen liebt diesen eigenwilligen Salat aus unreifen, grünen Papayas und bestellt gleich noch ein Päckchen Klebereis, "Khao Niau", zum Neutralisieren der Schärfe dazu.Roi Et beherbergt eine Vielzahl wunderschöner buddhistischer Tempel. In der näheren Umgebung locken mehrere Khmer-Überreste zu einer spannenden Entdeckungstour.

Relaxen und Erholung in der Stadtmitte

Roi Et beherbergt eine Vielzahl wunderschöner buddhistischer Tempel. In der näheren Umgebung locken mehrere Khmer-Überreste zu einer spannenden Entdeckungstour.
Roi Et beherbergt eine Vielzahl wunderschöner buddhistischer Tempel. In der näheren Umgebung locken mehrere Khmer-Überreste zu einer spannenden Entdeckungstour.

Die wahre Schönheit von Roi Et entfaltet sich in der Stadtmitte, wo ein riesiger, künstlich angelegter See, Beung Phlan Chai, mit einer 200.000 Quadratmeter großen Insel zum Relaxen lockt. Zahlreiche Familien sitzen unter schattigen Bäumen und picknicken am grünen Ufer des Sees, vergnügen sich bei einer Fahrt mit dem Tretboot, gehen gemächlichen Ganges spazieren oder genießen die freie Zeit während einer Pause nach getaner Arbeit. Auch ist die Insel, die über drei Fußgängerbrücken zu erreichen ist, ein beliebter Ort für fitnessbegeisterte Jogger. Ein großer Spielplatz garantiert Spaß für junge Besucher. Besonders attraktiv erscheint das Naherholungsgebiet für Nichtraucher, denn auf der gesamten parkähnlichen Insel ist das Rauchen verboten. Uneinsichtigen droht eine Strafe von 2.000 Baht.

Sehenswürdigkeiten

Äußerst relaxt und gemächlich verläuft das tägliche Leben in Roi Et. Besonders am Seeufer lässt sich wunderbar entspannen.
Äußerst relaxt und gemächlich verläuft das tägliche Leben in Roi Et. Besonders am Seeufer lässt sich wunderbar entspannen.

Neben dem schon erwähnten Wat Burapha Phiram, das die weltgrößte Buddhastatue beherbergt, locken in der Stadt sowie Provinz zahlreiche weitere buddhistische Tempel und Khmer-Ruinen zu einem Besuch. Empfehlenswert ist ein Abstecher zum mehr als 200 Jahre alten und noch aus der Ayutthaya-Periode stammenden Wat Klang Ming Muang, in dessen Bot, das heiligste Gebäude eines buddhistischen Tempels, wunderschöne alte Wandmalereien über das Leben Buddhas informieren. Heute dient der Tempel unter anderem als eine buddhistische Schule. Das Wat hält außerdem steile Außentreppen für Kletterbegeisterte bereit und beherbergt ein beeindruckendes siebenköpfiges Drachenornament. Im Wat Sa Thong kann Luang Pho Sangkatjai, der glückliche Buddha, bestaunt werden. Das Roi Et National Museum, Pleonjit Road, bietet einen interessanten Einblick in die Stadthistorie und Geschichte des Königreiches, ein Muss nicht nur für Museumsfans. Acht Kilometer entfernt von der Stadt lohnt ein Abstecher zum Prang Ku oder auch Prasat Nong Ku genannt, wo noch etliche alte Khmer-Bauwerke aus dem elften Jahrhundert zu bestaunen sind. Anfahrt über den Highway 2044, Richtung Kham Phakkut, nach acht Kilometern rechts abbiegen.

Das Schweizer Dorf Ban Jaan

Das
Das "Schweizer Dorf" Ban Jaan gilt als reichstes Dorf des Isaan und überrascht mit einer Vielzahl an prachtvollen Villen.

Was es damit auf sich hat? Früher gingen viele Dorfbewohnerinnen während der Trockenzeit, in der es auf den Reisfeldern nichts zu tun gab, auf Arbeitssuche in die thailändische Hauptstadt oder in die Touristenmetropole Pattaya. Sie arbeiteten als Zimmermädchen oder in Unterhaltungsbetrieben, wie auch viele andere Landsleute aus dem Isaan. Während der Aufenthalte in den Touristengebieten lernten viele von ihnen Ausländer kennen, vornehmend aus der Schweiz. Viele Thai-Farang-Hochzeiten waren die Folge. Bei Rückkehr nach Ban Jaan bauten sie große Steinhäuser, was anfangs nicht selten für Neid unter den Dorfbewohnern sorgte. Das Heiraten von Ausländern wurde im Laufe der Jahre in Ban Jaan immer beliebter. Viele Frauen gingen mit ihren Farang-Männern in die Schweiz und eröffneten Thai-Restaurants. Damit erschloss sich die Möglichkeit, noch mehr Männer kennen zu lernen, die sie an weibliche Familienangehörige in Ban Jaan vermittelten. Insgesamt heirateten über hundert Frauen Schweizer Männer und verhalfen ihren Familien zu einem besseren Lebensstandard. Heutzutage wirkt das Dorf jedoch ziemlich verlassen: Kein Farang weit und breit. Dafür lauter glückliche Thai-Männer, die Whiskey trinkend in den schicken Vorgärten der Villensiedlungen verweilen..

(Mehr über das "Schweizer Dorf": DER FARANG, Nr. 17/ 2004, Anm. der Redaktion).Prächtige Stein-Villen in den Weiten des Isaan? Wer mit einem Auto oder Motorrad in der Provinz Roi Et unterwegs ist, dem sei ein kurzer Abstecher in das kleine Dorf Ban Jaan oder auch Ban Jaan "Swiss" genannt, empfohlen. Vielen wird der Ortsname wohl eher unbekannt erklingen, doch den Bewohnern der Provinz ist das reichste Dorf des Isaan wohlbekannt. Bei einem Streifzug durch die kleine Ortschaft fallen sofort zahlreiche villenartige Prachtbauten ins Auge. Was für ein Kontrast zu den ärmlichen, Isaan-typischen Holzhütten in zweiter Reihe. Auch der Dorftempel erscheint in besonderem Glanz und bezeugt einen gewissen Wohlstand der Bevölkerung.

Jetzt sind Hunde auch in Thailand nicht mehr sicher vor dem Kochtopf: Immer mehr Hunde werden von der Straße entführt, geschlachtet und als Delikatesse verzehrt.
Jetzt sind Hunde auch in Thailand nicht mehr sicher vor dem Kochtopf: Immer mehr Hunde werden von der Straße entführt, geschlachtet und als Delikatesse verzehrt.

Achtung, Hundefänger!

Während eines Rundgangs durch das Dorf Ban Jaan wurde DER FARANG Zeuge einer traurigen Geschichte, die beweist: Auch in Thailand sind Hunde nicht mehr sicher vor dem Kochtopf! Immer mehr Hunde werden auf offener Straße entführt, geschlachtet und als Delikatesse verzehrt. Aufmerksam geworden durch lautes Kläffen und Gejaule, beobachtete der Journalist, wie Hundefänger mit einem Pickup mit Käfigaufbau langsam durch die Straßen des kleinen Ortes fuhren und friedlich herumtollende Vierbeiner einfingen, zu einem Bündel schnürten und auf den Wagen warfen. Kooperierende Einwohner bekamen pro Hund einen Plastikwäschekorb als Dankeschön, für zwei Hunde gab es zwei Körbe. Doch der Großteil der Hunde wurde einfach gestohlen. Nach Auskunft eines Bewohners landen die Hunde bei einem auf Hundefleisch spezialisierten Schlachter. Hundefleisch wird im Königreich, vor allem unter Männern, immer beliebter: Denn es soll nicht nur Kraft verleihen und die Gesundheit fördern – auch als Aphrodisiakum soll es Wunder wirken. Hunde zu schlachten und zu verspeisen ist in Thailand nicht illegal, der Diebstahl allerdings schon.

Anreise und Übernachtung

Täglich fahren mehrere Busse vom Mo-Chit-Busbahnhof in Bangkok direkt nach Roi Et. Autofahrer folgen ab Bangkok dem Highway 2 via Korat und wechseln kurz vor Khon Kaen auf den Highway 208 bis Maha Sarakham, dann dem Highway 23 bis nach Roi Et folgen. Wer nicht ganz auf ein exotisches Nachtleben verzichten möchte, dem sei das Mai Thai Hotel (ab 1.200 Baht) zu empfehlen, das einen heißen Coyote-Nachtclub, Karaoke sowie einen Coffeeshop und ein reichhaltiges Massageangebot für Nachtschwärmer bereithält, Tel.: 043-522.776-9. Auch das neue Petcharat Garden Hotel lohnt einen Besuch und lockt mit einem großzügigem Pool zum Relaxen, Tel.: 089-417.0812 (Mobil).

Restaurant White Elephant

Seit bereits zehn Jahren ist das Restaurant White Elephant der Expattreff Nummer Eins in Roi Et.
Seit bereits zehn Jahren ist das Restaurant White Elephant der Expattreff Nummer Eins in Roi Et.

Seitbereits zehn Jahren ist das Restaurant White Elephant der Expattreff Nummer Eins in Roi Et.Das Restaurant White Elephant ist längst kein Geheimtipp mehr – es ist eine echte Institution in den Weiten des Isaan. Poo und ihr deutscher Gatte Klaus servieren bereits seit zehn Jahren ihren Gästen deftige deutsche Hausmannskost, leckere europäische Gerichte sowie exotisches Thai-Food. Jeden Tag stehen verschiedene Tagesgerichte im Angebot. Zum Beispiel leckere hausgemachte Spätzle, bayrische Würste oder der bei Farang beliebte Klassiker Wiener Schnitzel. Auch stehen feine deutsche Backwaren im Angebot. Nicht nur bei der deutsch sprechenden Expatgemeinde, besonders bei Thais ist das Restaurant sehr beliebt. "Die Thais lieben vor allem deutsche Würste", erzählt der ehemalige Autowaschanlagen-Verkäufer und Gewerbekaufmann Klaus nicht ganz ohne Stolz. Das Restaurant beinhaltet eine kleine Galerie und zahlreiche Fotos von bekannten Musikern, weshalb der White Elephant bei den Einheimischen auch als "Artist Bar" bekannt ist. Viele Stars geben sich bei Poo und Klaus die Klinke in die Hand. So überraschen nicht selten die Musiker von Carabao mit einem spontanen Besuch. Klaus hat immer ein offenes Ohr für seine Gäste und gilt aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen im Nordosten Thailands als bester Ansprechpartner für Isaan-Neulinge. Das beliebte Restaurant liegt an der Robmuang Road, direkt am Kanal. Infos und Tischreservierung, Tel.: 043-514.778.

Stammtisch und Skatabend

Jeden Dienstag treffen sich im White Elephant deutschsprachige Residenten zum Skat. Kleines Foto: Gerhard (links) und Rolf (rechts).
Jeden Dienstag treffen sich im White Elephant deutschsprachige Residenten zum Skat. Kleines Foto: Gerhard (links) und Rolf (rechts).

Residentengemeinde zu einem heiteren Stammtisch sowie Skatabend im White Elephant. Die Stimmung ist gut, Neulinge und interessierte Skatspieler sind gerne willkommen. Zu den Stammgästen zählen unter anderem der Deutsche Gerhard aus dem Schwarzwald und der Schweizer Rolf aus Basel. Beide genießen ihre Rente in Thailand. Rolf ist ein echter Weltenbummler und war unter anderem in Teheran, Kapstatt und Moskau beruflich tätig. Doch in Thailand gefiel es ihm so gut, dass er nun bereits seit mehreren Jahren in Roi Et sesshaft wurde. Seit sieben Jahren führt er mit einer Thai eine glückliche Ehe. Er schätzt vor allem die guten Beziehungen zu seinen Thai-Nachbarn, das angenehme Leben und die freundlichen Menschen im Isaan. Gerhard lebt seit vier Jahren in Roi Et mit seiner Thai-Freundin zusammen in einem schmucken Haus. Kennengelernt haben sie sich auf der Ferieninsel Phuket. Auch er schätzt die Freundlichkeit und ausgeprägte Gastfreundschaft der Einwohner des Isaan. "Die Menschen hier sind äußerst fair und noch nicht so vom großen Geld versaut wie in den von Touristen stark frequentierten Orten des Königreiches", erklärt der Deutsche. Nur eine Sache ärgert ihn gewaltig. Er hat die letzte Runde Skat verloren.

•DER FARANG im Isaan

DER FARANG war zu Besuch im Isaan, um einmal hinter die Kulissen seiner dort lebenden Leserschaft zu schauen. Freuen Sie sich auf abwechslungsreiche Geschichten, spannende Reportagen, interessante Interviews sowie natürlich auch vielsagende Fotos aus dem Nordosten Thailands.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.

Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.