Spardruck und Abgaskrise: Volkswagen zieht Bilanz

Foto: epa/Carsten Koall
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WOLFSBURG (dpa) - Eckdaten sind schon bekannt, jetzt folgen die Details: VW stellt am Dienstag das komplette Zahlenwerk für 2016 vor. Der Gesamtkonzern konnte sich relativ gut gegen die Dieselkrise stemmen. Wie hat die Hauptmarke abgeschnitten? Und es gibt weitere Herausforderungen.

Europas größter Autokonzern Volkswagen hat mit seinen gewinnstarken Töchtern 2016 einen Teil der Diesel-Lasten abschütteln können. Doch gilt das auch für die wichtige Kernmarke? Am Dienstag (10.00 Uhr) stellen die Wolfsburger die vollständige Bilanz des vergangenen Jahres vor. Dabei werden die Zahlen der im Branchenvergleich renditeschwachen Autos mit dem VW-Logo wie Golf, Passat oder Tiguan im Mittelpunkt stehen. Zudem nennt das Unternehmen Einzelheiten zur Vorstandsvergütung - ein Reizthema, das man zuletzt durch eine Reform des Systems für die Topgehälter entschärfen wollte.

Der größte deutsche Industriekonzern hat ein durchwachsenes Jahr hinter sich. Der von einigen Beobachtern erwartete Absatzeinbruch infolge der Abgasaffäre blieb aus, vor allem in China liefen die Geschäfte. In den zunächst schwierig zu kalkulierenden juristischen Verfahren in den USA - dem Ursprungsland von «Dieselgate» - gab es Einigungen mit Zivilklägern wie VW-Kunden und Behörden. Die Ausgaben allein hierfür dürften die Schwelle von 20 Milliarden Dollar deutlich übersteigen. Und auch strafrechtlich wird weiter ermittelt.

Die schon bekannten Daten zu 2016 geben Anlass zur Hoffnung, dass die VW-Gruppe besser in die Spur kommt. Unterm Strich kehrte sie mit 5,1 Milliarden Euro Gewinn in die schwarzen Zahlen zurück, der Umsatz stieg um 2 Prozent auf 217 Milliarden Euro. Beim Absatz wurde der Erzrivale Toyota überholt, 10,39 Millionen Verkäufe bedeuten Rang 1. Aber das Gesamtbild enthält auch Audi, Porsche und Skoda. Sorgenkind ist die VW-Kernmarke. Hier muss sich noch zeigen, ob die angepeilten 3,7 Milliarden Euro jährliche Ersparnis bis zum Jahr 2020 gelingen.

Denn parallel zur Aufarbeitung der Abgaskrise ringt VW mit der Umsetzung des im Herbst beschlossenen Umbauprojekts «Zukunftspakt». Die Balance zwischen massivem Sparkurs samt tausenden Jobkürzungen sowie Milliarden-Investitionen in E-Mobilität, digitale Angebote und neue Dienstleistungen ist heikel - VW-Markenchef Herbert Diess und Betriebsratschef Bernd Osterloh gerieten mehrfach heftig aneinander.

Neben der nötigen Verschlankung der Strukturen erfordert die Fertigung von Hybrid- und Elektroautos absehbar weniger Personal. Osterloh sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Motorenwerk in Salzgitter habe inzwischen die Zusage für den Aufbau einer eigenen Batteriezellforschung. Entwicklungschef Ulrich Eichhorn hatte vor kurzem im «Handelsblatt» jedoch betont, dass beim bestehenden Angebot an Verbrennungsmotoren zugleich die Effizienz erhöht werden solle.

VW gibt zudem Einblick in die Gehälter des obersten Managements. Nach Kritik an der 12-Millionen-Euro-Abfindung für Ex-Vorstandsmitglied Christine Hohmann-Dennhardt hatte der Konzern unter anderem eine Höchstgrenze von 10 Millionen Euro Jahresgehalt für den Vorstandschef und eine Verschärfung der Bonusregeln bekanntgegeben. Die Mitglieder des Aufsichtsrats sollen künftig gar keine Boni mehr erhalten.

Auf dem Heimatmarkt Europa entsteht mit dem Zusammenschluss von PSA (Peugeot, Citroën, DS) und Opel ein großer Konkurrent für Volkswagen. Das französisch-deutsche Unternehmen hat hier nach der VW-Gruppe den zweitgrößten Absatz. Berichten zufolge könnten die Franzosen mit dem bisherigen General-Motors-Ableger Opel vor allem bei Elektroautos angreifen. Weltweit gesehen hat Volkswagen dank Märkten wie China oder den USA aber noch klar die Nase vorn. In Indien prüft der Konzern eine enge Kooperation mit dem Autobauer Tata.

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