Tote bei Anschlag in Barcelona - fünf mutmaßliche Terroristen getötet

Foto: epa/Quique Garcia
Foto: epa/Quique Garcia

UPDATE - BARCELONA (dpa) - Ein Lieferwagen rast in der katalanischen Metropole Barcelona in eine Menschenmenge, viele sterben. Wenig später erschießt die Polizei vier mutmaßliche Terroristen 100 Kilometer weiter südlich.

Stunden des Terrors in Spanien: Bei einem islamistischen Anschlag mitten in der Urlaubszeit haben Terroristen auf Barcelonas berühmter Flaniermeile Las Ramblas nach Angaben der Behörden mindestens 13 Menschen getötet. 88 weitere Menschen wurden verletzt, nachdem ein Lieferwagen am Donnerstag mit hohem Tempo in eine Menschenmenge gerast war. Wenige Stunden nach dem Terrorakt wurden bei einer Polizeioperation etwa 100 Kilometer südlich von Barcelona wurden fünf mutmaßliche Terroristen erschossen, bestätigte die Polizei in der Nacht am frühen Freitag auf Twitter.

Bei dem Einsatz in Cambrils wurden sieben Menschen verletzt, zwei davon schwer, wie der katalanische Zivilschutz auf Twitter schrieb. Unter den Verletzten war auch ein Polizist. Nach spanischen Medienangaben planten die Täter in Cambrils eine ähnliche Tat wie in Barcelona, trugen aber auch Sprengstoffgürtel. Sie seien von der Polizei in einem Wagen kontrolliert worden. Als dieser nach einer Verfolgung umgekippt sei, seien sie geflohen und dann niedergeschossen worden.

Zuvor hatte die Polizei noch mitgeteilt, dass der Fahrer des Lieferwagens in Barcelona weiter flüchtig sei. Zwei Verdächtige, die in Verbindung mit der Tat stünden, seien festgenommen worden, sagte Polizeichef Josep Lluís Trapero. Einer der beiden Männer sei ein Marokkaner, der andere komme aus der spanischen Exklave Melilla. Ein bei einer Polizeikontrolle erschossener Verdächtiger habe nach bisherigen Erkenntnissen keine Verbindungen zu der Tat gehabt. Er hatte nach Medienberichten versucht, eine Polizeikontrolle zu durchbrechen.

Nach Einschätzung des Innenministeriums könnte die Zahl der Todesopfer des Anschlags in Barcelona weiter steigen. Einige Menschen seien schwer verletzt, sagte der Innenminister der katalanischen Regionalregierung, Joaquim Forn. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag laut ihrem Sprachrohr Amak für sich.

Nach Angaben des Auswärtigen Amts war zunächst unklar, ob deutsche Staatsbürger unter den Opfern sind. Man prüfe dies mit Hochdruck, sagte eine Sprecherin. Das ZDF berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise von drei deutschen Todesopfern. Die katalanischen Behörden teilten lediglich mit, dass Deutsche ebenso wie Menschen aus über 20 anderen Nationen zu Schaden gekommen seien. Ob sie starben oder verletzt wurden, blieb zunächst offen.

Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy beriet sich vor Ort mit hochrangigen Vertretern des Sicherheitsapparats. Er kündigte bei einer Pressekonferenz einen Pakt gegen den Terrorismus an. «Es ist eine globale Bedrohung und die Antwort muss global sein», sagte er laut der Zeitung «La Vanguardia».

Nach Angaben des IS-Sprachrohrs Amak waren mehrere Täter an dem Anschlag beteiligt. Sie seien «Soldaten des Islamischen Staates», meldete Amak unter Berufung auf nicht näher genannte Sicherheitsquellen. Sie hätten mit der Operation auf Aufrufe reagiert, die Staaten der «internationalen Koalition» anzugreifen. Die Echtheit der Nachricht ließ sich zunächst nicht verifizieren. Sie wurde aber über die üblichen Kanäle von Amak im Internet verbreitet.

Fotos aus Barcelona zeigten Leichen am Straßenrand. Augenzeugen berichteten, das Fahrzeug sei mit hohem Tempo auf die Promenade im Zentrum der Stadt gefahren. Ein Tourist sagte, das Fahrzeug sei Zickzack gefahren, «um ein Maximum an Fußgängern zu erwischen». Berichten zufolge liefen Menschen panisch über die Straßen.

Viele Menschen hätten geschrien und sich in Hauseingängen wie Geschäften in Sicherheit gebracht, berichteten Augenzeugen. Ein deutscher Tourist sagte, es sei wie in einer «Kriegszone» gewesen. «Polizisten mit Maschinengewehren und Gewehren im Anschlag kamen in der Straße auf mich zu gerannt.» Der Verkehr im Zentrum der Stadt sei zusammengebrochen. Die Geschäfte auf der Flaniermeile hätten geschlossen und ihre Fensterläden heruntergelassen.

Augenzeugen sprachen im staatlichen spanischen Fernsehen von einem Einzeltäter, der Anfang 20 gewesen sein soll. Der weiße Lieferwagen sei ungebremst mit etwa 80 Stundenkilometern in die Menge gerast. Der Fahrer des Lieferwagens soll ein Mann von etwa 1,70 Meter Größe gewesen sein und ein weißes Hemd mit blauen Streifen getragen haben, wie die Zeitung «El Periódico de Catalunya» berichtete.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot auf der berühmten Flaniermeile vor Ort und forderte die Bevölkerung auf, das Viertel zu meiden. Die betroffene Gegend wurde weiträumig abgesperrt. Zahlreiche Krankenwagen waren im Einsatz. Naheliegende U-Bahn-Stationen und andere öffentliche Verkehrsmittel seien geschlossen worden, hieß es.

Seit vergangenem Sommer war es in Europa wiederholt zu Anschlägen mit Fahrzeugen gekommen. Im Juli 2016 raste ein Attentäter mit einem Lkw in Nizza in eine Menschenmenge. 86 Menschen starben. Beim Anschlag mit einem gekaperten Laster auf den Berliner Weihnachtsmarkt wurden im Dezember 2016 zwölf Menschen getötet. Im Frühjahr 2017 gab es zudem tödliche Attacken mit Fahrzeugen in London und Stockholm.

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