Thais schenken und spenden an ihrem Geburtstag

​Der 23. Oktober ist der Todestag ChulalongkornsEr schaffte die Sklaverei ab

Thais schenken und spenden an ihrem Geburtstag Der 23. Oktober ist der Todestag Chulalongkorns  Er schaffte die Sklaverei ab
Thais schenken und spenden an ihrem Geburtstag Der 23. Oktober ist der Todestag Chulalongkorns Er schaffte die Sklaverei ab

König Chulalongkorn der Grosse oder Rama V. (1835-1910, Grossvater des jetzigen Königs, Seiner Majestät Bhumibol Rama IX.), verkleidete sich oft als einfacher Bürger, um sich so unter die Menschen mischen zu können. Somit konnte er die Alltagsgewohnheiten im Leben seiner Untertanen gut beobachten. Das Volk nennt ihn "Piya Maharat”. Piya heisst: geliebt sein, und Maharat heisst: der Grosse.

Unvergessen bleibt ein besonders grosses Zeichen seiner Güte: Er schaffte die Sklaverei auf sanfte Art ab, ging schrittweise vor, ohne dass Aufruhr und Blutvergiessen entstanden. Bei einer plötzlichen Abschaffung der Sklaverei hätte es zu einem Aufstand kommen können.

Zunächst verkündete König Chulalongkorn ein Gesetz, wonach zu seinem Geburtstag alle Sklaven, die in diesem Jahr 20 Jahre alt wurden, die Freiheit geschenkt bekamen. Im Jahr darauf erliess der König an seinem Geburtstag ein Gesetz, in dem er anordnete, dass fortan alle neugeborenen Sklavenkinder frei von der Sklaverei sein sollten. (Kinder von Sklaven waren automatisch nach der Geburt auch Sklaven.) Einige bestimmte Sklaven löste Seine Majestät mit seinem eigenen Geld aus, und für bestimmte andere Sklaven senkte er die Preise fortschreitend von Jahr zu Jahr, bis schliesslich der Preis für diese Art Sklaven die Null erreichte und sie damit frei wurden. (Es gab sieben verschiedene Arten von Sklaven, bedingt durch ihre Herkunft.) So folgten Schritt für Schritt Massnahmen bis Rama V. im Jahre 1905 durch ein Gesetz die endgültige Freilassung der restlichen Sklaven anordnete und die volle Abschaffung jeglicher Form von Sklaverei verkündete.

Der König arbeitete ein Programm für die öffentliche Erziehung und Ausbildung der Kinder und Jugendlichen aus und richtete Universitäten ein. Zugleich sorgte er dafür, dass junge Thais zum Studium nach Europa oder in die USA gingen. Im Gegenzug holte er Hunderte von Ingenieuren und Wissenschaftler aus dem Ausland, aus Ländern, die keine kolonialen Interessen an Thailand hatten, wie z.B. Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien und Skandinavien.

Der 23. Oktober 1910 ist der Todestag König Chulalongkorns. Er wird noch heute als Nationalfeiertag begangen. Jedes Jahr legen Schüler, Studenten und Regierungsbeamte an seinem Todestag Kränze an seiner Reiterstatue vor dem alten Parlamentsgebäude nieder. Aber auch die übrige Bevölkerung kommt zu Tausenden mit Kränzen und Blumen an sein Denkmal, um in Ehrfurcht und Dankbarkeit seiner zu gedenken. Diesen Tag nennen die Thais "Wan Piya Maharat”.

Ursprünglich gab es bei den Thais keine Geburtstagsfeier mit Geschenken usw., so wie heute die verwestlichten Thais Parties für Freunde und Verwandte mit Essen, Getränken, Kuchen und Kerzen etc. geben. Das Leben ist schon ein grosses Geschenk, daher erinnert man sich an diesem Tag an erster Stelle an die Mutter und den Vater, erweist ihnen grosse Dankbarkeit mit der thailändischen hohen Verehrungsgeste – auf dem Boden sitzend mit zusammengelegten Händen hoch vor dem Gesicht und dem tief geneigten Kopf. Dann geben die Eltern dem Geburtstagskind, das sie zur Welt gebracht haben, den Segen zu einem erfolgreichen Aufstieg im Leben. Dieses ist für Thais das Wichtigste im Leben. Thais glauben, dass Worte der Eltern heilig sind und haben demzufolge einen grossen Einfluss auf ihre eigenen Kinder. Bleiben die Segensworte der Eltern aus, wird ihnen der Weg zum Glück und Erfolg versperrt.

Nach dem Segen der Eltern geht das Geburtstagskind zu den Mönchen, um ihnen Speisen anzubieten (Thambun). Das Wort Thambun heisst wörtlich übersetzt: "selig machen”. Laut Buddhas Lehre soll der Mensch mehr geben als nehmen. Durch Geben aus reinem Herzen erwirbt der Mensch Glück und Segen. Daher sollte man, besonders an seinem Geburtstag, durch Geben Verdienste erwerben anstatt Geschenke zu erwarten. Dieser Brauch wird auch noch heute bei den wohlhabenden Leuten beibehalten, und bei den allgemeinen Thais verläuft ihr Geburtstag wie jeder andere normale Tag, ausser dass sie einem Mönch Speisen geben. Die wohlhabenden Thais geben meistens nach dem Thambun bei den Mönchen auch noch extra Festessen oder grosse Spenden für hilfsbedürftige Menschen, z.B. für Behinderte, Waisenkinder, alte Menschen in Heimen, die keine Verwandten haben, die nach ihnen schauen. Oder sie geben Spenden für streunende Tiere. Sie spenden Medikamente oder sonstige Lebensnotwendigkeiten, was immer auch gebraucht wird. Natürlich setzt man sich zuerst mit den zuständigen Stellen in Verbindung und macht vorher einen Termin aus.

Am 20. Geburtstag der Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn, am 2. April 1975, veranstaltete Ihre Majestät Königin Sirikit im Pavillon Dusit Dalai des königlichen Geländes ein grosses Büfett. Verletzte Soldaten, die bei Kämpfen an der Grenze Thailands schwer verletzt worden waren, oder körperbehinderte Polizisten wurden aus verschiedenen Krankenhäusern zu diesem Fest abgeholt. Diese Gelegenheit nutzte die Königin, um die Stiftung "Saichai Thai” (Herzensströme der Thais) zu gründen, in der Prinzessin Sirindhorn zur Stiftungs-Präsidentin ernannt wurde. Prinzessin Sirindhorn, damals noch Studentin, musste sich sehr einsetzen, um Einkommen in die Stiftung zu bringen. Das Geld soll auch als berufliche Unterstützung für Familienmitglieder der Polizisten und Soldaten, die ums Leben gekommen sind, benutzt werden.

Die Punktzahl der Menschenverdienste (Absicht von Taten) nennen die Buddhisten "Anisong". Und das Anisong durch Geben hat Buddha in drei Stufen aufgeteilt: 1. Wattu – taan = Materielles geben; 2. Wittaya – taan = Wissen geben, Mut machen; 3. Apaiya – taan = Verzeihung geben, Freiheit geben durch Schuld erlassen.

Die Wertung für materielles Geben ist der geringste Verdienst und bleibt in der unterste Stufe, egal wie viel Geld man ausgegeben hat. Der zweitgrösste Verdienst ist Wissen geben. Die allerhöchste Stufe Anisong ist die Verzeihung, obwohl man gar nichts zu investieren hat, denn durch die Vergebung sind Rache, und damit auch alle böse Gedanken, ausgelöscht.

Von Duangdee K. (Khun Daeng)

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