WinTin ist tot

Held des Widerstands gegen Militärdiktatur in Myanmar

RANGUN: Bis zuletzt hat Win Tin den Militärs in Myanmar nicht über den Weg getraut. Wegen seiner demokratischen Gesinnung saß er 19 Jahre im Gefängnis. Win Tin war ein Weggefährte von Aung San Suu Kyi.

Win Tin, einer der prominentesten Kämpfer gegen die Militärdiktatur in Myanmar, ist tot. Der 85-jährige Journalist und Mitbegründer der Oppositionspartei Nationalliga für Demokratie (NLD) starb am Montag an Nierenversagen und Atemproblemen. «Es ist ein großer Verlust für unser Land», sagte NLD-Sprecher Nyan Win.

Win Tin war der am längsten eingekerkerte politische Gefangene des Landes, ehe er 2008 nach 19 Jahren frei kam. Er war ein enger Vertrauter und Weggefährte der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Sie sei zuletzt mehrfach an seinem Krankenbett gewesen, sagte Nyan Win.

Suu Kyi, Tochter des ermordeten Unabhängigkeitshelden General Aung, war Ende der 80er Jahre nach Jahren im Ausland eigentlich nur nach Rangun zurückgekehrt, um ihre kranke Mutter zu pflegen. «Er hat sie überredet, in die Politik zu gehen», sagte der Journalist und Autor Bertil Lintner, der seit Jahrzehnten über Myanmar schreibt.

Die beiden gründeten nach dem blutig niedergeschlagenen Studentenaufstand 1988 die NLD. Sie wurde zu Hausarrest verurteilt und verbrachte mit Unterbrechungen mehr als 14 Jahre in Isolation. Er wurde in das berüchtigte Insein-Gefängnis gebracht. Zwei Jahre nach der Freilassung berichtete er in seinem Buch 2010 über das harte Leben und die Folterungen, die er und andere Gefangene erlebten.

Win Tin war einer der wenigen, der es wagte, die Parteivorsitzende Suu Kyi zu kritisieren. So rügte er, sie lasse sich zu sehr mit den weiter einflussreichen Militärs ein.

Suu Kyi propagiert Zusammenarbeit und will 2015 für das Präsidentenamt antreten. Dazu muss die Verfassung geändert werden, und dafür, sagt sie, brauche sie die Unterstützung des Militärs. Die Generäle ließen 2008 zwar wählen, behielten sich aber eine Sperrminorität von 25 Prozent der Sitze im Parlament vor.

«Wie kann die NLD darauf setzen, eine vom Militär durchgesetzte Verfassung in einem Parlament voller vom Militär ernannter Abgeordneter zu ändern?», wetterte Win Tin. Er war dafür, Druck von der Straße aufzubauen, um die Verfassungsänderung durchzusetzen. Er trug aus Protest gegen den fortgesetzten Einfluss des Militärs auch nach seiner Freilassung oft das Hemd der Gefangenen.

In einer kurzen demokratischen Periode Birmas hatte Win Tin 1957 die Zeitung «The Mirror» gegründet. 1962 putschte General Ne Win und das Land blieb bis 2008 im eisernen Griff des Militärs. Win Tin erhielt zahlreiche internationale Preise, darunter 2001 den Guillermo-Cano-Preis für Pressefreiheit der UN-Kulturorganisation Unesco.

(Foto: epa)

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