Wohl keine Gefängnisstrafe für Jakartas Gouverneur

Foto: epa/Irwan Rismawan
Foto: epa/Irwan Rismawan

JAKARTA (dpa) - Wegen abfälliger Bemerkungen über den Koran hat die Staatsanwaltschaft am Donnerstag gegen den christlichen Gouverneur der indonesischen Hauptstadt Jakarta, Basuki Tjahaja Purnama, ein Jahr Haft auf Bewährung beantragt. Der 50-jährige Politiker kommt damit um eine Gefängnisstrafe, die ihm bislang gedroht hatte, sehr wahrscheinlich herum.

Purnama war erst am Mittwoch mit einer neuen Kandidatur gescheitert. In der Stichwahl musste er sich klar dem muslimischen Kandidaten Anies Baswedan geschlagen geben.

Der seit 2014 amtierende Gouverneur hatte im Wahlkampf gesagt, man solle sich nicht von jenen leiten lassen, die den Koran zitierten, um seine Wahl zu verhindern. Purnama bezog sich damit auf eine Sure, in der er es heißt: «Ihr, die ihr glaubt: Nehmt nicht die Juden und die Christen zu Freunden!» Manchmal wird das letzte Wort auch als «Führer» oder «Schutzherren» übersetzt. Daraufhin gingen aus Protest bis zu eine halbe Million Menschen gegen ihn auf die Straße.

Möglicherweise hat die Bemerkung Purnama den Wahlsieg kostet. Zuvor hatte der Vertraute von Präsident Joko Widodo als klarer Favorit gegolten. Mehrfach musste er im Wahlkampf vor Gericht erscheinen. Höchststrafe wären fünf Jahre Haft. Er selbst bestreitet, dass die Sätze abfällig gemeint waren. Der Termin für das Urteil steht noch nicht fest. Als Gouverneur ist Purnama noch bis Oktober im Amt. Das offizielle Endergebnis der Stichwahl wird erst im Mai erwartet.

Mit mehr als 200 Millionen Muslimen ist Indonesien das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt. Christen gehören mit etwa 20 Millionen zu den Minderheiten.

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aurel aurelis 29.04.17 16:48
Indonesien wird islamistischer
Viele Medien sagen oder schreiben, Indonesien sei für eine tolerante Lesart des Islam bekannt. Diese Behauptung betete z.B. der Kienzle in Dutzenden Talkshows herunter. Vielleicht galt das vor 20, 30 Jahren.
In der Provinz Ace wurden nach dem Tsunami von christlichen Sozialwerken tausende
Häuser für die Leute gebaut. Schon damals galt dort die Scharia. Vor etwa 2 Jahren
wurde sie für Alle, also auch Nichtmoslems geltend eingeführt. Das las ich im Farang. Christliche Gebetsräume wurden niedergerissen. Es ist schon gefährlich wenn sich christliche Familien im eigenen Haus treffen. Auch in anderen Provinzen ist die Toleranz verschwunden.
Das demonstriert jetzt auch der Comic-Zeichner und darunter leidet der Ex-Gouverneur wie viele andere. Das sollten auch mal die Politiker in Europa zur Kenntnis nehmen.