Stoppt Trump den Marihuana-Boom?

Foto: epa/Jim Hollander
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NEW YORK (dpa) - «Man muss Drogen legalisieren, um diesen Krieg zu gewinnen», sagte Donald Trump vor über 25 Jahren. Den Drogenbaronen müssten die Profite weggenommen werden, argumentierte er damals.

Heute ist die Legalisierung von Marihuana in den USA weit fortgeschritten - und hat einen boomenden Milliardenmarkt entstehen lassen, der Investoren und Unternehmer anzieht. Doch trotz Trumps früherer Aussagen muss die Branche ihn als US-Präsidenten fürchten.

Grund ist vor allem sein Justizminister, der konservative Hardliner Jeff Sessions. Was der eingefleischte «Law and Order»-Mann vom Kiffen hält, machte er 2015 bei einer Kongressanhörung deutlich: «Gute Menschen rauchen kein Marihuana.» Sessions ist von entscheidender Bedeutung, denn auch wenn inzwischen mehr als die Hälfte der US-Bundesstaaten Cannabis - überwiegend zu medizinischen Zwecken - erlaubt, verbietet das Bundesgesetz die Droge nach wie vor.

Dass die legale Marihuana-Industrie in den letzten Jahren enormes Wachstum verzeichnen konnte, lag auch daran, dass die Regierung von Barack Obama die Zügel locker ließ und sich nicht einmischte. Sessions jedoch könnte andere Pläne verfolgen. Als er dem Senat vor seiner Amtsvereidigung Rede und Antwort stehen musste, ließ er sich jedenfalls kein Bekenntnis zur Laissez-Faire-Politik der vorherigen Administration entlocken.

Zudem scheint sich auch die Einstellung von Trump selbst verändert zu haben. Im Wahlkampf zumindest bezeichnete er die Situation im US-Staat Colorado - der mittlerweile nicht mehr nur wegen der Rocky Mountains, sondern auch wegen seiner Dichte an Marihuana-Läden «The Highest State» genannt wird - als «ernsthaftes Problem.» Trumps Sprecher Sean Spicer sagte kürzlich, er erwarte nun eine «stärkere Durchsetzung» des Cannabis-Verbots durch die Bundesbehörden.

Trotz dieser Unsicherheit demonstriert die Szene Gelassenheit. «Ich halte die Wahrscheinlichkeit, dass die Trump-Regierung hart gegen das Cannabis-Geschäft durchgreift, für sehr gering», sagt Troy Dayton, Chef der Arcview Group, einer großen Investoren- und Marktforschungsgruppe mit Fokus auf die Branche.

Sessions habe zwar einige «irrwitzige» Ansichten, so habe der Justizminister Marihuana als «nur etwas weniger schlimm als Heroin bezeichnet». Dennoch sieht Dayton den Boom nicht in Gefahr. Ein Grund dafür sei die hohe Zustimmung zur Legalisierung in der Bevölkerung.

Umfragen von Meinungsforschern zeigten, dass sich auch viele Trump-Wähler dafür aussprächen. «Außerdem bringt die Cannabis-Industrie Arbeitsplätze und Steuergeld - ich sehe einfach keinen politischen Sinn, dagegen vorzugehen.» Der Arcview-Chef sagt aber auch: «Bei dieser Regierung ist alles möglich, es ist ein Risiko.»

Bei Anlegern, die in die Branche investieren, stieg die Nervosität zwischenzeitlich durchaus. Das zeigt der Marihuana-Aktienindex WEED, der seit 2015 die Wertentwicklung börsennotierter Cannabis-Unternehmen misst. In den letzten Monaten geriet der Index unter Druck, auf Jahressicht liegt er aber noch immer deutlich im Plus.

Experten bewerten die Aussichten ungeachtet des Trump-Risikos als gut, da der Markt mit voranschreitender Legalisierung in Kalifornien und Kanada vor einer massiven Erweiterung steht. In den letzten Jahren hat das «Canna-Business» bereits beachtliches Niveau erreicht.

Einer Arcview-Analyse zufolge wurden in Nordamerika 2016 legale Marihuana-Produkte im Wert im Wert von 6,7 Milliarden Dollar (6,2 Mrd Euro) gekauft. Damit habe der Markt, in dem sich auch schillernde Namen wie Rap-Star Snoop Dogg, Erben Bob Marleys oder bekannte Silicon-Valley-Investoren wie Peter Thiel tummeln, im Vergleich zum Vorjahr um 34 Prozent zugelegt.

Der klassische «Gras»-Verkauf ist mittlerweile nur noch ein Teil des Geschäfts. Unter dem Überbegriff «Edibles» werden diverse Artikel rund um die Droge angeboten - von Marihuana-E-Zigaretten, Drinks oder Keksen über Pillen und Salben bis hin zu Beruhigungsmitteln oder Appetitanregern ist alles zu haben.

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