Studentin in Freiburg getötet - Tatverdächtiger ist 17

Sieben Wochen nach dem Mord an einer Medizinstudentin in Freiburg sitzt ein Verdächtiger in Untersuchungshaft. Es ist ein minderjähriger unbegleiteter Flüchtling.  Foto: dpa/Patrick Seeger
Sieben Wochen nach dem Mord an einer Medizinstudentin in Freiburg sitzt ein Verdächtiger in Untersuchungshaft. Es ist ein minderjähriger unbegleiteter Flüchtling. Foto: dpa/Patrick Seeger

STUTTGART (dpa) - Im Fall der getöteten Studentin in Freiburg ist ein 17-jähriger Verdächtiger in Untersuchungshaft genommen worden. Der Vorwurf laute auf Vergewaltigung und Mord, sagte Staatsanwalt Dieter Inhofer am Samstag in Freiburg. Es handelt sich demnach um einen minderjährigen unbegleiteten Flüchtling, der 2015 aus Afghanistan eingereist war und bei einer Familie lebte. Am Freitagmittag wurde er festgenommen.

Auf seine Spur führte nach Polizeiangaben ein 18,5 Zentimenter langes schwarzes Haar mit changierender Blondierung in einem Dornengebüsch. Der Verdächtige habe eine sehr markante Frisur. Auch ein schwarzer Schal im Flussbett der Dreisam spielte eine Rolle bei der Aufklärung des Sexual- und Gewaltverbrechens.

Die junge Frau war vergewaltigt worden, ihre Leiche wurde am 16. Oktober im Fluss gefunden. Ihr weißes Damenrad lag einige Meter entfernt von der Leiche im Gebüsch. Die Todesursache war Ertrinken, sagte der Leiter der Sonderkommission, David Müller. Man habe durch Vernehmungen und durch eine webbasierte Umfrage die Zeit vor der Tat in weiten Teilen lückenlos rekonstruieren können, sagte Müller.

Die Polizei hatte eine Sonderkommission aus 40 Ermittlern eingesetzt. Ein Gebüsch nahe dem Tatort wurde gerodet und zur Spurensicherung mitgenommen. Die Ermittler untersuchten allein drei Säcke voller Dornengebüsch. Später fanden Ermittler im Gestrüpp ein auffälliges Haar.

DNA sei zudem nicht nur an der Leiche, sondern auch an Brems- und Schalthebel eines herrenlosen Fahrrads in Tatortnähe gefunden worden. Auch Kameraaufnahmen werteten die Ermittler aus.

Die Frau war mit ihrem Fahrrad um 2.40 Uhr nachts auf dem Heimweg von einer Uni-Party, als sie Opfer des Verbrechens wurde. Der Verdächtige fuhr laut Polizei um 1.57 Uhr mit der Linie 1 im Stadtzentrum los und erreichte um 2.10 Uhr die Endhaltestelle vor dem Stadion in der Nähe des Tatorts. Die Tat geschah demnach gegen 3 Uhr morgens.

50 Minuten von der Tat hatte sich ein junger Mann mit einem schwarzen Schal rund einen Kilometer vom Tatort aufgehalten. Dies ergab die Auswertung von Videoaufzeichnungen der Freiburger Verkehrs-AG. Die Ermittler hätten einen Verdächtigen mit markanter schwarzer Haarfrisur, einem sogenannten Undercut, in einer Videoauswertung von der Kameraüberwachung entdeckt. Am Freitag sei der Verdächtige identifiziert worden.

Die Polizei hatte im Verlauf der Ermittlungen etwa 1.400 Menschen vernommen und rund 1.600 Hinweise geprüft, darunter die auf das herrenlose Fahrrad in der Nähe.

Der Fall einer Anfang November ermordeten Joggerin in Endingen bei Freiburg ist noch ungelöst. «Wir haben bislang keine Verbindung zum Tötungsdelikt in Endingen», sagte Inhofer auf der Pressekonferenz. Man habe aber auch noch nicht alle Spuren ausgewertet. Die Sonderkommission «Erle» befragt in dem Endinger Fall Zeugen und wertet DNA-Spuren aus.

Die 27 Jahre alte Frau war Anfang November von einem Unbekannten vergewaltigt und ermordet worden. Sie war an einem Sonntagnachmittag alleine zum Joggen aufgebrochen und nicht zurückgekehrt.

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Jürgen Franke 04.12.16 18:40
Leider wird Deutschland mit diesen
Meldungen leben müssen, denn noch nicht alle "Eingereisten" sind registriert worden. Es ist eben nicht vorhersehbar, was in den Köpfen der Menschen wirklich vorgeht, die, aus welchen Gründen auch immer, ihr Land verlassen haben.
Ingo Kerp 04.12.16 16:26
Ein 17-jähriger unbegleiteter Flüchtling
hat ganz offensichtlich in seinem Gastland DE eine junge Frau vergewaltigt und ermordet. Grauenhaft! Was ich allerdings befürchte ist, es ist ein Jugendlicher, ist unbegleitet, hat also keinen familiären Halt, ist psychisch durch die Flucht und verlassene Heimat und Familie angeschlagen und seine Verteidigung wird noch etliche andere Punkte heranziehen, um eine Minimalstrafe zu erzielen, falls es nicht sogar eine Bewährungsstrafe gibt. Hat der Verdächtige keine Familie/Angehörige in Afghanistan? Wer hat ihm die Reise(Flucht) finanziert? Das Urteil kann nur lauten: entweder Gefängnis und danach Abschiebung oder sofortige Abschiebung und keine Möglichkeit mehr, nach DE einzureisen.