Verstehen statt nur zu maulen

Verstehen statt nur zu maulen

Ein Leser nimmt Bezug auf den Leserbrief „Zivilbevölkerung muss Krieg ertragen“ (FA03/2016):

Guten Tag liebe Leser! Deserteure: Die jungen Männer, die im genannten Leserbrief beschrieben werden, hauen der Meinung des Lesebriefschreibers nach ab, um nicht in die Armee zu müssen. Aus welchem Land? Aus Syrien, da gibt es jedoch mehrere Staatsgewalten, die die jungen Männer gerne in ihrer Armee hätten. Zunächst die eines selbst ernennten Staatschefs und Präsidenten Assad. Er ist derjenige, der nicht nur Bomben und Gasgranaten auf die eigenen Städte warf und somit das Flüchtlings­elend ausgelöst hat. Die Bombardierung und das Morden der eigenen Bevölkerung dauern an und lösen jetzt gerade weitere Flüchtlingswellen aus.

Möchte der genannte Leserbriefschreiber, dass die jungen Männer in diese Armee einziehen? Oder will er lieber, die jungen Männer in der Armee des Islamischen Staates „IS“ sehen? Diese greift nicht nur die ganze Welt an, aber sendet Videos ins Internet mit der öffentlichen Enthauptung, der Habhaft gewordenen Journalis­ten und humanitären Helfer. Dieser IS aus Syrien, hat vor kurzem in Paris zahlreiche Attentate durchgeführt und in Deutschland mehrere solcher vorbereitet. Ein Teil der nicht desertierten Soldaten des IS werden zu Selbstmordattentaten geschult und seelisch vorbereitet. Meinte der Leserbriefschreiber diese Armee? Oder will er noch andere Armeen nennen, vor denen die genannten jungen Männer nicht desertieren sollen.

Es passt, dass der Lesebriefschreiber eigenes Leid und das seiner Familie im zweiten Weltkrieg beschrieben hat. Ich habe dasselbe als Kind erlebt. Wäre es nicht besser gewesen, wenn es in der damaligen Wehrmacht mehr Deserteure gegeben hätte? Bei einer genügend großen Anzahl solcher wäre der Krieg womöglich schneller zum Ende gelangt und auch das Leid seiner Familie und auch meiner Familie wäre kürzer gewesen. Es hätte ebenfalls dem Vaterland mehr zu Ehre gereicht, wenn durch die Flucht der Soldaten das Hitlerregime schneller ein Ende gefunden hätte. Auf jeden Fall kann man heute sagen, dass sich eine Desertion als ehrenvoller erwiesen hätte, als das Ausharren der Wehrmacht bis zum bitterem Ende mit dem unnötigem Tode tausender Soldaten, die in einem unehrenhaften und verloren gegangenen Krieg geopfert wurden. Nicht umsonst werden die Widerständler vom 20. Juli geehrt. Wie würden Sie diese nennen?

Warum sollte man denn der Meinung sein, dass eine Zivilbevölkerung das Morden und den Bombenhagel brav ertragen muss? Ist es nicht die Pflicht eines jeden Familienmitglieds, die ganze Familie zu schützen? Des Leserbriefschreibers Mutter und auch meine hatten nicht das Glück, für uns einen Platz im Zug zu ergattern, der uns aufs sicherere Dorf gebracht hätte. Wenn eine solche Möglichkeit vorhanden wäre, so hätten sie das auch getan. Wenn jedoch in den nahen Zufluchtsorten Hunger herrscht, den Flüchtlingen die Arbeitsaufnahme verboten wird und den Kindern keine Schule zu Verfügung steht, was für eine Pflicht haben denn dann die Väter und die Mütter zu erfüllen?

Unsere Pflicht ist es, zuerst dies zu verstehen und nicht auf die zu maulen, die in ihrem Leid sich pflichtgemäß verhalten. Wenn Sie, liebe Leser, dies verstehen, dann sollten sie erst an einer sinnvollen Diskussion teilnehmen. Man kann dann fragen, ob es sich aus den geschilderten Tatsachen für Deutschland und für uns individuell irgendwelche Verpflichtungen ergeben und wie weit diese reichen sollen. Man kann auch sinnvolle Ratschläge erteilen, was zu machen sei, wenn diese Flüchtlingswelle über unsere Grenzen schwappt.

Dr. Peter Unger

Die im Magazin veröffentlichten Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. DER FARANG behält sich darüber hinaus Sinn wahrende Kürzungen vor. Es werden nur Leserbriefe mit Namensnennung veröffentlicht!

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Klaus-Peter Schröder 13.03.16 20:40
Guten Tag, (Man kann auch sinnvolle Ratschläge erteilen, was zu machen sei, wenn diese Flüchtlingswelle über unsere Grenzen schwappt). Und warum halten Sie sich nicht an Ihren eigenen Anspruch, sondern schreiben mit vielen Worten nichts, und Mutmaßen was gewesen wäre wenn, es ist für vermeidlich intelligente Zeitgenossen schwer, sich an dem was zur zeit stattfindet zu Orientieren, und dann Bewertungen abzugeben die der Situation und ihrer verehrenden Wirkung für zukünftige Generationen ausübt.