Yildirim zu Yücel-Freilassung

Foto: epa/Omer Messinger
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MÜNCHEN (dpa) - Nach der Freilassung des Journalisten Deniz Yücel sieht der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim die deutsch-türkischen Beziehungen auf dem Weg der Normalisierung.

«Einzelfälle wie der von Deniz Yücel sind nicht in der Lage, unsere Beziehungen zu stören oder gänzlich zu zerstören», sagte Yildirim am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Er appellierte an die Bundesregierung, die Auseinandersetzungen der vergangenen Monate zu begraben. «Die Wahlen sind vorüber, das Referendum ist vorbei, und diese Schwierigkeiten liegen nun hinter uns.»

Nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 waren die Beziehungen zwischen beiden Ländern auf einen Tiefpunkt abgestürzt. Yildirim macht dafür vor allem die Wahlkämpfe um das Verfassungsreferendum in der Türkei und vor der Bundestagswahl in Deutschland verantwortlich. Zu den gravierendsten Problemen aus deutscher Sicht zählt weiterhin die Inhaftierung mehrerer deutscher Staatsbürger wegen Terrorvorwürfen. Der 44-jährige Yücel war der prominenteste Fall. Am Freitag kam er nach einem Jahr Untersuchungshaft frei. Fünf weitere Deutsche sitzen aber weiter aus politischen Gründen in Haft.

Diese Fälle dürften nicht zur Belastung der deutsch-türkischen Beziehungen werden, forderte Yildirim. Er betonte, dass einige deutsche Häftlinge Kontakte zu Putschisten gehabt hätten. Diese hätten «versucht die Demokratie in der Türkei aufzuheben, sie haben versucht, den türkischen Präsidenten zu töten». Yildirim verwies auch darauf, dass in Deutschland 3064 Türken inhaftiert seien. «Wenn sie im Gefängnis sind, dann ist das doch völlig egal, ob das politisch motiviert ist oder nicht», sagte er. Diese türkischen Gefangenen würden erwarten, dass die türkische Regierung ihnen helfe, so wie die deutsche Regierung ihren Landsleuten helfe.

Yildirim räumte zwar ein, dass es noch eine Weile dauern werde, bis alle Differenzen abgearbeitet seien. Er betonte aber: «Wichtig ist, dass man sich bemüht, dass diese Beziehungen sich verbessern. Sowohl auf türkischer Seite als auch in Deutschland gibt es diesen Willen, das habe ich gesehen.»

Yildirim hatte sich am Mittwoch in Berlin mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) getroffen und bei dem Gespräch schon seine Hoffnung auf die Freilassung Yücels geäußert. «Insbesondere das Gespräch mit Frau Bundeskanzlerin zeigt natürlich für uns für die Zukunft, dass wir unsere Beziehungen im Rahmen einer positiven Agenda intensivieren werden», sagte Yildirim. Am Samstag wird der Ministerpräsident bei der Münchner Sicherheitskonferenz reden.

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Leserkommentare

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Norbert Kurt Leupi 19.02.18 20:12
Yücel versus Rentnerin
Wenn das Schicksal einer Rentnerin , die 45 Jahre hart gearbeitet und Steuern bezahlt hat , jetzt aber Pfandflaschen sammeln muss um zu überleben , weit weniger für Empörung sorgt als die Freilassung eines eingebürgerten , rechts-konservativen Deutschenhassers und Springer-Journalisten , dann weiss man , dass in " deutschen Landen " etwas schief läuft ! "Yücel im TV , Yücel im Radio , Yücel im Internet ! Ich traue mich gar nicht , den KLO-DECKEL hochzuheben "!