SPD fällt auf Rekordtief

Foto: epa/Felipe Trueba
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BERLIN (dpa) - Knapp eine Woche vor ihrem Mitgliederentscheid über eine neue große Koalition ist die SPD in der Wählergunst auf ein Rekordtief abgesackt.

In einer Umfrage von Infratest Dimap für den ARD-Deutschlandtrend extra kommen die Sozialdemokraten nur noch auf 16 Prozent. Das sind zwei Punkte weniger als Anfang Februar. Dass Andrea Nahles als neue Parteivorsitzende das Ruder herumreißen kann, glaubt nur ein Drittel der Befragten, knapp Hälfte traut ihr das nicht zu.

Der Wert ist der schlechteste, den die SPD in einer Umfrage bisher erzielt hat. Sie liegt damit nur noch knapp vor der AfD, die sich um einen Punkt auf 15 Prozent verbesserte. Die Union erreicht im Deutschlandtrend unverändert 33 Prozent. Die FDP verliert einen Punkt und landet bei neun Prozent. Die Linke bleibt stabil bei elf Prozent; die Grünen verbessern sich um zwei Punkte auf 13 Prozent.

Die Umfrage wurde vom 13. bis zum 15. Februar erhoben, also nach dem Verzicht von Martin Schulz auf das Amt des Außenministers. Der SPD-Chef trat am Dienstag auch vom Parteivorsitz zurück, als Nachfolgerin nominierten die SPD-Spitzengremien einstimmig Fraktionschefin Nahles. Sie soll auf einem Sonderparteitag am 22. April zur Parteivorsitzenden gewählt werden. Bis dahin führt der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz die SPD kommissarisch.

Der Mitgliederentscheid der SPD über eine Neuauflage der großen Koalition startet am Dienstag nächster Woche. Bis zum 2. März können die SPD-Mitglieder über den Koalitionsvertrag mit der Union abstimmen. Das Ergebnis soll am ersten März-Wochenende vorliegen.

Nahles zeigte sich nach den ersten Diskussionsveranstaltungen an der Parteibasis optimistisch, dass es eine Mehrheit für die GroKo geben werde: «Ich bin sehr zuversichtlich, dass unsere Mitglieder den gesellschaftlichen Fortschritt erkennen, der im Verhandlungsergebnis des Koalitionsvertrags steckt», sagte sie der «Augsburger Allgemeinen» (Freitag).

Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) warnte die SPD-Mitglieder vor einer Ablehnung des Koalitionsvertrags. «Die SPD kann auch nicht dauerhaft so weitermachen, dass sie das Führungspersonal ständig in die Pfanne haut», sagte Kauder der «Rheinischen Post» (Freitag). Aber: «Wenn ich überhaupt jemandem zutraue, die SPD aus ihrem gegenwärtigen Tief zu führen, dann Andrea Nahles.»

Bei einem politischen «Ascherdonnerstag» in Augsburg rief Nahles ihre Partei zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung auf. «Was wir jetzt brauchen, ist Kraft, dass wir Politik für die Menschen machen können», sagte die designierte Parteivorsitzende am Donnerstagabend. Aber dafür sei großes Engagement in der ganzen Partei notwendig. «Das kann niemand einzelner als Vorturner.»

Nahles' Chancen werden in der Bevölkerung aber zwiespältig beurteilt. Dem Deutschlandtrend zufolge sind nur 33 Prozent der Befragten der Meinung, dass sie dazu in der Lage wäre, die SPD wieder zu einen und nach vorne zu bringen; 47 Prozent glauben dies nicht. Die SPD-Anhänger sind bei der Frage etwas optimistischer: 48 Prozent meinen, Nahles könne dies gelingen, 41 Prozent sehen das anders.

Der Rückzug von Schulz wird allgemein begrüßt. Laut Umfrage halten es 78 Prozent der Befragten für richtig, dass er vom SPD-Parteivorsitz zurückgetreten ist und auch nicht Außenminister wird. 14 Prozent finden das nicht richtig.

Nach einer Umfrage von Kantar Emnid für die Zeitungen der Funke Mediengruppe wünschen sich 54 Prozent der Deutschen, dass der bisherige Amtsinhaber SPD-Chef Sigmar Gabriel Außenminister bleibt, falls es zu einem neuen Schwarz-roten Bündnis kommt.

Die in der SPD alternativ gehandelten Kandidaten Heiko Maas und Katarina Barley landeten weit abgeschlagen: Für den geschäftsführenden Justizminister Maas sprachen sich nur 13 Prozent aus, für Barley, die zurzeit geschäftsführend das Arbeits- und das Familienministerium führt, nur sieben Prozent.

Nahles vermied in der «Augsburger Allgemeinen» jede Festlegung zur Zukunft von Gabriel: «Wir werben mit guten Gründen dafür, dass wir in diese Regierung eintreten und die Erfolge des Koalitionsvertrags umsetzen», sagte sie. «Mit welchem Personal wir das tun, klären wir, wenn wir dazu den Auftrag haben.»

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Norbert Kurt Leupi 20.02.18 19:05
Rekordtief der SPD
Wenn das so weiter geht mit den ehemaligen " Roten " , hat das deutsche Bier mehr Prozente als die SPD ?
Ingo Kerp 17.02.18 13:12
Die letzten Äußerungen vom Olaf Scholz, sind wohl als Büttenrede zu verstehen, wenn er die SPD auf mindestens 30 % Stimmanteil heben will und auch zukünftig den Kanzler oder die Kanzlerin stellen will.
Jürgen Franke 16.02.18 21:26
Fau Barley ist die kommende Frau in der SPD,
die aber noch keiner kennt, da sie sich an den widerlichen Personaldiskussionen bisher noch nicht beteiligt hatte und nicht die freche Schnauze einer Nahles hat. Sie ist Dr. jur. Rechtsanwältin, spricht drei Sprachen fließend. Eigentlich überqualifiziert für die SPD.