Unmut allerorten

Unmut allerorten

Ein Leser richtet seine Worte an alle Dauer-Nörgler:

Die Wogen der Entrüstung gehen mal wieder hoch und viele der Ausländer die hier leben sind mal wieder empört. Das Immigrations-Büro verlangt neuerdings beim 90-Tage-Check mehr Informationen, ein Formular mit Passbild und mit Fragen, die Beamten halt so einfallen.

Neuesten Informationen zur Folge, es war im FARANG zu lesen, werden zukünftig speziell für Ausländer erstellte SIM-Karten ausgestellt, womit die Behörden scheinbar nahtlos die Standorte überwachen können.

Die Empörung darüber, vor allem unter den Deutschsprechenden, ist mal wieder unüberhörbar. Den Vergleich mit der Stasi gab es schon, jemand hat sogar seine Diplomatische Vertretung beauftragt zu intervenieren, das FARANG- Magazin blieb auch nicht verschont. Das mag aus seiner Sicht jeder sehen wie er will, die Zweckmäßigkeit sei mal dahingestellt, aber die notorischen Nörgler sind wiederum an Lautstärke und Polemik unüberhörbar.

Schauen wir uns mal das 90-Tage-Formular emotionslos und neutral an, was gefordert wird, mal abgesehen vom Aufwand des Ausfüllens, was natürlich schwierig ist für Farangs, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, zu viele davon und dann meist die Lautesten.

Verlangt werden Namen der Eltern, welche Restaurants und Pubs besucht werden, Bankkonten, Kontaktadressen im In- und Ausland falls etwas passiert. Ist das alles wirklich so verwerflich und unverschämt zu fragen? Die Kontonummer gibt jeder Farang einmal pro Jahr bei der Erneuerung des Non-Immigrant-Visa, schon immer und seit Jahren. Die Namen der Eltern, natürlich Unsinn das zu fragen, aber wer will es je verifizieren?

Kritisch wird es tatsächlich für etliche, nämlich wer wann welchen Pub besucht, viele davon nicht jugendfrei, das könnte ja durch einen dummen Zufall bei der Partnerin ankommen, da ist wirklich Vorsicht geboten. Yahoo, Line, Facebook, WhatsApp und wie all die Provider auch heißen, die wissen zu jeder Sekunde wo wir uns aufhalten und werden das gegebenenfalls auch preisgeben. Jeder von uns hat dem stillschweigend zugestimmt. Warum bleibt da das Wehgeschrei aus? Nur, weil das von den USA kommt muss es ja nicht unbedingt legaler sein. Also ich meine, wieder ein Sturm im Wasserglas von denjenigen, die hier in Thailand leben und meinen den Thais steht es nicht zu, uns irgendwie zu überwachen und uns Regeln aufzuerlegen.

Zu allem Elend der Nörgler kommt nun auch noch die SIM-Karte für Ausländer dazu. Um es vorwegzunehmen, ich persönlich kann gar nicht darauf warten, dass man das endlich in die Tat umsetzt. Jeder von uns Farangs der sich anständig benimmt und die Gesetze beachtet hat auch in Thailand nichts zu befürchten. Diejenigen die sich nicht benehmen, die sollen auch dafür bestraft werden, ich hoffe es passiert schnell. Gerade war zu lesen, ein Schweizer wurde gefasst mit einem über dreijährigem overstay, also sind wir ja nicht alle Engel, die keinerlei Überwachung bedürfen. Wenn die neuen Regeln auch nur einen einzigen überführen, der die Gesetze missachtet, dann hat sich der Aufwand auch gelohnt.

In Europa erhält weder ein Einheimischer noch Ausländer eine SIM-Karte ohne persönliche Daten, Pass und Wohnadresse. Was damit hintergründig alles erfasst und ausgewertet wird, entzieht sich unserer Kenntnis.

Was die Nörgler tunlichst verschweigen, zuhause erwarten sie von allen Fremden strikte Akzeptanz unserer Lebensweise und Anpassung an unsere Gepflogenheiten. Recht so, verlange ich auch, aber hier im Ausland wird das ebenso von uns erwartet, wieso soll uns da eine Sonderstellung zustehen, nur, weil Thailand ein Schwellenland ist? Bei allem Respekt für unterschiedliche Meinungen und Auffassungen, das ist eine gewisse arrogante Ignoranz gegenüber unserem Gastland. Was ein Ausländer in unseren Heimatländern alles zu erfüllen hat, um dort zu leben, ich weiß es nicht, wie heißt es so schön in Deutschland, von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare, das ist ja sicher nicht aus der Luft gegriffen. Die Schweiz etwas unbürokratischer, aber dennoch.

Ich werde mich hüten die proletarische Formel zu verwenden, wem es nicht passt soll gehen, nein, das ist keine Antwort mit Niveau, aber Akzeptanz der lokalen Gegebenheiten, da ist Nachholbedarf. Damit ist nicht gemeint, dass auch ich oft unzufrieden bin über die hohe Anzahl Verkehrsunfälle, dass Thais ihren Müll entsorgen am Straßenrand, dass es am Strand schwere Umweltsünden gibt, die Natur brutal und rücksichtslos überbaut wird etc., die Liste ist leider unendlich erweiterbar. Noch weit frustrierender aber, Verbesserungen nicht sichtbar, eher das Gegenteil. Wir werden jedoch den Thais unsere westliche Lebenseinstellung oder Logik nicht vermitteln können, aber, klar und deutlich gesagt, das steht uns auch in keiner Weise zu, wir sind nicht hier um zu missionieren.

Abfallentsorgung, Kloakenentsorgung ins Meer, Freikauf von Alkoholsündern, Korruption etc., Kritik ist erlaubt, angebracht und akzeptiert. Was also viele ergrimmt, ist die Bürokratie, die uns hier auferlegt wird, dass wir überwacht werden und was weiß ich noch alles. Ich persönlich bin damit nicht überfordert, finde es im Rahmen des erträglichen, und sicherlich keine Gängelei. Aber mit meiner Einstellung ist das Glas halt immer halbvoll, vermutlich liegt wohl darin der Unterschied. In diesem Sinne ist Gelassenheit gefordert mit den neuen Formularen, mittlerweile kommt man auch schon wieder ohne durch. Wer mit der englischen Sprache Probleme hat, links außerhalb der Immigration gibt es Leute die für 200 Baht alles ausfüllen, wo gibt es so einen Service in Europa für diesen Preis? Nur nebenbei, eine Neuigkeit, ebenfalls zu unseren Gunsten, Lebensbescheinigungen stempelt die Immigration neuerdings gratis, die Gebühr von 200 Baht entfällt, keine Wartezeiten, einfach zu Schalter 5 gehen, geht kurz und schmerzlos. Ich hoffe es bleibt dabei.

Also Geduld und Akzeptanz, unsere Mission kann es nicht sein hier alles so zu verwandeln wie wir es von zuhause kennen, genießt lieber das gute Klima und die immer noch erschwinglichen Lebenshaltungskosten. Für all diejenigen für die das Glas immer nur halb leer ist, für diejenigen die auch in jeder Suppe ein Haar finden, für diejenigen die meinen hier gegängelt zu sein, sei das Wort eines Weisen aus der Antike zitiert: „When in Rome, do as the Romen’s do.“

Heinz Roembell, Banglamung

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Leserkommentare

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Rainer Stutz 12.09.16 19:28
Danke für den Artikel
Sehe ich gleich, bei sachlicher Betrachtung, betr. Zusatzinformation (ist hier in Chiang Mai übrigens auch erforderlich, neuerdings...).
Persönlich hoffe ich auf die "elektronische Erfassung". Leider funktioniert weder die online Notification, noch gemäss anderen Farangs die EMS Meldung....Klar funktioniert immer die "Bezahlung der Agents".....
Aber ich plane länger hier zu sein, im schönen Thailand, deshalb werde ich das sicher noch erleben, den "Ausländerausweis in Kreditkartenformat", den man durchziehen kann.
Nochmal Thx H. Roembell für den Artikel.
David cooked1@gmail.com 12.09.16 19:17
100%ige Zustimmung
Vielleicht bevorzugen die Unzufriedene, dass hier in Thailand ähnliche Zustand wie in Deutschland herrschen, wo 1 300 000 'Einwanderer' über die Grenze kamen in 2015, ein grosser Teil mit zweifelhafter Dokumentation.
Die bürokratische Regelungen werden nicht überall gleich streng gehandhabt. Dazu kommt dass schlaue Farangs finden es klug, immer wieder neue Schlupflöcher durch die Immigrations-Bestimmungen zu finden. Damit werden die Immigrationspolizei erzwungen, neue Reglementen aufzustellen. (Dass liegt im Mentalität der Beamten, die Idee, dass man die Sachen wesentlich vereinfachen konnten, ist ihnen fern). Ich habe Mitleid mit Leute, die Mühe haben, hier legal zu bleiben. Ohne scheinheilig erscheinen zu wollen, ich habe die Bestimmungen ganz genau angeschaut bevor ich den Entschluss fasste, hierher zu ziehen. In anderen Wörter, wenn es dich hier nicht gefällt, dann....
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Jürgen Franke 11.09.16 15:50
Am Freitag waren in der Immigration
in Patong, die hier erwähnten neuen Formulare, für die 90 Tage Meldung noch nicht angekommen
Ingo Kerp 11.09.16 11:40
Unmut
Interessant ist die Tatsache, das diese zusätzlichen Informationen gerade in Pattaya von den Farangs gefordert werden? Warum wohl? Hat die Polizei/Immigration schlechte Erfahrung mit Farangs gemacht? Keine Ahnung, kann ich nicht beantworten, da ich auf dem Land lebend, lediglich meinen Paß und, warum auch immer, das Formular T47 benötige. Keine Fragen, kein Nachhaken, nach 1 Minute bin ich wieder draußen. Stimmt etwa die Aufschrift, die ich auf einem T-Shirt las: good guys go countryside, bad guys go Pattaya? Honi suit qui mal y pense.