US-Handelsdefizit mit China wächst

 Chinas Ministerpräsident Li Keqiang. Foto: epa/Mak Remissa
Chinas Ministerpräsident Li Keqiang. Foto: epa/Mak Remissa

PEKING (dpa) - Donald Trump ist es ein Dorn im Auge, dass China viel mehr Waren in die USA verkauft als umgekehrt. Wie neue Daten zeigen, bleibt der Ärger des Präsidenten ohne Folgen: Das Defizit wächst weiter kräftig.

Das Defizit der Vereinigten Staaten bei Handelsgeschäften mit China ist im ersten Jahr der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump deutlich gestiegen. Wie aus am Freitag in Peking veröffentlichten Daten der chinesischen Zollverwaltung hervorgeht, wuchs der Überschuss Chinas im Handel mit den USA um rund neun Prozent auf knapp 278 Milliarden US-Dollar.

Damit steuern die USA den größten Teil zum Handelsbilanzüberschuss Chinas bei. Dieser ist zwar im vergangenen Jahr insgesamt um 17 Prozent auf knapp 423 Milliarden Dollar gefallen, aber immer noch sehr hoch.

Das ist vielen Partnern ein Dorn im Auge. Besonders US-Präsident Donald Trump will erreichen, dass die Handelsbilanz seines Landes mit China ausgeglichener ausfällt.

Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron rief bei seinem ersten Staatsbesuch in Peking in dieser Woche dazu auf, Frankreichs Handelsdefizit mit China zu reduzieren, und forderte einen besseren Zugang für europäische Firmen auf dem chinesischen Markt. Im Handel mit allen Ländern der Europäischen Union ging Chinas Handelsbilanzüberschuss im vergangenen Jahr um etwas mehr als vier Prozent auf 129 Milliarden Dollar zurück.

Trotz durchwachsener Zahlen im Dezember hat China das Handelsjahr insgesamt robust abgeschlossen. Laut Zahlen der Zollverwaltung stiegen die Exporte im Dezember auf Dollar-Basis im Vergleich zum Vorjahresmonat stärker als erwartet um 10,9 Prozent. Die Importe schwächelten dagegen und legten nur um 4,5 Prozent zu.

Für das Gesamtjahr ergibt sich dennoch ein positives Bild: Die Ausfuhren kletterten im Vergleich zum Jahr 2016 um 7,9 Prozent, die Einfuhren machten einen Sprung um 15,9 Prozent. Für China werde es aber schwierig, auch 2018 beim Handel zweitstellig zuzulegen, teilte ein Sprecher der Zollverwaltung mit.

Trotz anhaltender Warnungen, dass Chinas Wirtschaft wegen steigender Schulden, Vermögensblasen und einer schwächeren Industrie zunehmend unter Druck gerate, fielen eine ganze Reihe von Konjunkturdaten über das Jahr gesehen besser aus als erwartet.

Chinas Ministerpräsident Li Keqiang hatte am Mittwoch in einer Rede gesagt, dass für 2017 unter Strich mit einem Wirtschaftswachstum von rund 6,9 Prozent zu rechnen sein.

China wird am kommenden Donnerstag die offizielle Wachstumszahl veröffentlichen. Sollten sich die Äußerungen von Li Keqiang bestätigen, hätte das Wachstum 2017 etwas angezogen. Im Jahr 2016 hatte die Wachstumsrate 6,7 Prozent betragen. Das klingt viel, ist für das seit Jahrzehnten stark wachsende China aber wenig. So war das Tempo 2016 das geringste seit etwa einem Vierteljahrhundert. Für 2017 hatte die Regierung ein Wachstum von rund 6,5 Prozent angestrebt.

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Ingo Kerp 13.01.18 14:49
Vielleicht sollten die Chinesen dem Trump das gleiche sagen wie dem Macron bei seinem Besuch: ihr müßt bessere Waren/Qualität bauen, damit wir mehr kaufen.