«WamS»: Zahl tatverdächtiger Zuwanderer stark gestiegen

Foto: dpa/Arno Burgi
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BERLIN (dpa) - Die Zahl tatverdächtiger Zuwanderer ist nach einem Medienbericht im vergangenen Jahr um 52,7 Prozent gestiegen - auf 174.438. Das berichtet die «Welt am Sonntag» unter Berufung auf die ihr vorliegende Polizeiliche Kriminalstatistik, die Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Montag offiziell präsentieren will.

Die Zahl ist damit deutlich weniger stark gestiegen als im Vorjahr, als der Anstieg gemäß dem Jahreslagebild des Bundeskriminalamts noch 91 Prozent betragen hatte. Beide Zahlen stehen in Beziehung zur Entwicklung der Zuwanderung. 2015, im Jahr des großen Zustroms, waren 890.000 Flüchtlinge und andere Migranten nach Deutschland gekommen, für das vergangene Jahr wird von etwas mehr als 300.000 ausgegangen.

Um einen Vergleich mit der übrigen Bevölkerung zu ermöglichen, sind Straftaten wie unerlaubte Einreisen, die nur Zuwanderer begehen können, nicht berücksichtigt. Laut der Statistik fielen Zuwanderer bei einigen Deliktarten besonders auf, schreibt die «WamS». So stellen sie demnach beim Taschendiebstahl 35,1 Prozent der Tatverdächtigen. Bei Wohnungseinbrüchen sind es 11,3 Prozent. Und bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung sowie Vergewaltigung und sexueller Nötigung sind es jeweils 14,9 Prozent. Das Bundesinnenministerium wollte zu den Zahlen unter Verweis auf die Pressekonferenz am Montag nicht Stellung nehmen.

Zur Gruppe der Zuwanderer zählen der Zeitung zufolge diejenigen, die mit dem Aufenthaltsstatus Asylbewerber, Duldung, Kontingent- oder Bürgerkriegsflüchtling oder unerlaubter Aufenthalt registriert sind. Ihr Anteil an allen Tatverdächtigen liegt der Zeitung zufolge bei 8,6 Prozent. Das ist demnach deutlich mehr als der Anteil, den Zuwanderer plus Asylberechtigte an der Gesamtbevölkerung haben, nämlich dem Blatt zufolge weniger als 2 Prozent.

Dass der Kriminalitätsanteil von Zuwanderern zunehmen würde, war nach dem Flüchtlingszustrom zu erwarten und wurde ohne konkrete Zahlen bereits am Freitag bekannt. Die Entwicklung sei auch deshalb nicht überraschend, weil manche Zuwanderer aufgrund ihrer Alters- und Sozialstruktur «ein Bündel von Risikofaktoren» hätten, hatte der Wiesbadener Kriminalpsychologe Rudolf Egg dazu gesagt. Er zählte auf: junge alleinstehende Männer, ohne Familie, schlecht integriert, mit geringer beruflicher Perspektive und möglicherweise ohne Bleibeperspektive. Viele Taten beträfen Migranten untereinander.

Zuwanderer seien häufiger Belastungsfaktoren ausgesetzt und neigten dadurch eher zu Kriminalität, erklärte Dominic Kudlacek vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen zu den Daten. Dazu zählten mangelnde Sprachkenntnisse und Bildung sowie wenig Geld und Perspektiven. Dies sei besonders ein Problem junger Männer, die im urbanen Raum leben. Sie seien zudem oft allein eingereist und es fehle an sozialer Kontrolle. «Junge Männer begehen eher Straftaten als ältere Frauen, das ist überall so.»

Es sei wichtig, offen über die Zahlen zu sprechen und deutliche Grenzen aufzuzeigen, sagte der Sozialwissenschaftler. «Normverstöße müssen konsequenter bestraft werden. Es ist klar, dass ein Jugendlicher sich nicht an die Regeln hält, wenn er mitbekommt, dass ein anderer mit beispielsweise 15 Identitäten das 15-Fache an Geld nach Hause schicken kann.» Ein wichtiger Schlüssel zur Integration sei die Sprache. «Erstens muss massiv in Bildung investiert werden. Zweitens müssen klare Grenzen gesetzt werden. Drittens müssen Anreize geschaffen werden, zurückgehen zu können – damit meine ich Geld.»

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Jürgen Franke 24.04.17 16:55
Es ist überraschend, dass sich die deutschen
Medien plötzlich mit den Zahlen tatverdächtiger Zuwanderer beschäftigen. In den Statistiken wird jedoch völlig übersehen, dass es bei dieser Problematik nicht nur um die Integration geht, sondern insbesondere auch um die Möglichkeit, das Verhalten der Jugendlichen zu beeinflussen, die überwiegend moslemisch erzogen wurden und somit keinen Respekt vor unseren Werten haben, weder vor Lehrerinnen noch vor Polizistinnen. Dass Väter in die Schule rennen, um der Lehrerin zu verbieten, den Sohn zu disziplinieren, ist keine Seltenheit.
Ingo Kerp 24.04.17 13:28
Da dürften noch einige Untaten zu erwarten sein.