Trümmerberge nach Jahrhundert-Erdbeben: 90 Tote in Mexiko

Foto: epa/Jorge Nunez
Foto: epa/Jorge Nunez

MEXIKO-STADT (dpa) - Kirchen sind eingestürzt, ein Rathaus und Hunderte Häuser: Nach dem Jahrhundert-Erdbeben in Mexiko ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 90 gestiegen. Im Bundesstaat Oaxaca habe sich die Zahl der Toten auf 71 erhöht, teilte die Zivilschutzbehörde des Bundesstaats mit. Zudem starben in Chiapas 15 und im Bundesstaat Tabasco vier Menschen. Rettungskräfte suchten teilweise mit den Händen in den Trümmerfeldern nach Überlebenden.

Das Beben in der Nacht zu Freitag hatte eine Stärke von 8,2 - das Zentrum lag im Pazifik, 137 Kilometer südwestlich von Tonalá im Bundesstaat Chiapas. Es gilt mit einem Beben 1932 als stärkstes je gemessenes in Mexikos Geschichte. Es gab fast 800 Nachbeben.

«Die Kraft der Natur mag zerstörerisch sein, aber die Kraft der Einheit und der Solidarität der Mexikaner sind weitaus größer», sagte Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto nach einem Besuch im Katastrophengebiet im Süden des Landes. Auch rund 1.800 Soldaten helfen bei den Rettungsarbeiten. Rund 50 Millionen Menschen spürten die heftigen Erdstöße, auch in der Hauptstadt Mexiko-Stadt.

Zeitweise waren rund 1,5 Millionen Menschen ohne Strom. Im Zentrum der Hauptstadt schwankte sogar das Unabhängigkeitsdenkmal mit dem goldenen Engel auf der Spitze bedenklich, stürzte aber nicht ein.

Viele Menschen sind obdachlos geworden. Am schlimmsten traf es die 98.000-Einwohner-Stadt Juchitán, 720 Kilometer südöstlich von Mexiko-Stadt, wo es viele Tote und Zerstörungen gab. In zwei Minuten stürzten zwei der bekanntesten Gebäude ein - der Palacio Municipal, Sitz des Bürgermeisters, und die Kirche San Vicente Ferrer. «Unsere Häuser sind zerstört, wir stehen auf der Straße», sagte der 55-jährige Noel Martínez. «Wir brauchen Wasser, Essen und einen Platz, wo wir bleiben können.». Präsident Peña Nieto besuchte Juchitán und versprach inmitten der Trümmerberge schnelle Hilfe.

Nachdem dort das historische Rathaus eingestürzt war, zog ein Mann die mexikanische Flagge aus dem Schutt, knüpfte sie an eine Stange und pflanzte sie auf den Trümmerberg. «In den schwierigsten Momenten zeigen sich Mexiko und die Mexikaner von ihrer besten Seite», meinte dazu Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong.

Die Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. «Es war ein zerstörerisches Beben», sagte Peña Nieto. Dennoch scheinen die Folgen weit glimpflicher zu sein als bei einem der schlimmsten Erdbeben 1985 mit einer Stärke von 8,1 - damals lag das Zentrum weitaus näher an Mexiko-Stadt. Fast 10.000 Menschen starben, die Hauptstadt wurde schwer verwüstet. Am stärksten wurden dieses Mal die südlichen Bundesstaaten Oaxaca, Chiapas und Tabasco getroffen.

«Meine Gebete gelten denen, die ihr Leben verloren haben und ihren Familien», sagte Papst Franziskus. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb in einem Kondolenztelegramm an Präsident Peña Nieto: «Ihnen und den Bürgern Ihres Landes möchte ich mein tief empfundenes Beileid aussprechen. Mein besonderes Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer und all jenen, die ihr Hab und Gut verloren haben.»

Mexiko befindet sich in einer der weltweit aktivsten Erdbebenzonen, allein im vergangenen Jahr wurden hier rund 15.400 Erdbeben gezählt.

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