Welche Spuren können britische Ermittlerauswerten?

Welche Spuren können britische Ermittlerauswerten?

KOH TAO/MAILAND: Britische Polizeiexperten werden bei der Aufklärung des Mordfalles von Koh Tao helfen dürfen. Dieses Zugeständnis scheint der Premierminister Großbritanniens David Cameron seinem thailändischen Amtskollegen Prayuth Chan-o-cha beim Europäisch-Asiatischen Gipfeltreffen der Staatschefs (ASEM) in Mailand abgerungen zu haben.

Bereits gestern war eine von mehr als 100.000 Menschen unterzeichnete Petition zur unabhängigen Untersuchung der Mordumstände vom 15. September 2014 auf Koh Tao am Amtssitz des britischen Premierministers in der Downing Street 10 übergeben worden. Damit erhält David Cameron automatisch den Auftrag, den Fall ins englische Unterhaus „House of Commons“ zu tragen und dort öffentlich zu debattieren. Vor allem im Mutterland der beiden ermordeten jungen Touristen Hannah Witheridge (23) und David Miller (24) waren die Polizeiarbeit der thailändischen Polizei und der vermeintliche Ermittlungserfolg mit zwei verhafteten Tätern aus Myanmar mit großem Argwohn bewertet worden.

Cameron kündigte an, so schnell wie möglich britische Polizisten nach Thailand zu entsenden und auch an den Tatort am Sairee Beach der Taucherinsel Koh Tao im Inselarchipel Koh Samui. Hoheitlich wolle man sich nicht in die Arbeit der Thaipolizei einmischen, so der britische Premier, aber bei der Spurenermittlung sowie den wichtigen DNA-Abgleichen zwischen sichergestellten Spermaproben der vergewaltigten Hannah Witheridge und den tatverdächtigen Burmesen Zaw Lin und Win Zaw Htun (21) neutrale Sicherheit schaffen.

Kritiker stellen bereits im Vorfeld die Frage, ob die Spermarückstände – laut Laboruntersuchung von zwei asiatischen Tätern – aus dem Körper der ermordeten Hannah Witheridge zweifelsfrei zugeordnet werden können. Bis heute wurde die Frage nicht beantwortet, ob diese wichtigste Spur im Doppelmordfall jenseits jeglichen Zweifels auszuwerten ist. Sollte es Scotland Yard in London gelungen sein, aus dem heimgeführten Leichnam von Witheridge noch verwertbare DNA-Täterspuren zu entnehmen, gäbe es in der Tat noch Originalproben – und diese könnten mit den beiden auf Koh Samui einsitzenden mutmaßlichen Tätern Zaw Lin und Win Zaw Htun abgeglichen werden.

Zu klären wird auch sein, ob das mittlerweile widerrufene erste Geständnis der Tatverdächtigen unter Zwang, das heißt Folter und Psychoterror, zustande gekommen ist. Mit dieser Behauptung gingen die Anwälte von Zaw Lin und Win Zaw Htun bereits vor zehn Tagen an die Weltöffentlichkeit. Von den Eltern der auf Koh Tao verhafteten 21 jährigen Männer wurden diese Anschuldigungen in Richtung thailändische Ermittler Ende dieser Woche erneuert und sogar im Fernsehsender BBC in einer Sondersendung wiederholt.

Die kommende Woche – Woche fünf nach dem furchtbaren Sexualmord auf Koh Tao an Hannah Witheridge und David Miller – dürfte interessant werden und einige Fragen beantworten. Mit seiner Kehrtwende hat Thailands Premierminister Prayuth Chan-o-cha in Mailand beim ASEM-Gipfel immerhin deutlich gemacht, dass Thailands Ruf wichtiger ist als alles andere. Ein Erfolg ist dieses Zugeständnis für all jene, die seit Wochen aktiv für eine unabhängige Untersuchung und objektive Aufklärung des Koh Tao-Doppelmordes gekämpft hatten. (Foto: Phuket Gazette)

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