Deutschland will sich in Indien mehr engagieren

 Der indische Premierminister Narendra Modi (L) schüttelt dem deutschen Präsidenten Frank Walter Steinmeier (R) im Schloss Bellevue in Berlin die Hand. Archivbild. Foto: epa/Felipe Trueba
Der indische Premierminister Narendra Modi (L) schüttelt dem deutschen Präsidenten Frank Walter Steinmeier (R) im Schloss Bellevue in Berlin die Hand. Archivbild. Foto: epa/Felipe Trueba

NEU DELHI (dpa) - Es läuft nicht schlecht zwischen Deutschland und Indien. Doch irgendwie ist immer noch die Handbremse angezogen, sagt Bundespräsident Steinmeier. Bei seinem Staatsbesuch will er sie wohl etwas lösen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat für einen Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zu Indien geworben. Insbesondere der deutsche Mittelstand wolle sein Engagement in dem Land mit seinen 1,3 Milliarden Menschen ausbauen. Steinmeier sagte der Tageszeitung «Times of India» (Donnerstag), trotz bisher guter Entwicklungen hätten alle Beteiligten weiter «das Gefühl, immer noch mit angezogener Handbremse zu fahren».

Der Bundespräsident hält sich seit Donnerstag zu einem Staatsbesuch in dem südasiatischen Land auf. Steinmeier ist nicht das erste Mal in Indien. Bereits als Außenminister besuchte er das Land mehrmals.

Nach seinen Worten könnten schon «kleinere Schritte in Richtung Berechenbarkeit, Verlässlichkeit und Rechtsstaatlichkeit» die wirtschaftliche Dynamik befördern. Das nutze beiden Ländern und schaffe zusätzliche Arbeits- und Ausbildungsplätze in Indien. So sollte unter anderem auf allen Ebenen daran gearbeitet werden, das Handelsabkommen zwischen Indien und der EU schnell zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

Zugleich wies Steinmeier darauf hin, dass deutsche Unternehmen allein im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden Euro in Indien investiert hätten, vor allem in den Automobilbau, in Energie, Infrastruktur, in die Eisenbahn und den Luftverkehr. Insgesamt hätten 1800 deutsche Unternehmen auf dem Subkontinent 400 000 Arbeitsplätze geschaffen.

Indien hat in etlichen Bereichen großen Nachholbedarf - etwa im Energiesektor, im Infrastruktur und Verkehrssektor oder bei der Gesundheitsversorgung. Dabei liegt das Wachstum des Landes mit zuletzt um die sieben Prozent weltweit mit an der Spitze.

Neben den Treffen mit dem indischen Präsidenten Ram Nath Kovind und Premierminister Narendra Damodardas Modi ist vor allem seine Rede an der Universität Delhi (Freitag) interessant. Indische Studierende sind in Europa durchaus gern gesehen. Sie interessieren sich vor allem für die sogenannten MINT-Fächer: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Zwei Wochen vor Steinmeier war Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Indien und verkündete, er wolle die Zahl der indischen Studenten in Frankreich verdoppeln. Nebenbei schlossen französische und indische Unternehmen neue Geschäfte in einem Volumen von 13 Milliarden Euro ab.

Auf dem Subkontinent kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen den unterschiedlichen Religionen. Nicht von ungefähr will Steinmeier in Indien mehrere Einrichtungen unterschiedlicher Religionen besuchen. Und in dem Interview mit der «Times of India» mahnte er, ihm gehe es nicht nur um eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit. «Unsere beiden Demokratien müssen sich immer neu bewähren. Pluralismus und Offenheit zu bewahren, das ist in der heutigen Zeit alles andere als einfach und selbstverständlich.»

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