Währungsmanipulation durch die USA?

 EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny. Foto: epa/Maurizio Degl'innocenti
EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny. Foto: epa/Maurizio Degl'innocenti

WIEN/FRANKFURT (dpa) - Ein führender Notenbanker der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die US-Regierung der Wechselkursmanipulation bezichtigt. Man sei darüber sehr erstaunt, «dass das US-Finanzministerium den Dollar bewusst drückt und niedrig halten will», sagte EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny in einem am Mittwochabend veröffentlichten Interview mit der «Wiener Zeitung». Details zu dem Vorwurf nannte der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank nicht.

Die Anschuldigung ist schwerwiegend, weil eigentlich zwischen den G20-Staaten Wechselkursmanipulationen ein Tabu sind. US-Präsident Donald Trump hatte in der Vergangenheit Ländern wie Deutschland und China immer wieder vorgeworfen, von Wechselkursmanipulationen zu profitieren.

Beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos Ende Januar hatte sich US-Finanzminister Steven Mnuchin positiv über die jüngste Dollar-Schwäche geäußert und gesagt, dass sie den USA nütze. Der Dollar verlor daraufhin deutlich an Wert und ließ den Eurokurs im Gegenzug erstmals seit Ende 2014 über 1,25 Dollar steigen. Wenig später relativierte Trump jedoch die Aussagen seines Ministers. Sie seien aus dem Kontext gerissen worden; letzten Endes sei man an einem starken Dollar interessiert.

In jüngster Zeit hatten sich mehrere europäische Notenbanker besorgt über die zum Großteil durch die Dollar-Schwäche verursachte Euro-Stärke geäußert, darunter EZB-Präsident Mario Draghi. Nowotny teilte in dem Interview nun auch direkt gegen den US-Präsidenten und sein Umfeld aus. Es sei erstaunlich, «dass es im Umfeld von Donald Trump, wo es ja eine Reihe vernünftiger Menschen gibt, niemand geschafft hat, einen positiven Einfluss auf den Präsidenten und seine Politik zu haben», sagte der Notenbanker.

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