Trump und Brexit: WEF in Davos im Schatten der Populisten

Foto: epa/Laurent Gillieron
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DAVOS (dpa) - Der Gründer des Weltwirtschaftsforums in Davos sieht die Welt umgeben von einem «Meer aus Pessimismus, Negativität und Zynismus». Seine Lösung: Zusammenarbeit. Doch wie arbeitet man mit Populisten wie dem neuen US-Präsidenten Trump eigentlich zusammen?

Die Schockwellen nach der Wahl von Donald Trump zum künftigen US-Präsidenten erreichen die «Berg-Festung» Davos. Wenn sich Dutzende Staats- und Regierungschefs sowie Hunderte Wirtschaftsbosse zum alljährlichen Weltwirtschaftsforum (WEF) in den Schweizer Alpen treffen, geschützt von bis zu 5.000 Soldaten, lautet die Frage unweigerlich: Was plant der Immobilienmagnat im Weißen Haus? Schließlich gilt Trump, der noch während des WEF (17.-20. Januar) sein Amt antritt, vielen als unberechenbar. Die Gipfelteilnehmer spüren, dass weltweit die Luft dünner wird.

Wie hoch die Unsicherheit in der Wirtschaftselite ist, zeigt der Blick der Wall-Street-Bank Goldman Sachs auf 2017. «Die USA werden von einem Stabilitätsfaktor vermehrt zu einem Unsicherheitsfaktor der Weltpolitik», schreiben die Chefs der Goldman-Vermögensverwaltung, Tim O'Neill und Eric Lane, in ihrem Investmentausblick für das «Jahr der Umbrüche». Zwei ranghohe Mitglieder von Trumps Übergangsteam werden in Davos erwartet - auf ihre Antworten wird mit Spannung gewartet.

Doch auch die Erinnerung an die überraschende Brexit-Entscheidung der Briten ist noch frisch. Zwei «große Siege» habe der Populismus 2016 errungen, merken die Goldman-Experten deshalb an - und verweisen mit sorgenvollem Unterton auf bevorstehende Wahlen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden, bei denen rechtspopulistischen Parteien ebenfalls Chancen eingeräumt werden.

Über allem schwebt die Unsicherheit, welche Folgen die fortschreitende Digitalisierung für die Menschheit bedeutet und wie Terrorismus und massenhafte Vertreibung in den Griff zu bekommen sind. «Das sind die Zeichen unserer Zeit: Das digitale Zeitalter verschärft Einkommensungleichheiten, und gleichzeitig wird durch populistische Parteien denjenigen eine Stimme gegeben, die sich solchen Trends widersetzen», fasst es Robert Greil zusammen, Chefstratege der Privatbank Merck Finck.

Für Weltwirtschaftsforum-Gründer Klaus Schwab ist klar: Die Antwort auf fast alle Fragen muss gute Regierungsarbeit heißen. Nicht umsonst lautet das Motto in Davos in diesem Jahr «Responsive and Responsible Leadership» («Anpassungsfähige und verantwortungsvolle Führung»). «Die Welt scheint heutzutage in einem Meer aus Pessimismus, Negativität und Zynismus unterzugehen», schreibt Schwab in einem Beitrag auf der WEF-Webseite. Doch gerade deshalb bestehe «die Pflicht zusammenzuarbeiten», um die Welt grüner und friedlicher zu gestalten. «Ob wir erfolgreich sind, wird nicht von irgendeinem Ereignis abhängen, sondern von den Entscheidungen, die unsere Anführer treffen», sagt Schwab.

Da ist es umso schmerzlicher, dass einige wichtige politische Anführer in Davos fehlen werden - Bundeskanzlerin Angela Merkel, einst Stammgast bei dem Treffen im noblen Wintersportort, bleibt das zweite Jahr in Folge fern. Auch der scheidende französische Präsident François Hollande kommt nicht.

Die Bühne nutzen könnte etwa der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping, der erstmals nach Davos reist. Peking hat nach Expertenmeinung seit dem Wahlsieg Trumps und dem Brexit-Votum seine Bemühungen forciert, mithilfe regionaler Freihandelsabkommen und der Bereitschaft zum Kampf gegen den Klimawandel eine gewichtigere weltpolitische Rolle zu spielen. Xis Anwesenheit in Davos könne durchaus als Zeichen gewertet werden, dass China bereit sei, in die Lücke zu treten, die die USA unter einem protektionistischen Präsidenten Trump hinterließen, sagte China-Experte Kerry Brown vom Londoner King's College vor kurzem der «Financial Times».

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Jürgen Franke 11.01.17 23:13
Es ist schon schrecklich für die Führer
der Länder, dass sich diese Welt so schrecklich schnell verändert, nur weil man das Volk an die Wahlurnen läßt. Aber das schlimmste ist, dass man diese Wahlen nicht mehr, wie früher durch das Gleichschalten der Medien beeinflussen kann. Eigentlich sollte Internet auch verboten werden. Wer hat bloß diese schreckliche Demokratie erfunden Der Hollande, der bereits das Handtuch geworfen hat, und die Merkel hören sich das Gequatsche nun nicht mehr an und bleiben zu Hause.