TV-Duell zwischen Trump und Clinton wird zur Schlammschlacht

Hillary Clinton und Donald Trump schenken sich nichts. Im zweiten TV-Duell um das Weiße Haus teilt der wegen einer Affäre um sexistische Äußerungen in Bedrängnis geratene Trump gegen seine Konkurrentin aus. Foto: epa/Jim Lo Scalzo
Hillary Clinton und Donald Trump schenken sich nichts. Im zweiten TV-Duell um das Weiße Haus teilt der wegen einer Affäre um sexistische Äußerungen in Bedrängnis geratene Trump gegen seine Konkurrentin aus. Foto: epa/Jim Lo Scalzo

ST. LOUIS (dpa) - In ihrem zweiten TV-Duell haben sich die US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und Hillary Clinton eine erbitterte Auseinandersetzung voller persönlicher Angriffe geliefert. Der Republikaner Trump, zuletzt wegen eines Videos mit sexistischen Äußerungen aus dem Jahr 2005 in die Defensive geraten, forderte sogar eine Haftstrafe für seine Gegnerin wegen ihrer E-Mail-Affäre. Die Demokratin Clinton bezichtigte Trump ihrerseits mehrmals, falsche Angaben zu machen. «Er lebt in einer parallelen Realität», sagte sie.

Nach dem Auftritt verliert Trump weiter Rückhalt in den eigenen Reihen. Wie der Sender MSNBC und «Politico» berichteten, will der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, nicht mehr Partei für den Kandidaten ergreifen. Ryan habe Abgeordneten in einem Telefongespräch gesagt, er wolle Trump nicht mehr verteidigen und sich stattdessen auf die Kongresswahlen konzentrieren. Seine Unterstützung für Trump habe er aber nicht zurückgezogen.

Um das am Freitag aufgetauchte Video ging es in der Debatte gleich in der ersten Frage aus dem Publikum. Trump zeigte sich reuig, stritt allerdings ab, sexuelle Übergriffe begangen oder mit solchen angegeben zu haben. In dem Video ist unter anderem zu hören, wie Trump erklärt, als «Star» könne er sich Frauen gegenüber alles erlauben, auch den Griff an ihre Geschlechtsteile. Er hatte sich dafür schon vor dem Fernsehauftritt entschuldigt.

«Es ist mir sehr peinlich», sagte der 70-Jährige in dem TV-Duell. Dann erklärte er, es gebe viel wichtigere Dinge, wie etwa den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Seine Äußerungen bezeichnete er als «Umkleidekabinen-Gespräche».

Clinton sagte hingegen, sie seien bezeichnend für Trumps Persönlichkeit. «Jedem, der (das Video) gehört hat, ist klar, dass das genau ausmacht, wer er ist», sagte die 68-Jährige.

Trump war bereits kurz vor dem Duell in die Offensive gegangen und überraschend vor die Medien getreten - mit vier Frauen an seiner Seite, von denen drei den Ehemann der Demokratin und Ex-Präsidenten Bill Clinton sexueller Übergriffe beschuldigen. Die vierte war 1975 als Zwölfjährige nach eigenen Angaben vergewaltigt worden. Hillary Clinton hatte als Anwältin den mutmaßlichen Täter vertreten. Die Frauen saßen während der Debatte im Publikum. Dort sagte Trump, Bill Clinton habe sich viel schlimmer verhalten als er. Bei ihm selbst gehe es nur um Worte, bei Clinton um Taten.

Beim Thema Syrien widersprach Trump seinem Stellvertreter Mike Pence. Der Gouverneur von Indiana hatte in der Debatte der Vizekandidaten am Dienstag gesagt, die USA müssten bereit sein, eine humanitäre Katastrophe in Aleppo mit Militärschlägen gegen das syrische Regime von Baschar al-Assad abzuwenden. Als die Moderatoren Martha Raddatz und Anderson Cooper ihn darauf ansprachen, erklärte Trump: «Er und ich haben nicht miteinander gesprochen, und ich stimme dem nicht zu.» Aleppo sei im Grunde bereits gefallen, fügte er hinzu. Über den syrischen Machthaber sagte er: «Ich mag Assad überhaupt nicht, aber Assad tötet den IS.»

Pence hatte Trump am Samstag für die sexistischen Äußerungen in dem Video kritisiert. Nach der Debatte gratulierte er ihm. Am Montagmorgen sagte er dem Sender CNN, er habe nie erwogen, aus dem Wahlkampf auszusteigen. Es sei die größte Ehre seines Lebens, Vizekandidat des Unternehmers zu sein.

Trump drohte Clinton zudem mit einer neuen Untersuchung zu ihrer E-Mail-Affäre. «Ich werde den Generalstaatsanwalt bitten, einen Sonderermittler damit zu beauftragen, diese Sache anzuschauen, weil es nie zuvor so viele Lügen gab, so viel Betrug.» Clinton hatte als Außenministerin dienstliche E-Mails über einen privaten, ungesicherten Server verschickt. Trump erklärte, Clinton würde schon längst im Gefängnis sitzen, wäre er für die Gesetze zuständig. Seine Beraterin Kellyanne Conway war am Montagmorgen bemüht, diese Aussage kleinzureden. Trump habe das als Witz gemeint, sagte sie dem Sender MSNBC.

In der Diskussion um die Behandlung von Muslimen in den USA forderte Clinton in der Debatte mehr Toleranz. «Meine Vision von Amerika ist ein Amerika, in dem jeder einen Platz hat.» Trump bekräftigte dagegen, dass Muslime vor der Einreise in die USA «extrem» überprüft werden müssten.

Trump gab zu, im Anschluss an einen Verlust in Höhe von 916 Millionen Dollar über Jahre Schlupflöcher genutzt zu haben, um keine Einkommensteuer auf Bundesebene zahlen zu müssen. Hillary Clinton habe dies als Senatorin in New York selbst ermöglicht. «Die Leute, die ihr all das Geld geben, wollen das so», sagte der Milliardär mit Blick auf Clintons reiche Wahlkampfspender.

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