UN-Bewertung zu Rohingya-Situation

 Der jordanische UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Rad al-Hussein. Foto: epa/Salvatore Di Nolfi
Der jordanische UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Rad al-Hussein. Foto: epa/Salvatore Di Nolfi

RANGUN (dpa) - Die Vereinten Nationen (UN) haben dringend mehr Geld für die Versorgung der nach Bangladesch geflohenen Rohingya gefordert.

Ein am Mittwoch veröffentlichter neuer Reaktionsplan der
UN bezifferte den Bedarf nun auf insgesamt 430 Millionen Dollar (rund 365 Millionen Euro), die «dringend benötigt» würden, um die Flüchtlinge und die Regierung von Bangladesch zu unterstützen, teilte
eine UN-Delegation in der Hauptstadt Dhaka mit. Eine frühere Forderung der Internationalen Organisation für Migration (IOM) über 120 Millionen Dollar ist darin enthalten.

Mehr als eine halbe Million Rohingya sind seit Ende August aus Myanmar nach Bangladesch geflohen, nachdem das Militär Myanmars begonnen hatte, gegen die muslimische Minderheit vorzugehen. Die
Flüchtlinge leben im bengalischen Bezirk Cox's Bazar unter schlimmen Bedingungen. Die UN-Beobachter sprachen von «Siedlungen aus löchrigen Bambus- und Plastikhütten», in denen ein «stetig wachsendes Risiko für den Ausbruch von Krankheiten» bestehe. «Die menschliche Tragödie im Süden von Bangladesch ist erschütternd in ihrer Größe, Komplexität und Geschwindigkeit», fügten sie hinzu.

Die Militäreinsätze in Myanmar könnten nach Ansicht von UN-Experten als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewertet werden. «Wir sind besonders besorgt über das Schicksal von Frauen und Kindern der Rohingya, die durch Tötungen, Vergewaltigungen und Vertreibungen Opfer ernster Verletzungen ihrer Menschenrechte sind», hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der beiden UN-Komitees für die Rechte
der Frau und des Kindes am Mittwoch. «Solche Missachtungen können sich zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit summieren.»

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) teilte am Mittwoch in New York mit, sie habe Belege dafür, dass Soldaten Myanmars Ende August in einem Dorf im Norden des Landes mehrere
Dutzend Rohingya hingerichtet hätten. Zeugen hätten zudem von Misshandlungen und sexuellem Missbrauch berichtet. «Diese Gräueltaten verlangen nach mehr als Worten von besorgten Regierungen; sie müssen konkrete Konsequenzen nach sich ziehen», sagte Phil Robertson, stellvertretender Asiendirektor von HRW. Die Organisation forderte den UN-Sicherheitsrat zum Eingreifen auf.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Rad al-Hussein, hatte die Gewalt im Norden Myanmars zuvor als «Paradebeispiel für ethnische Säuberungen» bezeichnet. Myanmars Regierung hat die Anschuldigungen zurückgewiesen.

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