Viele „Vogelschiss-Farangs“ kommen jetzt

Ernten, verarbeiten, konservieren, veredeln oder dann eben kompostieren

Große Ernte kommt: Wir haben etwa zwanzig Bäume in Nong Khai, und nur am ersten waren Früchte reif. Fotos: hf
Große Ernte kommt: Wir haben etwa zwanzig Bäume in Nong Khai, und nur am ersten waren Früchte reif. Fotos: hf

Ich nenne sie „Rio-Guaven“. Die meist birnenförmigen Früchte sind außen gelb, innen rot und haben ein kräftiges, an Erdbeeren erinnerndes Aroma.

Die geschnittenen Guaven-Stücke landen im Mixer.
Die geschnittenen Guaven-Stücke landen im Mixer.

Thais nennen diese Früchte wenig schmeichelhaft „Vogelschiss-Farangs“ (farang kii nog). Ich habe sie zum ersten Mal auf einem Markt in Rio de Janeiro gesehen und war von Farbe, Form und Geschmack angetan. Die aus Kernen gezogenen Bäume trugen bereits nach zwei Jahren große, wohlschmeckende Früchte. Jetzt gerade reifen sie in Nong Khai, ich konnte von einem Baum allein, an einem einzigen Tag, 4,5 Kilo ernten.

Rasche Verarbeitung sehr nötig

Ich habe meine Ernte umgehend verarbeitet, unschöne oder verdorbene Teile entfernt, den Rest in Stücke geschnitten. Die kamen unter Zugabe von Wasser in den Mixer, so dass ich später die ausgesprochen harten Kerne – Intimfeinde von Zahnplomben – aussieben konnte. Hätte ich Zeit gehabt, hätte ich 35 Prozent Zucker zugegeben, das Ganze aufgekocht und zu Konfitüre verkocht. Aus Zeitmangel habe ich die Masse allerdings vorerst eingefroren und koche später ein. Das in den Schalen ste­ckende Pektin sorgt übrigens dafür, dass die Masse von selbst geliert. Ein paar Löffel dieser Konfitüre mitgekocht verbessern übrigens das Rotkraut noch mehr als Apfelstücke.

Aus der Fruchtmasse lässt sich wohlschmeckende Marmelade kochen.
Aus der Fruchtmasse lässt sich wohlschmeckende Marmelade kochen.

Die rasche Verarbeitung ist deshalb nötig, weil die Früchte sonst relativ rasch verderben. Die in Thailand heute gängigen grünen, runden Farang – wie Guaven hier als fremde, ursprünglich nicht heimische, aus Südamerika stammende Früchte genannt werden – sind viel leichter lagerbar, meines Erachtens aber nahezu geschmacklos. Die Thais ziehen diese faden Früchte allerdings vor, die wohl das Ergebnis von Zucht sind. Pflanzt man nämlich einen Kern der grünen Farang, kommt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Rio-Farang heraus, deshalb der Vogelschiss-Name der „verwilderten“ Farang.

Auch gut beim Kompostieren

Betonringe eignen sich sehr gut zum Kompostieren.
Betonringe eignen sich sehr gut zum Kompostieren.

Während wir in Nong Khai unsere zahlreichen Rio-Farang-Bäume nicht spritzen müssen, geht das im Garten von Pattaya nicht gut. Zwar versuchen wir immer wieder auf Gift zu verzichten, dann verlieren wir aber fast die gesamte Ernte. Wir werfen sie dann einfach in den Kompost, und die Würmer, die sie offenbar mit Wonne fressen, liefern uns dafür tolle Wurmerde (wir würden diese guten Früchte allerdings lieber selber essen).

Wir haben gerade drei neue Kompostorte geschaffen. Dazu haben wir sechs große Betonringe mit einem Durchmesser von 1,50 Metern anliefern lassen und jeweils zwei aufeinander gestellt. Da wir über große Mengen von gehäckseltem Gartenabraum verfügen, haben wir alle damit gefüllt, nicht ohne auch bereits produzierten Kompost, Würmer und Viecher, die wie Engerlinge aussehen, in den Kern zu importieren. Oben abgeschlossen haben wir das Ganze mit Stroh aus den Gänseställen.

Das Große Fensterblatt wächst dem Licht entgegen.
Das Große Fensterblatt wächst dem Licht entgegen.

Fallen neue organische Garten- und Küchenabfälle an, geben wir sie oben drauf und schließen wieder mit Stroh ab, auch wegen des möglichen Gestanks. Nach vier bis sechs Wochen drehen wir das Ganze rundherum und schließ­en erneut mit Stroh oder auch Heu ab. Da es jetzt viel regnet, müssen wir sonst gar nichts tun, in der Trockenzeit würden wir ab und zu wässern. Das Wichtigste beim Kompostieren ist das Häckseln, das zu einer gewaltigen Oberflächenvergrößerung führt und den Mikroorganismen und Würmern die Arbeit erleichtert.

Aus Kolumbien habe ich zwei Monstera deliciosa (Großes Fensterblatt) mitgebracht. Es handelt sich offenbar um ein schnell wachsende Pflanze, hat sich doch ihre Größe in nur zwei Monaten etwa verdoppelt. Jetzt habe ich beide in Betonröhren nahe an große Bäume gepflanzt, wo sie dem Licht entgegen heraufwachsen können. Bin sehr gespannt auf die ersten, hoffentlich wirklich so delikaten Früchte wie der Name Monstera deliciosa suggeriert.

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite.



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