Tee-Plantagen statt Opium-Anbau im Goldenen Dreieck

Ein abenteuerlicher Roadtrip: Tee-Zeremonie in Doi Mae Salong

Willkommen in der Tee-Stadt des Nordens. Fotos: Jahner
Willkommen in der Tee-Stadt des Nordens. Fotos: Jahner

Das berühmt-berüchtigte goldene Dreieck, wo bis in die 1980er Jahre der Opium-Anbau die Haupteinkommensquelle der ländlichen Bergbevölkerung darstellte, präsentiert sich heute den Besuchern als ein Paradies für hochwertige Tee-Spezialitäten und exotische Früchte. Doi Mae Salong, wo vor knapp vierzig Jahren ehemalige Kuomintang-Soldaten eine chinesische Enklave errichteten, wird nicht zu Unrecht als die "Tee-Stadt des Nordens" betitelt und ist weit über die Grenzen hinaus für den Anbau feinster Oolong-Tees bekannt. Die malerische Kleinstadt macht Lust auf Tee und lockt mit zahlreichen Plantagen und urigem chinesischen Lokalkolorit, umgeben von einem einzigartigen Hochland-Panorama, zu einem entspannten Wochenendausflug.

Bereits die Anfahrt nach Doi Mae Salong, besser bekannt als die "Tee-Stadt", gestaltet sich als ein unvergessliches Erlebnis. Die abenteuerliche Panorama-Straße führt über enge Serpentinen und steile Bergpässe hinauf in die 1.600 Meter über dem Meeresspiegel liegende kleine Ortschaft. DER FARANG begleitet Tee-Experte Thomas Kasper auf einem Rundgang durch die chinesisch geprägte Kleinstadt und bietet der Leserschaft einen Einblick in die spannende Geschichte des ehemaligen Schmugglernestes.

Nach gefühlten tausend Kurven, entlang an unvergesslichen Steilhängen und tiefen Schluchten, ist das Ziel erreicht: Doi Mae Salong. Unverkennbar an den in einem tiefen Grün erstrahlenden Tee-Feldern, die aufgrund ihrer terrassenähnlichen Anlegung ein bisschen an die berühmten Reisterrassen von Bali erinnern, lässt sich die kleine Ortschaft, die an einer etwa drei Kilometer langen, überwiegend aus Kurven und steilem Gefälle bestehenden Hauptstraße angesiedelt ist, nur schwer verfehlen. Es scheint, als wenn hier alles und jedermann vom Tee-Anbau lebt: Plantagen und Teehändler soweit das Auge reicht. Neben Tee in seinen vielseitigen Facetten werden am Wegesrand auch Keramik-Teekannen, -Tassen, chinesische Tee-Tischchen und Tee-Stövchen an den Mann gebracht. Doch das war nicht immer so.

"Wilder Westen" im hohen Norden

Doi Mae Salong gilt als das
Doi Mae Salong gilt als das "Tee-Eldorado" Thailands. Früher wurde hier Opium angebaut. Fotos: bj

Denn noch bis in die späten 1980er Jahre hinein galt Doi Mae Salong als ein verruchtes Schmugglernest, das durch den Anbau von Opium einschlägig bekannt war. "Damals war die Stadt eine Art chinesischer wilder Westen, der vom Opiumhandel lebte und der sich des Einflussbereiches der thailändischen Ordnungsbehörden weitestgehend entzog", erinnert sich der in Chiang Mai ansässige Deutsche Thomas, ehemaliger Besitzer des Pai Corner Restaurant, Herausgeber des "Paioneer" und Betreiber des Siam Tee Shop, an die verruchte Vergangenheit der sagenumwobenen Kleinstadt zurück. Hatte er doch so einige Abenteuer als junger Auswanderer in der Ortschaft im Grenzgebiet zu Myanmar erlebt: "Ich werde nie vergessen, dass ich und mein Reisegefährte damals mitten in der Nacht von einer Gruppe thailändischer, mit Maschinengewehren bewaffneter Soldaten aus dem Schlaf geschreckt wurden, die ohne anzuklopfen in unser Zimmer stürmten. Glücklicherweise hatte sich schnell herausgestellt, das wir offenbar nicht das waren, wonach sie gesucht hatten, und die Soldaten verschwanden ebenso schnell wieder wie sie gekommen waren."

Einblick in die Tee-Fabrik: In großen Zentrifugen werden die frisch geernteten Teeblätter getrocknet.
Einblick in die Tee-Fabrik: In großen Zentrifugen werden die frisch geernteten Teeblätter getrocknet.

Ursprünglich wurde der Ort von aus Birma flüchtenden Kuomintang-Chinesen des 93. Regiments unter Tuan Shi-Wen gegründet. "Es kann davon ausgegangen werden, dass die Kuomintang-Chinesen in Doi Mae Salong ihren Anteil daran hatten, wenn nicht gar eine entscheidende Rolle in dem schwunghaften Opiumhandel spielten, für den das Goldene Dreieck sich weltweit einen Namen gemacht hat", erklärt Thomas der sich ausgiebig mit der Geschichte des Ortes auseinandergesetzt hat und die Bergdörfer zwischen Chiang Mai und Chiang Rai wie seine Westentasche kennt.

Grüner Oolong statt Schnaps

"Vor 20 Jahren fand man in Doi Mae Salong noch einen Straßenmarkt vor, der einer homogenen Fusion aus yün-nanesischer Dorfidylle und touristischem Angebot zu gleichen schien", erzählt Thomas beim Rundgang durch die Ortschaft. "Die Händler verkauften allerlei skurrile Mitbringsel, unter anderem den berühmt-berüchtigten Schlangen-Schnaps." Tatsächlich ist die Geschichte des Tees in Doi Mae Salong viel jünger, als man bei dem heute dargebotenen Tee-Sortiment erahnen würde. Erst durch das intensive Engagement des seit 1946 regierenden Monarchen, Seiner Majestät König Bhumibol Adulyadej, begannen die Bergvölker Thailands den Ausstieg aus der Opiumkultivierung zu vollziehen. Da das Königshaus recht schnell erkannte, dass man den Opiumanbau und -Handel nicht allein mit dem Erlass einschlägiger Gesetze und deren polizeilich-militärischer Durchsetzung bekämpfen konnte, da diese schließlich einen entscheidenden Teil des wirtschaftlichen Fundamentes der nordthailändischen Bevölkerung darstellten, wurden zahlreiche Agrarprojekte initiiert, die der Bevölkerung auch weiterhin ein vergleichbares Einkommen bescherten und eine attraktive Alternative zum illegalen Drogenanbau darstellten.

Fleißige Pflückerinnen bringen den Tee von der Plantage zur Fabrik (links). Danach werden die Blätter gesammelt (Mitte). Lohnenswert gestaltet sich eine Tee-Verkostung (rechts).
Fleißige Pflückerinnen bringen den Tee von der Plantage zur Fabrik (links). Danach werden die Blätter gesammelt (Mitte). Lohnenswert gestaltet sich eine Tee-Verkostung (rechts).

"Doi Mae Salong ist für den Tee-Anbau wie geschaffen. Höhenlage, landschaftliche Beschaffenheit und Klima, Bedingungen, die denen der taiwanesischen Anbaugebiete gleichen, aus denen die Tee-Pflanzen importiert wurden, ermöglichen den Anbau feinster grüner Tees, Oolong-Tees, und seit kurzen auch schwarzer Tees", schwärmt Thomas. "Außerdem werden hier eine Reihe mit Jasminblüten oder thailändischem Jasminreis aromatisierter Tees produziert." Der Tee-Kenner bringt es auf den Punkt: "Die Gemeinde Doi Mae Salong machte sozusagen aus der Not eine Tugend." Heute produziert das Anbaugebiet über 200 Tonnen Tee pro Jahr.

Die dargebotene Qualität, insbesondere der lokalen Oolong-Tees, für welche die Pflanzen ursprünglich aus Taiwan importiert wurden, gewinnt Thomas folgend seit einigen Jahren stetig an weltweiter Aufmerksamkeit für "sein unverwechselbares, sanftes Aroma und seine gesundheitlichen Benefits." Der Deutsche muss es wissen. Schließlich betreibt er mit großem Erfolg den Online- Teehandel Siam Tee Shop, den ersten seiner Art, und bezieht unter anderem auch einen Teil seines Sortiments direkt von den Tee-Plantagen und -Fabriken in Doi Mae Salong, die allesamt fest in chinesischer Hand sind.

Neben Tee ist die Gitarre Thomas Kaspers große Leidenschaft.
Neben Tee ist die Gitarre Thomas Kaspers große Leidenschaft.

Chinesische Geschäfts-Mentalität

Überhaupt beeindruckt ihn die chinesische Geschäfts-Mentalität: "Der Chinese möchte, dass ich wiederkomme, um weitere gute Geschäfte mit ihm abzuschließen. Deswegen handelt er im Interesse des Kunden und steht stets zu seinem Wort. Die Thais hingegen überlegen, wie sie dich am besten über das Ohr hauen können! Ich liebe Thailand. Aber mit Thais Geschäfte zu machen ist sehr schwer."

Auf der Erkundungstour durch die hügelige Ortschaft fällt sofort die chinesische Abstammung der Bevölkerung ins Auge: Die Haustüren sind mit chinesischen Zeichen verziert, und kleine Drachen-Figuren thronen finster blickend vor den rustikalen Ladengeschäften und Teefabriken. Rote Lampions sorgen für authentische "China Town"-Atmosphäre und versprühen noch einen letzten Hauch des Charmes der Opiumhöhlen lang vergangener Tage. Empfehlenswert ist außerdem der Aufstieg zum chinesischen Tempel, von wo aus man einen phantastischen 360-Grad-Rundumblick über Doi Mae Salong und die umliegende Bergwelt genießen kann.

Tee-Verkostung und Kaufrausch

Tee in all seinen Facetten: Doi Mae Salong ist unter anderem für seinen vorzüglichen Oolong-Tee bekannt.
Tee in all seinen Facetten: Doi Mae Salong ist unter anderem für seinen vorzüglichen Oolong-Tee bekannt.

Nun, wo bereits so ausgiebig über die Geschichte des Tees in Nordthailand philosophiert wurde, steht noch ein Besuch einer Tee-Fabrik auf dem Programm. Die 101 Tea Plantation befindet sich direkt am Ortseingang und beherbergt zu Fuße der Produktionshallen eine riesige Plantage, die auch von Besuchern besichtigt werden kann. Interessant ist zu beobachten, wie zahlreiche fleißige Arbeiterinnen die Teeblätter in großen Körben auf dem Rücken tragend anliefern. Die Ernte wird dann in einem Rekordtempo ausgebreitet, zusammengelegt und später in großen, rotierenden Heiztrommeln getrocknet. Auch der Ausblick über die Weiten der Tee-Felder ist beeindruckend.

In einem kleinen Showroom und Verkaufsgebäude kann man während einer gemütlichen Tee-Verkostung die geschmacklichen Unterschiede des riesigen Sortiments "erkosten" und seine ganz persönliche Lieblingssorte aus dem Hochland des Königreiches wählen. Thomas hat nicht zu viel versprochen: Der Oolong-Tee überzeugt mit einem unverwechselbaren Aroma und einem angenehm milden Geschmack. Teeliebhaber können hier schnell in einen regelrechten Kaufrausch fallen. Die edlen Spezialitäten werden in luftdichte Vakuum-Verpackungen gefüllt, die den Tee für lange Zeit haltbar und bei Anbruch stets frisch im Geschmack belassen So kann man sich mit jeder Tasse Tee ein Stück Doi Mae Salong nach Hause in die eigenen vier Wände holen. Darüber hinaus bieten sich die schicken Tee-Packungen auch als ein prima Mitbringsel für Freunde und Verwandte an.

Ohne Zweifel – Doi Mae Salong ist eine Reise wert! Hier kommen nicht nur Teefans auf ihre Kosten. Vor allem das dargebotene Bergpanorama und die abenteuerliche Anfahrt machen einen Ausflug in die chinesische Enklave des Nordens zu einem unvergess-lichen Erlebnis. Wer in der "Tee-Stadt" gleich ein ganzes Wochenende verbringen möchte, der kann in einem der zahlreichen Gästehäuser und Bungalow-Anlagen ohne Probleme direkt vor Ort ein Zimmer finden. Weitere Infos und Übernachtungsmöglichkeiten gibt`s auf der Webseite www.doi-mae-salong.com.

Siam Tee Shop: Eine "Tasse Thailand" für Zuhause

Während der Durchforstung populärer Online-Tee-Shops bemerkte Thomas Kasper voller Erstaunen, dass es zwar Tee in Hülle und Fülle aus aller Welt zu erwerben gibt, jedoch keinen Tee aus den nordthailändischen Anbaugebieten. Somit war die Idee zum Siam Tee Shop geboren. Der Deutsche machte damit nicht nur seine Leidenschaft zu einem Beruf, vielmehr verhilft er als Botschafter des guten Geschmacks den thailändischen Hochland-Tees auch in der fernen Heimat zur Bekanntheit. Im Angebot führt er unter anderem qualitativ hochwertige Tees aus Doi Mae Salong, Phang Kham und Doi Wawee. Mit Erfolg: Seine Grünen- und Oolong-Tees erfreuen sich seit einigen Jahren wachsender inländischer sowie internationaler Beliebtheit. Auch ist bei ihm der so genannte Jiaogulan-Tee, das berühmte "Unsterblichkeitskraut" der traditionellen chinesischen Medizin, erhältlich. Einen Geheimtipp stellt der teilfermentierte Shan-Tee dar, ein Produkt vom Siam Tee Shop, der eine lange Genusstradition unter den einheimischen Bergvölkern genießt. Auf der mit viel Herzblut gestalteten Webseite gibt`s außerdem jede Menge Infos über den Anbau und die Geschichte der Teekultivierung im Königreich sowie passende Musik zum Teegenuss. www.thai-tee.de.


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