Wiederaufbau der Botschaft in Kabul beginnt

Foto: epa/Jawad Jalali
Foto: epa/Jawad Jalali

KABUL (dpa) - Sechs Monate nach einem verheerenden Bombenanschlag hat in der afghanischen Hauptstadt Kabul der Wiederaufbau der deutschen Botschaft begonnen.

Ein am Freitag über das Twitter-Konto der Botschaft veröffentlichtes Foto zeigt Botschafter Walter Haßmann mit weißem Bauhelm und den Händen an einer Schaufel zum englischsprachigen Text: «Deutschland ist zurück! Wiederaufbau der Anlagen für die deutsche Botschaft in Kabul hat begonnen.»

Am 31. Mai war an einer stark befahrenen Straße vor der Botschaft eine massive Lastwagenbombe explodiert. Rund 150 Menschen waren dabei getötet worden, vor allem afghanische Zivilisten - darunter ein Wächter der Botschaft. Zwei Mitarbeiter, eine Deutsche und eine Afghanin, waren verletzt worden. Sicherheitsexperten vermuten, dass die Botschaft das Ziel war und dass hinter dem Anschlag das Hakkani-Terrornetzwerk steckt, das eng mit den Taliban kooperiert.

Der Botschafter arbeitet mit fünf bis sechs Leuten derzeit in der Vertretung der USA. Wann zumindest Teile der deutschen Botschaft wieder bezugsfertig sind, blieb zunächst unklar. Eine Quelle in Kabul sprach von «März oder April». Eine andere sagte, der Botschafter habe eine «klare Deadline» bekommen. Um sehr viel anderes als den Wiederaufbau könne das kleine Team sich derzeit nicht kümmern.

Hinter neuen Sprengschutzwänden, die mit etwa fünf Metern Höhe massiver sind als zuvor, stehen schon seit einigen Wochen Kräne. Offenbar sollen nun auf dem hinteren Teil des Geländes neue schwer geschützte Wohn- und Bürogebäude entstehen und existierende besser gesichert werden. Dieser Teil war auch genutzt worden, um während des Anschlags Mitarbeiter in Sicherheit zu bringen. Das im vorderen Teil zur Straße hin liegende Kanzleigebäude war so schwer beschädigt worden, dass es wohl abgerissen wird. Wegen Drohungen war das Haus aber schon Wochen vor dem Anschlag geschlossen worden.

Aus dem Außenministerium hieß es, das «Auswärtige Amt bemüht sich unter Hochdruck, die Botschaft in Kabul wieder in einen arbeitsfähigen Zustand zu versetzen. Dazu gehören selbstverständlich auch geeignete Sicherheitsmaßnahmen.» In Kabul gab es seit Januar 19 schwere Anschläge mit Hunderten Toten und Verletzten.

Ursprünglich habe die Bundesregierung die Afghanen um ein neues Gelände gebeten, sagte eine Quelle, aber es sei schnell klar gewesen, dass das im dicht besiedelten Diplomaten- und Regierungsviertel nicht möglich sein würde. Die afghanische Regierung plant nun eine Ausweitung der Sicherheitszone um das Viertel, die auch den Verkehr an der exponierten Ecke des deutschen Botschaftsgeländes beruhigen soll. Das kann allerdings mehrere Jahre dauern.

Auch andere deutsche Organisationen in Kabul erhöhen angesichts des sich dramatisch verschärfenden Konflikts mit den Taliban, mehr Anschlägen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und einer blühenden Entführungsindustrie die Sicherheitsmaßnahmen.

Die Mitarbeiter der großen staatlichen Entwicklungshilfsorganisation GIZ sind vor einigen Wochen in ein hochgesichertes Lager am Stadtrand gezogen, in dem auch viele UN-Büros untergebracht sind. Die meisten ihrer Büros im Stadtzentrum hat die GIZ aufgegeben. «Die Projektarbeit in Afghanistan läuft im gleichen Umfang weiter und wird gemeinsam umgesetzt von nationalen und deutschen/internationalen Mitarbeitern, die von verschiedenen Standorten aus arbeiten, darunter auch Dubai», schrieb eine Sprecherin in einer Email.

Ein Kenner der Situation sagte, die Zahl der internationalen GIZ-Mitarbeiter, die gleichzeitig im Land sein darf, sei «gedeckelt» worden. Von den 100 ausländischen Mitarbeitern, die im vergangenen Jahr noch in Afghanistan waren, sollen etwa 40 in Kabul übrig sein.

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