Am 13. März haben drei Bundesländer in Deutschland gewählt. Die in dieser Kolumne in den letzten Jahren an verschieden Beispielen aufgezeigte wachsende Gefahr für die Demokratie – ohne hysterisch zu werden – wird deutlicher sichtbar. Die AFD wirbelt die Parteienlandschaft durcheinander, der Status von CDU und SPD als Volksparteien gerät in Gefahr. Was sind die Ursachen dieser nicht ungefährlichen Entwicklung?
Ein Hauptgrund dürfte sein, dass sich eine wachsende Anzahl von Bürgern weder bei den großen Medienhäusern noch in der Politik wiederfindet. Politiker wie Sigmar Gabriel, der sich innerhalb weniger Wochen zu zentralen Fragen – beispielsweise Europa – genau gegensätzlich äußert (ohne damit ein Problem zu haben), werden mehr. Bei den großen Medienhäusern nimmt selektive Berichterstattung zu sowie die Unterdrückung von Nachrichten (Silvesternacht Köln). Auch die sich häufende Vermischung von Berichterstattung und Kommentar kann einem aufmerksamen Beobachter nicht verborgen bleiben. Oft wahrscheinlich gut gemeint, aber mit unerwünschtem Erfolg. Die AFD ist ein Paradebeispiel: Vor drei Jahren, als die AFD gegründet wurde, haben Politik und Medien diese Partei wider besseres Wissen in die rechte Ecke gestellt. Die AFD war damals eine Professorenpartei, die im Kern wirtschafts- und finanzpolitische Anliegen hatte. Die etablierten Parteien, flankiert von der Presse, waren wie schon vorher bei den Piraten, schnell dabei die Nazikeule zu schwingen, um die unerwünschte Konkurrenzpartei möglichst schnell wieder loszuwerden. Sie erreichten genau das Gegenteil, denn mittlerweile hat der bräunelnde Osten Deutschlands die AFD für sich entdeckt und nach einem kurzen Machtkampf an der Spitze wohl auch das Sagen in der Partei. Die in den letzten Jahren eingerissene Unsitte im Dreisatz „Etikettieren, Diskreditieren, Abservieren“ zu verfahren, funktioniert aber nicht mehr.
Input auf Basis von Argumenten
Im täglichen Leben ist Ähnliches zu beobachten. In einem Gastkommentar auf eine der letzten Kolumnen stellte ein Leser ohne sich groß mit Argumenten auseinanderzusetzen an erster Stelle die Frage, weshalb sich jemand, der so lange in China lebt überhaupt mit Fragen auseinandersetzt, die Deutschland betreffen und kam für sich zu dem Schluss, dass es sich nur um rechte Rattenfängerei handeln könnte. So einfach kann man sich die Welt machen. Gescheiter ist es allerdings, sich mit Input in der Sache und auf der Basis von Argumenten auseinanderzusetzen, unabhängig davon, ob die Gedanken aus Europa oder Asien kommen.
Erstaunlicherweise hat gerade Konfuzius – also ein Chinese – bereits eine Einsicht entwickelt, die das gegenwärtige Problem Deutschlands und des Westens aufzeigt. Vor tausenden von Jahren hat er erkannt: „Wenn die Begriffe nicht stimmen, dann ist das, was gesagt wird, nicht das Gemeinte. Wenn das, was gesagt wird, nicht das Gemeinte ist, dann sind die Taten nicht in Ordnung. Wenn die Taten nicht in Ordnung sind, dann verderben die Sitten. Wenn die Sitten verderben, dann ist die Justiz überfordert. Wenn die Justiz überfordert wird, dann weiß das Volk nicht, wohin es sich wenden soll. Deshalb achte man darauf, dass die Begriffe stimmen. Das ist das Wichtigste von allem“. Es lohnt sich darüber nachzudenken.
Schon an den Schulen scheint das „wie“ wichtiger zu werden als das „was“. Von Katja Oskamp gibt es zu diesem Thema einen Aufsatz, in dem sie ausführt, dass nun auch in der Schweiz wie in Deutschland gemäß Lehrplan 21 an den Schulen nicht mehr der Erwerb von Wissen, sondern von Kompetenzen im Zentrum stehen soll. Der Gegenstand ist nichts, seine Auf- und Nachbereitung alles. Statt Wissen zu erwerben, bekommen die Schüler die ewig gleichen Kompetenzen eingetrichtert, eine krude Mixtur aus politischer Korrektheit und der Anbetung technisch-medialer Möglichkeiten.
Man wird sehen, wie diese pädagogischen Experimente ausgehen. Eins haben die oben beschriebenen Wahlen jedoch gezeigt. Gewinner waren – unabhängig vom Parteibuch – authentische und kenntnisreiche Personen wie Winfried Kretschmann, die meinen was sie sagen.
Über den Autor Christian Rasp ist Rechtsanwalt und seit 1992 in Thailand, Hongkong und China tätig. Er leitet ein spezialisiertes Consulting-Haus, lebt und arbeitet in Hua Hin, Bangkok und Hongkong. Die Kolumne Nachgefragt“ beschäftigt sich vorwiegend mit aktuellen ökonomischen Fragestellungen, die es verdienen, etwas genauer unter die Lupe genommen zu werden. Feedback erwünscht! Kontaktdaten von Rechtsanwalt Rasp:E-Mail: cr@cr-management-consulting.com Webseite: www.cr-management-consulting.com Telefon: +66 32 512 253 |