Wahl in Österreich: Die AfD schluckt ihre Enttäuschung herunter

Foto: epa/Wolfgang Kumm
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WIEN/BERLIN (dpa) - Die AfD hat den Sieg von Norbert Hofer bei der Präsidentenwahl in Österreich herbeigesehnt. Keine Frage. Hätte der Rechtspopulist die Abstimmung gewonnen, dann wäre das Rückenwind für die AfD gewesen. Dass der FPÖ-Politiker es jetzt nicht in die Hofburg geschafft hat, dämpft die Stimmung in der Partei ein wenig. AfD-Chef Jörg Meuthen spricht am Tag nach der Wahl von einer gewissen «Betrübnis» seiner Partei. Gleichzeitig relativiert er das österreichische Ergebnis. Er sagt: «Es ist vielleicht noch nicht ganz so weit». Und: «Das ändert nichts an der grundsätzlichen Richtung.»

Etwas abgemildert wird die Enttäuschung der AfD durch das Ergebnis des Referendums in Italien, das die Co-Vorsitzende Frauke Petry als Angriff der Wähler auf das Establishment interpretiert. Außerdem hofft die AfD, dass Italien dadurch einem möglichen Austritt aus der Euro-Zone einen Schritt näher kommt. Meuthen sagt, Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi sei von den Bürgern «abgestraft» worden, so wie vor ihm schon der britische Premier David Cameron durch das Brexit-Votum.

Der Aufstieg der FPÖ von einer Nischenpartei ins Zentrum der Macht hat für die AfD immer schon Vorbildcharakter gehabt. Auch inhaltlich fühlt die AfD, die sich als Zuwanderungsbegrenzungspartei positioniert hat, eine große Seelenverwandtschaft zur FPÖ. Man pflegt einen engen Kontakt.

FPÖ-Politiker waren schon mehrfach als Redner bei Veranstaltungen der AfD zu Gast. Es sei relativ wahrscheinlich, dass es solche Auftritte auch im Bundestagswahlkampf der AfD wieder geben werde, sagt Petry.

Parteivize Alexander Gauland findet sogar, die vom AfD-Bundesvorstand jüngst beschlossene Regel, wonach Treffen von AfD-Politikern mit Vertretern anderer Parteien vorab angekündigt werden müssen, könne bei FPÖ-Mitgliedern etwas lockerer gehandhabt werden. Er sagt: «Eine gewisse Ausnahme ist aber für mich immer die FPÖ gewesen, schon aufgrund der gemeinsamen Sprache und Traditionen, weshalb wir mit Österreich enger verbunden sind.»

So einig sich die AfD-Spitze in ihrer Einschätzung der FPÖ ist, so sehr gehen die Meinungen zu möglichen Kooperationspartnern in der französischen Parteienlandschaft auseinander. Dass sich Gauland am vergangenen Wochenende positiv über die Aufstellung von François Fillon als Präsidentschaftskandidaten der französischen Konservativen geäußert hat, findet Petry befremdlich. Sie selbst neigt eher der Front National von Marine Le Pen zu. Ihr Lebensgefährte, der AfD-Europaabgeordnete Marcus Pretzell, hat sich der ENF-Fraktion im Europäischen Parlament angeschlossen, deren Vorsitzende Le Pen ist.

Petry sagt, es habe sie schon ein bisschen erstaunt, dass die AfD nun einen ehemaligen, vergangenen Premierminister befürworten solle. «Das halte ich persönlich auch für wenig hilfreich», fügt sie hinzu. Sie vermute darüber hinaus, «dass die Mehrheit der Mitglieder aber möglicherweise eher Sympathien für Marine Le Pen hegt».

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