Vom Winde verweht: Eroberung der Welt

Eine Faser, die oft als Stopfmaterial für Matratzen und Teddybären dient

Die Kapok-Fasern verleihen den Samen Flügel, so dass sich dieser interessante Baum weit ausbreiten kann. Fotos: hf
Die Kapok-Fasern verleihen den Samen Flügel, so dass sich dieser interessante Baum weit ausbreiten kann. Fotos: hf

Toll! Nach fünf Jahren hat der erste Pachira aquatica Baum, der auch als „Geldbaum“ bekannt ist, angefangen zu blühen, und das sieht spektakulär aus. Grauenhaft, wahrscheinlich war es ein Waran, der eine unserer Gänse in der Nacht brutal getötet und angefressen hat: Alltag im Discovery Garden.

Die erstmals erschienenen Blüten der Pachira aquatica sind ein Gesamtkunstwerk, einfach nur umwerfend schön.
Die erstmals erschienenen Blüten der Pachira aquatica sind ein Gesamtkunstwerk, einfach nur umwerfend schön.

Die Stimmung im Garten ist manchmal himmelhochjauchzend, dann wieder todtraurig. Das Erscheinen der ersten Blüten an unserem Nussbaum aus Caracas ist hocherfreulich, sie sehen einfach umwerfend aus. Und wir können nach fünf Jahren des Wartens auch auf die riesigen, essbaren Nüsse hoffen. Wahrscheinlich werden wir aber nur wenige essen, sondern daraus weitere dieser wunderschönen Bäume ziehen, die rasch wachsen, gute Schattenspender sind und in vielfacher Weise nützlich.

Gänse: Erfolge und auch Rückschläge

Ganz anders ist die Stimmung als wir am Morgen die Gänse in höchster Erregung vorfinden (geschart übrigens um die Käfige mit den Jungtieren, wohl zu deren Schutz durch das lärmige Kollektiv) und bald den Grund für die Nervosität finden: Eine vielleicht drei Monate alte Gans, selber gezogen, liegt übel zugerichtet und angefressen neben dem Fischteich. Wahrscheinlicher Täter ist ein Waran.

Die Kapok-Früchte erinnern rein äußerlich an Papayas.
Die Kapok-Früchte erinnern rein äußerlich an Papayas.

Wir werden nun die Wasserpflanzen aus dem Teich entfernen, damit sich das Viech, das auch unsere Fische frisst, nicht mehr so gut verstecken kann, dann Fallen aufstellen. Die vier Gössel, die aus Bruteiern von reinrassigen Pommerngänsen unter den drei „Müttern“ geschlüpft sind, denen wir sie unterlegt haben, bringen wir nachts zu ihrem Schutz ohnehin in Metallkäfigen unter, die abschließbar sind.

Wer ernten will, muss erst mal säen

Wie aus Trotz – wir lassen uns nicht unterkriegen! – säe ich nach dem Todesfall der Gans etliche Samen, die ich schon lange mal eintopfen wollte. Kürzlich habe ich auf einem meiner Fahrrad-Streifzüge in Nong Khai einen merkwürdigen Baum gesehen, mit Früchten, die in Form und Größe an Papayas erinnern und weiße Fasern in die Umgebung entlassen, wenn sie reif sind. Der Baum hat mich stark an Baumwolle erinnert, die ja eine ähnliche Taktik zu Eroberung der Welt anwendet: Die Fasern machen die Samen flugfähig und tragen dank des Windes zur Weiterverbreitung der Art bei.

Auf Facebook habe ich ein paar Bilder davon gesetzt und etliche Leser haben mir erklärt, um was es sich dabei handelt: Kapok.

Eine vielleicht drei Monate alte Gans, selber gezogen, liegt übel zugerichtet und angefressen neben dem Fischteich.
Eine vielleicht drei Monate alte Gans, selber gezogen, liegt übel zugerichtet und angefressen neben dem Fischteich.

Den Namen kannte ich schon und ich wusste auch, dass Kapok früher gerne als Stopfmaterial für Matratzen und Teddybären verwendet wurde, heute aber meistens durch andere Materialien mit ähnlichen Eigenschaften ersetzt wird, die weniger gut brennen können.

Mein Facebook-Freund Werner Mühlemann wusste auch den Thai Namen: „Nunn“ oder wissenschaftlich heißt Kapok Ceiba pentandra. Diese Bäume können riesengroß werden, bis zu 70 Meter hoch, und sind in vielfacher Hinsicht nützlich. So kann aus den Samen beispielsweise ein wertvolles Pflanzenöl gepresst werden.

Ob ich es noch erlebe, dass aus meinen eben gepflanzten Samen ein 70 Meter hoher Baum entsteht, wage ich zu bezweifeln, aber man muss halt mal anfangen.

Und außerdem sehe ich meinen großen Baum vielleicht erst im nächsten Leben, denn die Chance einer Wiedergeburt ist in Thailand zweifellos höher als etwa in Westeuropäischen Ländern…

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite.

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