Weg frei für Nadal?

Foto: epa/Justin Lane
Foto: epa/Justin Lane

NEW YORK (dpa) - Für Roger Federer war es immer klar. Der Schweizer ist keineswegs überrascht, dass Rafael Nadal als nimmersattes Tennis-Phänomen weiter ein Titelkandidat bei den Grand-Slam-Turnieren ist. Zum Jahresbeginn waren die Zweifel groß, ob der Spanier für die bedeutenden Titel noch infrage kommt. An diesem Sonntag (22.00 Uhr/MESZ) kann der verletzungsanfällige 31-Jährige im Endspiel gegen den klaren Außenseiter Kevin Anderson nach Roland Garros auch bei den US Open triumphieren. «Nur wenn er zurücktritt, glaube ich, dass er nicht mehr gewinnen wird», sagte sein Wegbegleiter Federer.

Für Nadal wäre sein dritter Titel in New York der krönende Abschluss einer denkwürdigen Saison, die für den Linkshänder aus Manacor mit einer Final-Niederlage bei den Australian Open begann und mit dem historischen zehnten French-Open-Titel einen emotionalen Höhepunkt erreichte. Ein Sieg fehlt jetzt noch. «Das ist wahrscheinlich das wichtigste Match, das mir in diesem Jahr noch bleibt. Also werde ich mein Bestes geben, um mein Bestes zu spielen», sagte Nadal.

Die Nummer eins steigerte sich im Laufe der zwei Wochen von Flushing Meadows. Der Aufgabe gegen Federer-Schreck Juan Martin del Potro entledigte er sich in vier Sätzen 4:6, 6:0, 6:3, 6:2. Nach einem Taktik-Wechsel dominierte der Mallorquiner den in New York begeisternden, aber in der Nacht zum Samstag erschöpften US-Open-Sieger von 2009 klar. Nadal beendete del Potros emotionale Comeback-Story. Australian-Open- und Wimbledon-Champion Federer war nach dem Viertelfinale raus. Wer soll ihn jetzt noch aufhalten?

Der südafrikanische Grand-Slam-Debütant Anderson? Eine der größten Grand-Slam-Überraschungen seit einer halben Ewigkeit? Der hagere Blondschopf, der schon nach seinem Finaleinzug zu seinem Team und seiner Frau Kelsey im Stile eines Champions in die Box kletterte?

Der 31-jährige Südafrikaner wusste genau, wem er seinen größten Karriereerfolg auch zu verdanken hat. Den verletzt fehlenden Topstars: Kein Titelverteidiger Stan Wawrinka, kein Vorjahresfinalist Novak Djokovic, auch nicht der von Nadal als Nummer eins abgelöste Andy Murray war am Start. Nicht einmal der frühere Wimbledon-Finalist Milos Raonic oder der ehemalige US-Open-Finalist Kei Nishikori.

«Wir sind eigentlich die wenigen Jungs gewöhnt, die außergewöhnlich gut und konstant spielen», sagte der in Florida lebende Anderson nach seinem 4:6, 7:5, 6:3, 6:4 gegen Nadals Landsmann Pablo Carreno Busta. «Es ist schön, dass uns einige von ihnen die Chance zu einem Lauf gegeben haben.» Aus den Spielern der hinteren Riege hat Anderson die für ihn womöglich einmalige Chance genutzt.

Der Erfolgsweg des neuen Weltranglisten-15. und ersten südafrikanischen Grand-Slam-Finalisten seit 33 Jahren zeigt auch, welch Chance dieses ungewöhnlich offene Major für Alexander Zverev bot. In den Hartplatz-Wochen in Nordamerika hatte der Hamburger Anderson zweimal besiegt, bei den US Open scheiterte er in Runde zwei und damit vor dem möglichen Duell.

Es ist schon irgendwie kurios, dass in Nadal der Spieler, den in der Vergangenheit stets besonders viele Zweifel an seiner Gesundheit umgaben, nun als Einziger der Topstars beim abschließenden Grand-Slam-Turnier übrig geblieben ist. «Wichtiger als Grand Slams zu gewinnen, ist es für mich, glücklich zu sein», behauptete der dominierende Spieler der Saison. «Ich bin glücklich, wenn ich gesund bin, und mich konkurrenzfähig fühle.» Ein zweiter Titel in seinem dritten Major-Finale in diesem Jahr würde sicher zu seinem Glück beitragen. Dass das überhaupt möglich ist, hatte er nach seinen Handgelenksproblemen 2016 wohl tatsächlich selbst nicht gedacht.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.