Tournee-Vierfachsieg für Stoch

 Überflieger Kamil Stoch. Foto: epa/Lisi Niesner
Überflieger Kamil Stoch. Foto: epa/Lisi Niesner

BISCHOFSHOFEN (dpa) - Der alte und der neue Vierfachsieger jubeln gemeinsam im Auslauf: Der Pole Kamil Stoch folgt Sven Hannawald in den exklusiven Club der Vierschanzentournee. Auch für die DSV-Adler endet die Tournee mit einem weiteren Podest für Top-Springer Wellinger positiv.

Sven Hannawald sprintete in den Auslauf der Schanze von Bischofshofen und gratulierte Vierfachsieger Kamil Stoch herzlich und emotional. Die beiden einzigen Vierfachsieger in der Geschichte der Vierschanzentournee waren just in dem Moment, in dem sie beide einen Eintrag im Skisprung-Geschichtsbuch teilten, den Tränen nahe und genossen das Jubelbad in der Menge. «Ich bin stolz auf das, was ich geschafft habe bisher. Aber ich glaube, es gibt noch immer Dinge, die ich besser machen kann», sagte der überwältigte Stoch am Samstag.

«Das ist ein Moment, den kann man nicht beschreiben. Der gilt natürlich Kamil. Er ist fix und fertig. Er weiß gar nicht, was gerade passiert», sagte Hannawald bei Eurosport über den polnischen Dominator, der auf allen vier Schanzen Siege feierte. «Ich möchte für die nächsten Wettbewerbe bereit sein», kündigte der Pole unmittelbar nach seinem historischen Bischofshofen-Sieg an.

Mit Sprüngen auf 132,5 und 137 Meter komplettierte Stoch das Kunststück, das in 66 Jahren Tournee-Geschichte bislang nur Hannawald 2001/2002 gelungen war. Hinter Stoch, der mit seinem Sieg auch die Führung im Gesamtweltcup vom derzeit verletzten Richard Freitag übernommen hat, landeten der Norweger Anders Fannemel und Andreas Wellinger auf den weiteren Podestplätzen.

«Willkommen im Club! Sensationell! Ich glaube, er weiß gar nicht mehr, was los ist. Er weiß, er hat es gewonnen, aber er fühlt gar nichts. Das dauert noch ein wenig», rief Hannawald direkt nach dem Siegsprung bei Eurosport ins Mikrofon. Bundestrainer Werner Schuster sagte in der ARD: «Ich weiß nicht, ob ich jemals in meinem Leben bessere Skisprünge gesehen habe. Wenn es einer schaffen konnte, dann Kamil Stoch.» Stoch meinte: «Ich bin nicht so ganz sicher, was das für mich bedeutet. Ich muss das erst verarbeiten. Das war ein richtig guter Wettbewerb für mich.»

In der Tournee-Wertung legte der 30-Jährige fast 70 Punkte zwischen sich und die Konkurrenz. Gesamtzweiter bei dem Traditionsevent in Deutschland und Österreich wurde Wellinger, der sich mit seinem Podestrang im direkten Duell vor dem Japaner Junshiro Kobayashi hielt. «Wahnsinn. Heute noch mal ein Podest, Kamil macht den Grand Slam voll - unfassbar! Ich bin happy und freue mich sehr auf die beiden Siegerehrungen», sagte der 22-jährige Bayer, der nach Innsbruck auch in Bischofshofen auf das Podest sprang. Auf Gesamtrang drei landete am Ende noch Fannemel vor Kobayashi.

Gegen Stoch war bei dieser Tournee aber nichts auszurichten: Nachdem Rivale Freitag bei den ersten beiden Wettbewerben in Deutschland noch dicht dran war, schied der 26-jährige Sachse nach einem Sturz in Innsbruck verletzungsbedingt aus. «Gratulation Kamil. Du hast es dir verdient. Das war ein großartiger Job», schrieb Freitag bei Instagram. Nach seinem Aus war er zurück nach Oberstdorf gereist.

Stoch hat damit nicht nur als erster Athlet nach dem inzwischen 43-jährigen Hannawald den Grand Slam in einer Tournee geschafft, sondern auch als erst dritter Athlet nach Helmut Recknagel und Hannawald saisonübergreifend fünf Springen bei der Tournee für sich entschieden. In die anstehenden Saisonhöhepunkte Skiflug-WM in Oberstdorf und Olympia in Pyeongchang geht Stoch nun als klarer Favorit. «Er war der Beste, und er hat es verdient», bilanzierte Wellinger.

Für die DSV-Adler fiel die Schlussbilanz positiv aus. Auch Markus Eisenbichler (10.), Constantin Schmid (15.) und Karl Geiger (16.) schafften es in Bischofshofen in die erweiterte Spitze. «Ich bin sehr zufrieden, wir springen eine gute Saison. Auch mit der Favoritenrolle sind wir gut umgegangen», meinte Coach Schuster. Siege gab es bei der Traditionsveranstaltung anders als in Nischni Tagil, Titisee-Neustadt und Engelberg zwar nicht, dafür vier Podestplätze. Daran wollen Freitag, Wellinger und Co. in der heißen Phase bis zu den Olympischen Winterspielen in rund fünf Wochen anknüpfen.

Für die Skispringer geht es nach zuletzt neun Wettkampftagen bei vier Stationen am kommenden Wochenende mit dem Skifliegen in Bad Mitterndorf in Österreich weiter.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.