Korruptionsverdacht gegen Polizei und Verwaltung

Gezielte Ausbeutung auf Phuket – Korruption Teil der Landeskultur

Polizeicheck auf Thailands Autobahnen: Ein Schweizer (25) geriet bei Petchaburi in eine Drogenkontrolle und musste wegen Cannabis im Urin 40.000 Baht Strafe bezahlen.
Polizeicheck auf Thailands Autobahnen: Ein Schweizer (25) geriet bei Petchaburi in eine Drogenkontrolle und musste wegen Cannabis im Urin 40.000 Baht Strafe bezahlen.

PHUKET/PETCHABURI: Mit einer für thailändische Verhältnisse erstaunlichen Offenheit sind schwerwiegende Korruptionsvorwürfe gegen Phukets lokale Polizei und Verwaltung erhoben worden. Offensichtlich werden insbesondere ausländische Arbeiter regelrecht abgekocht und wegen angeblicher Verstöße gegen das Arbeitsrecht um Tausende von Baht erleichtert.

Dieses Mal kommt der lautstarke Protest gegen gezielte und mutwillige Ausbeutung ausländischer Residenter von der Tourismusbehörde des Thailändischen Senats, deren ehemalige Vorsitzende Thanyarat Atchariyachai gegenüber der ‚Bangkok Post‘ aktuelle Praktiken in Phuket anprangert. Dort seien beispielsweise burmesische Migranten beim Wäscheausliefern in Chalong abgefangen worden, weil sie am Lieferort Karon keine Arbeitsbewilligung besäßen. Die meisten der gefassten ‚illegalen Wäschelieferanten‘ hätten aus Angst die ortsüblichen 5,000 Baht Sofortstrafgeld bezahlt, um sich weiteren Ärger zu ersparen.

Nicht besser sei es ihren Informationen zufolge einer skandinavischen Reiseagentur ergangen, die Touristen nach Phuket brachte. Bezeichnenderweise wurden Mitarbeiter dieser Firma vorzugsweise am Freitagnachmittag von Polizeimitarbeitern abgepasst und nach ihrer Arbeitserlaubnis befragt. Obwohl die Agentur nachweislich für alle ihre Tourguides Arbeitspapiere besitzt, so Frau Thanyarat Atchariyachai, habe man ihnen mit Inhaftierung übers Wochenende gedroht und bis zu 20,000 Baht in Einzelfällen als Strafgeld einkassiert. Seit Jahren bekannt sind auch Festnahmen von Tauchlehrern, weil sie auf ihren Exkursionen manchmal in Gewässer von Nachbarprovinzen geraten – auch dort lauerten häufig Polizeikräfte wegen Verstoßes gegen die Arbeitsbewilligung auf zahlungskräftige Klientel.

Der Redaktion des FARANG ist ein weiterer Fall von klassischer Korruption auf Thailands Straßen bekannt geworden. Ein Schweizer Urlauber (25), der auf Phuket geboren wurde und deshalb auch die thailändische Staatsangehörigkeit besitzt, wurde Ende des vergangenen Jahres am helllichten Tag mit seinem Mietwagen bei Phetchaburi auf der Autobahn gestoppt und auf Drogen getestet. Dummerweise war der junge Schweizer erst einen Tag zuvor in Thailand eingetroffen und in seinem Urin fanden sich Spuren von Cannabis – dessen Eigenverbrauch in der Schweiz nicht strafbar wäre.

Für den ehemaligen Phuket-Residenten hatte dies Folgen. Zunächst forderten die Polizeibeamten auf der Straße 80.000 Baht Strafgeld. Nach mehreren hektischen Telefonaten, unter anderem mit der thailändischen Mutter des Delinquenten in Bangkok, wurde die Summe auf 40.000 Baht heruntergehandelt und der Schweizer durfte nach Bezahlung die Fahrt nach Phuket fortsetzen.

Besonders hart treffen solche gut vorbereiteten Kontrollen allerdings die ärmsten der Armen im Königreich. Burmesische Bauhilfsarbeiter, Näher oder Wäschereiangestellte werden seit Jahren nicht nur mit Billiglöhnen ausgebeutet, sie verlieren bei turnusmäßigen Polizeikontrollen immer wieder ihren gesamten Monatslohn. Zumeist wird bezahlt, um den Verbleib in Thailand nicht zu riskieren.

Burmesische und thailändische Menschenrechtsorganisationen weisen seit Jahren auf Missstände hin. Menschenunwürdige Praktiken in Thailands Fischerei-Industrie haben weltweit für Empörung gesorgt und zwischenzeitlich bei der Militärregierung für ein stärkeres Vorgehen gegen Menschenhandel und Ausbeutung gesorgt. Aktuelle Fälle zeigen jedoch auf, dass die Korruption in Thailands Arbeitswelt ein Teil der Landeskultur ist und bleibt – weil die bisher getätigten Gegenmaßnahmen nur die Spitze eines Eisberges enthüllten und bei den eigentlichen Gesetzeshütern kein echtes Unrechtsbewusstsein vorherrscht.

Quelle: Fotos: Archiv

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Jack Norbert Kurt Leupi 29.01.17 19:16
Korruptionsverdacht
Kurz und bündig : Korruption = Kavaliersdelikt , das mit einem teils saftigen" Tip " erledigt wird ! Warum sich aufregen ,Mensch ärgere Dich nicht ? Damit leben oder " zügeln " !
Peter Platzer 29.01.17 14:20
Wundert mich das man sowas öffentlich schreiben
darf!
Alois Amrein 29.01.17 13:58
Jemand überrascht?
In Thailand ist die Polizei nicht Teil der Lösung von Problemen, sondern selber Teil des Problems. Bei den hier geschilderten Praktiken ist es kein Wunder, dass die Touristenzahlen zurückgehen. Wer will schon Opfer von Willkürjustiz werden? TAT sollte endlich aktiv werden.
Ingo Kerp 29.01.17 13:32
Wundert sich
überhaupt noch jemand über die Polizei-"Praktiken" in Thailand?
Sitting Bull 29.01.17 13:27
Die Petchaburi Urinkontrolle.....
ist ja wohl derweil eine Dauerinstitution. Wir haben dort nach zeahen Verhandlungen auch 40 000 Bhat pro Nase bezahlt fuer nen positiven Urintest. Die Tests waren in Kartons mit der Aufschrift: Kostenlose Spende der deutschen Bundesregierung. Man glaubt es kaum. Zudem sprechen diese Tests nur auf Meth, Kratom und Cannabis an . Wer sich Opium, Morphin oder Heroin reinfaehrt bleibt unerkannt( gibt ja auch Opiumsaft in jedem 7/11 als Hustensaft rezeptfrei). Und dann wegen laecherlichen Cannabisspuren sowas. Korruptionsbekaempfung in Thailand? Laecherlich! Guter Artikel , Herr Gruber. Was sollen jetzt die Gelegenheitskiffer machen? Auf Saufen, Opium oder Heroin umsteigen um unerkannt zu bleiben? Grotesk ist das. Aber wundern tut mich gar nix mehr in Thailand