Straßenhunde aus dem Ausland adoptieren – Hinweise und Anforderungen

Sonne, Meer und Strand – und in vielen fremden Ländern auch jede Menge streunende Hunde in der Umgebung. Manche Urlauber können da gar nicht anders und bringen ihre Tierliebe zum Ausdruck, indem sie die Vierbeiner füttern und während ihrer Ferientage uneigennützig versorgen. Einige kommen auch auf die Idee, das Tier mit nach Hause zu nehmen. Doch das ist gar nicht so einfach und unterliegt strengen behördlichen Bestimmungen. Abgesehen davon sollte man sich klar machen, dass gerade Streunertiere oft eine schlimme Vergangenheit erlebt haben und damit ihre ganz individuellen Charaktereigenschaften ausgeprägt haben.

In Drittländern wie Thailand nicht unüblich - Hunde, die ihr Leben auf der Straße verbringen. Foto: Stefan Schurr
In Drittländern wie Thailand nicht unüblich - Hunde, die ihr Leben auf der Straße verbringen. Foto: Stefan Schurr

Die Einfuhr von Haustieren in die EU ist geregelt

Wer vom Urlaub – egal ob in Spanien, Griechenland oder Thailand – ein Tier mit nach Hause nehmen möchte, muss strenge Regeln beachten. Die Rechtsgrundlage dazu bietet die Verordnung Nr. 998/2003 über „Veterinärbedingungen für die Verbringung von Heimtieren zu anderen als Handelszwecken“. Diese wurde vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, kurz BMELV mit Sitz in Bonn, erlassen. Die Einreisebestimmungen für die Tiere sind dabei grundsätzlich je nach Herkunftsland unterschiedlich geregelt. Eine vollständige schriftliche Erläuterung hält beispielsweise der Tierschutzverein Tasso e.V. bereit.

Elke Deininger von der Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes äußerst sich dahingehend, dass „mindestens 30 Tage vor der Abreise die Tiere gegen Tollwut geimpft worden sein“ sollten. Gleichzeitig darf die Impfung nicht länger als 12 Monate zurück liegen. Wer sich also einen Hund von einer der zahlreichen Tierauffangstationen holt, sollte überprüfen, ob diese Bestimmung bereits erfüllt ist und das Tier überhaupt ins Ausland gebracht werden darf. Am besten lassen sich zukünftige Hundebesitzer den Nachweis einer gültigen Tollwutimpfung von einem offiziell anerkannten Tierarzt schriftlich bestätigen.

Wer etwa aus Thailand einen Vierbeiner nach Deutschland bringen möchte, sollte auf die gültigen Einfuhrregelungen für Drittländer achten. Hier unterscheidet das Amt zwischen

  • gelisteten Ländern und
  • nicht gelisteten Ländern

Elke Deininger erklärt dazu, „dass gelistete Länder als tollwutfrei und damit nicht gefährdet gelten“. Die Bedingungen zur Einreise entsprechen dann weitgehend denen für die Einreise aus den anderen EU-Mitgliedstaaten. Thailand gehört nicht zu den anerkannten Drittstaaten, womit Urlauber, die einen Hund nach Europa ausführen möchten, auf nachstehende Voraussetzungen achten müssen.

  • Tollwutantikörpertest 30 Tage nach erfolgter Impfung
  • Gültige Papiere von einem Amtstierarzt, aufgrund derer eine Identifikations- Kennzeichnungsnummer vergeben wird
  • Internationaler Impfpass
  • Chip mit Kennzeichnung

Heimtierausweis gibt Auskunft über Daten

Mit dem Urlaubshund direkt nach Hause? Hier sollten Reisende besser nichts überstürzen. Foto: grafikplusfoto
Mit dem Urlaubshund direkt nach Hause? Hier sollten Reisende besser nichts überstürzen. Foto: grafikplusfoto

Bei der Einfuhr eines Tieres aus einem nichtgelisteten Drittland wie Thailand müssen die zukünftigen Tierbesitzer viel Geduld aufbringen. Denn der Tollwutantikörpertest muss von einem von der EU zugelassenen Labor durchgeführt werden, dabei darf die Blutprobe frühestens 30 Tage nach der Impfung entnommen werden. Zwischen Bluttest und definitiver Ausreise ist außerdem noch eine Wartefrist von drei Monaten einzuhalten, womit die gesamte Prozedur der Ausfuhr insgesamt vier Monate dauert.

Die individuellen Daten des Hundes müssen in einem Heimtierausweis eingetragen werden, den Reisende innerhalb der EU bei entsprechend autorisierten Tierärzten erhalten. Wer keinen Veterinär ausfindig machen kann, der sollte sich am Urlaubsort bei der Stadtverwaltung erkundigen. Verfügt das Tier über einen internationalen Impfpass, so ist dieser exakt bis zur nächsten Auffrischung gültig. Dann muss er gegen den Heimtierausweis ausgetauscht werden.

Transport mit dem Flugzeug regeln

Wer alle Formalitäten erledigt hat, der sollte sich um den Transport des Hundes nach Hause kümmern. Wer das neue Familienmitglied aus Thailand mitbringt, der sollte sich über die Modalitäten der Mitnahme im Flugzeug genau erkundigen. Jede Fluggesellschaft regelt hier die Vorgehensweisen und Bestimmungen anders. Während manchmal die Tiere in der Kabine mitreisen, dürfen sie bei einer anderen Airline nur in Tierboxen im Gepäckraum transportiert werden. Damit wird eine Transportbox notwendig, die in jedem Fall groß genug sein sollte, damit der Hund aufrecht darin stehen und sich auch komplett hinlegen kann. Abzuraten ist allerdings in jedem Fall davon, dass dem Tier ein Beruhigungsmittel für die Dauer des Fluges verabreicht wird.

Charakter des Tieres beachten

Grundsätzlich sind Hunde durchaus gutmütige Tiere - einige von ihnen hatten jedoch ein schweres Leben und haben den Menschen womöglich sogar fürchten gelernt. In einem solchen Fall sind Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt. Foto: chalabala
Grundsätzlich sind Hunde durchaus gutmütige Tiere - einige von ihnen hatten jedoch ein schweres Leben und haben den Menschen womöglich sogar fürchten gelernt. In einem solchen Fall sind Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt. Foto: chalabala

Wer Urlaub in Thailand macht und dabei den treuen herzzerreißenden Blicken der Straßenhunde nicht widerstehen kann, sollte dennoch nicht vorschnell reagieren und sich entschließen, das Tier einfach mitzunehmen. „Manche Tiere können aufgrund von Vorerfahrungen ängstlich reagieren, vor allem Streuner haben oft nur ein sehr lockeres Verhältnis zum Menschen“, warnt Tierärztin Elke Deininger. Wer allerdings schon Erfahrung in der Tierhaltung hat und tatsächlich alle Hürden der Überführung in Kauf nimmt, beschert seinem Schützling ein neues Zuhause und meist auch ein besseres Dasein.

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Vorteile der Tieradoption liegen auf der Hand

Foto: Jan Engel
Foto: Jan Engel

Wer sich entscheidet, einen Straßenhund zu adoptieren, kann viele Vorteile für sich sprechen lassen.

Zum einen wäre da der moralische Aspekt, denn anstatt hohe Kaufbeträge für reinrassige Züchterhunde zu zahlen, tut man für wenig Geld viel Gutes. Natürlich müssen der Transport in die neue Heimat und die medizinische Erstversorgung getragen werden, doch im Vergleich zu den Ausgaben für den Hundezüchter ist das kaum nennenswert.

Ehemalige Straßenhunde sind meist gewöhnt, alleine zu sein, womit sich der Hundebesitzer durchaus mal eine Auszeit von zwei bis drei Stunden am Tag nehmen und das Tier alleine lassen kann. Solange er die Gewissheit hat, dass Herrchen oder Frauchen wieder zurückkommen und der Futternapf gefüllt wird, kann der Hund das leicht aushalten.

Der wesentlichste Vorteil an der Adoption von Straßenhunden ist aber einfach die Tatsache, dass gerade solche Tiere ihrem neuen Besitzer endlos dankbar und treu ergeben sind. Damit kann man davon ausgehen, dass der Hund nach der Eingewöhnungsphase in sein neues Zuhause sehr gelehrig ist und alles tun wird, um seine neuen Herrchen oder Frauchen und deren Bleibe zu beschützen.

Auch Nachteile müssen erwähnt werden

Foto: Jan Engel
Foto: Jan Engel

So groß und eigentlich für sich sprechend die Vorteile der Adoptivhunde auch sind, auch Nachteile sollen erwähnt werden.

In erster Linie und für die erste Zeit sind es vor allem die Hygiene und meist auch die Optik, die der neue Besitzer aufbauen muss. Die wenigsten Straßenhunde sind stubenrein oder frei von Ungeziefer wie Zecken, Flöhen oder Milben. Doch Deutschlands gute Tiermedizin hilft dem Vierbeiner schnell gesund zu werden und seine ungebetenen Gäste im Fell und im Organismus los zu werden. Für die Fellpflege, die natürlich als Straßenhund zu kurz gekommen ist, gibt es auch den Besuch beim Hundefrisör, der Verfilzungen oder zotteliges Fell schnell und wirksam bereinigen kann.

Wer sich entschließt einen Straßenhund bei sich zu Hause aufzunehmen, sollte sich im Klaren sein, dass es meist keine charakterlichen Einschätzungen über das Tier gibt. Diese haben ja alleine oder aber in einem Rudel im Elend der Straßenviertel gelebt und ganz eigene Erfahrungen bei der Nahrungsaufnahme oder in Gesellschaft von anderen Tieren bzw. von Menschen gemacht. Deshalb ist es nicht ratsam, einen Straßenhund sofort mit anderen Vierbeinern in gemeinsame Haltung zu nehmen.

Nicht unterschätzt werden sollte allerdings die Tatsache, dass Straßenhunde oftmals schlechte Erfahrungen machen mussten. Diese Tiere sind trotz ihrer Dankbarkeit und Treuherzigkeit in der Haltung eine besondere Herausforderung, womit nur erfahrene Hundehalter betraut werden sollten. Zusätzlich macht es natürlich Sinn, sich mit einem erfahrenen Tiertrainer zu beraten oder aber Kurse in der Hundeschule zu besuchen.

Patenschaften für Hunde als Alternative zum eigenen Tier

Wer seiner Tierliebe Ausdruck verleihen möchte, aber keinen eigenen Vierbeiner zu Hause aufnehmen kann, der sollte sich eine Tierpatenschaft überlegen. Gerade in Thailand gibt es viele Organisationen, die sich um Straßenhunde kümmern und dabei auf finanzielle Hilfe angewiesen sind. Bevor man sich allerdings entschließt, hier eine Patenschaft einzugehen und regelmäßig Geld zu überweisen, sollte man sich über gewisse Informationen klar werden. Denn unter den ganzen Hilfsorganisationen, die tatsächlich für die Tiere nur das Beste wollen, gibt es auch sogenannte „Schwarze Schafe“, die unseriös arbeiten. Um zweifelhafte Anbieter direkt auszusortieren, rät der Haustierspezialist ZooRoyal dazu, zunächst auf die Transparenz der Organisation zu achten. Sind Kontaktmöglichkeiten gegeben, gibt es zuverlässige Ansprechpartner und wie genau werden die Spenden investiert? Aber auch weitere Punkte wie etwa Aufklärungsprojekte zu Tierhaltung und -schutz, Kastrationsprojekte oder eine gute Betreuung vor Ort zeichnen eine gute Organisation aus. Nicht zuletzt sollten außerdem die Papiere korrekt ausgestellt werden und – besonders wichtig – junge Welpen sollten keinesfalls unter vier Monaten vermittelt werden.

Damit eine Patenschaft für einen Hund einen seriösen Hintergrund hat, sollten Interessenten außerdem folgende Aspekte beachten. Meist steht zur Auswahl, dass man finanzielle Unterstützung mit monatlichen Beträgen für

  • ein bestimmtes Tier, das man sich aussucht
  • generell die Tiere in einer Auffangstation oder in einem Tierheim
  • ein Tier mit bestimmten Bedürfnissen

übernimmt. Meist erhält man eine formvollendet ausgestellte Urkunde über die Patenschaft und ein Foto des Vierbeiners. Regelmäßige Berichte über den Zustand des Tieres erfolgen später in Briefform, wobei immer wieder Aufnahmen des Hundes beigefügt sind. Wichtig ist, dass der Pate genaue Informationen erhält, was mit seiner regelmäßigen Spende erfolgt. Dementsprechend lassen renommierte Organisationen hier jeweilige Informationen an die betreffenden Paten versenden. Diese Patenschaften können für Thailands Tierheime und deren Organisationen bereits ab einer geringen Summe eingegangen werden und gelten entweder auf bestimmte Zeit abgeschlossen oder aber einfach solange das ausgewählte Tier lebt.

Eine besondere Form der Patenschaft, die europäische Organisationen, aber auch solche in Thailand anbieten, ist die der Flugpatenschaft. Dabei erklären sich Personen bereit, als Begleitperson für einen Hund zu fungieren. Dies ist meist klar geregelt und mit keinerlei Aufwand, weder materiell noch administrativ, verbunden und hilft so manchem leidgeprüften Hund, in ein neues besseres Leben aufzubrechen. Entweder es gibt für diese Tiere bereits neue Besitzer in der fremden Heimat oder aber sie werden in eine entsprechende Partnerorganisation bzw. an Pflegeplätze übergeben.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Jürgen Franke 25.11.15 13:20
Danke für den Bericht
er schließt an den Ausführungen vom 31.08.2015, "Ein Herz für Straßenhunde" an, den ich seinerzeit kommentiert habe. Erfreulicherweise steigen jetzt die Touristenzahlen und somit auch die der Besucher, die sich den Tieren zuwenden, damit meine ich, sie anzusprechen, und ihnen evtl. Wasser zu geben. Gefüttert werden viele Hunde regelmäßig von den Bewohnern, aber auch von freiwilligen Helfern, die ehrenamtlich morgens die Küchen der Hotels abfahren und die genießbaren Essensreste dann gezielt verteilen.
Jürgen Franke 25.11.15 12:59
Übrigens die Hunde
haben ein ganz feines Gespür für Menschen, die sie mögen. Also keine Angst, wenn sie am Strand liegen und ein Hund legt sich daneben, nach dem er sich eine kleine Kuhle gebuddelt hat. Er will lediglich ein paar Streicheleinheiten.
stefan Della Valle 24.11.15 12:38
Strassenhunde
Wer sich um einen Strassenhund kümmert tut nicht nur dem Hund dem Hund etwas Gutes sondern vor allem sich selber. Man lernt wieder teilen und Verantwortung übernehmen ob Hund oder Mensch spielt da keinen grossen Unterschied. Es ist immer ein Akt der Nächstenliebe. Schau einem Hund tief in die Augen und du siehst nur Gutes.....was man bei Menschen nicht immer sagen kann.