Warnstreiks in Deutschland begonnen

Flugverbindungen gestrichen

Archivbild: epa/Clemes Bilan
Archivbild: epa/Clemes Bilan

BERLIN (dpa) - Warnstreiks an Flughäfen und in öffentlichen Betrieben. Die Gewerkschaft Verdi erhöht kurz vor der dritten Tarifrunde für die Beschäftigten des öffentlichen Diensts den Druck. Die Folgen sind bundesweit zu spüren.

In ganz Deutschland haben am Dienstag massive Warnstreiks im öffentlichen Dienst begonnen. Tausende Beschäftigte an Flughäfen, im Nahverkehr, in Kindergärten und anderen öffentlichen Betrieben legten am Morgen die Arbeit nieder.

An den bestreikten Airports Frankfurt, München, Köln und Bremen wurden schon vorab hunderte Flüge annulliert. Reisende mussten sich den ganzen Tag über auf massive Verspätungen einstellen.

Die Gewerkschaft Verdi will damit kurz vor der dritten Tarifrunde für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst den Druck erhöhen. Die Gespräche stehen am 15. und 16. April in Potsdam an. Die Gewerkschaft fordert für bundesweit rund 2,3 Millionen Tarifbeschäftigten sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 200 Euro pro Monat.

Der Verdi-Vorsitzende Frank Bsirske verteidigte die Ausstände. «Mit der massiven Ausweitung der Streiks setzen wir in dieser Woche deutliche Signale an die Arbeitgeber», sagte Bsirske der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Wegen der Warnstreiks strich die Lufthansa für diesen Dienstag rund 800 Flüge. 90.000 Passagiere sollen von den Ausfällen betroffen sein.

An die Adresse der Arbeitgeber sagte Bsirske: «Wir erwarten, dass sie in der dritten Verhandlungsrunde ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen und damit eine gute Lösung am Verhandlungstisch ermöglichen.»

Am Airport Frankfurt legten Beschäftigte der Flugzeugabfertigung und Flughafenfeuerwehr am Morgen die Arbeit nieder. Außerdem sei die Flugsicherheitskontrolle betroffen, sagte ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport. «Das ist auch das, wodurch wir die extremsten Einschränkungen erwarten.» Am Flughafen München, Deutschlands zweitgrößtem Airport, strich die Lufthansa vorab insgesamt 240 Inlands- und Auslandsflüge, wie eine Lufthansa-Sprecherin am Montag bestätigte. In Köln wurden 70 Flüge gestrichen. In der Folge fielen auch an weiteren Flughäfen wie Berlin-Tegel und Leipzig/Halle Flüge aus.

Auch im Nahverkehr der Städte in Nordrhein-Westfalen wurden Verbindungen gestrichen. «Heute fahren keine Bahnen», warnten etwa die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) ihre Kunden per Laufband. Mehre Städte kündigten zudem an, dass Kitas geschlossen bleiben müssen. Daneben können etwa auch die Müllabfuhr, Sparkassen, Stadtverwaltungen, Krankenhäuser und auch der Schiffsverkehr von dem Warnstreik betroffen sein. Die Auswirkungen sind abhängig davon, wie viele Beschäftigte sich tatsächlich beteiligen.

Der kommunale Arbeitgeberverband VKA hatte den Gewerkschaften vorgeworfen, weniger die Arbeitgeberseite als die Bevölkerung unter Druck zu setzen. Der Arbeitgeberverband BDA warf den Gewerkschaften eine massive Schädigung der Volkswirtschaft vor.

Betroffene Lufthansa-Kunden sollen ihren Flug kostenfrei umbuchen oder im Inland auf die Bahn ausweichen können. An Flughäfen arbeiten auch nach Privatisierungen noch zahlreiche Beschäftigte der Kommunen. Bestreikt werden sollen unter anderem Sicherheitspersonal für Personenkontrollen und Bodenverkehrsdienste, etwa bei der Gepäckabfertigung und auf dem Rollfeld.

Die Ausstände an den Flughäfen sollen auf Dienstag beschränkt sein. Die Gewerkschaften Verdi und Beamtenbund dbb kündigten bis Freitag allerdings weitere bundesweite Warnstreiks im gesamten öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen an. Betroffen sein sollen unter anderem Kitas, der Nahverkehr und die Müllabfuhr.

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Jürgen Franke 10.04.18 22:34
Es ist schon grotest und widerlich mit
ansehen zu müssen, wie die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, um ihren Lohn betteln müssen. Zumal insbesondere dieser Dienst an der Öffentlichkeit nicht zu denen gehört, der von ihren Arbeitsbedingungen besonders attraktiv ist.