BANGKOK-PATTAYA: X-Ray Outlaw Foreigners – eine röntgenartige Durchleuchtung mafiöser ausländischer Zirkel – seit Wochen befinden sich die Tourist Police Thailand und assistierende reguläre Polizeikräfte auf einem Feldzug. Im Visier: alle Nicht-Thailänder im Land, die sich mutmaßlich illegal Zutritt verschafft haben, ihren Aufenthalt überzogen oder in gesetzeswidrige Aktionen verwickelt sind.
Ausländische Lehrer als Buhmänner in der Öffentlichkeit
Seit Wochen sind die Zeitungen Thailands fast täglich von neuen Erfolgshymnen der Einsatzkräfte okkupiert. Erst vorgestern wurden 37 neue Verhaftungen gemeldet. In 104 potenziellen Fahndungszielorten griff der stellvertretende Touristenpolizeichef, Generalmajor Surachate, mit mehreren 100 Ordnungshütern durch. Überwiegend internationale (12) und nationale Schulen (24) sowie neun weiterführende Schulen wurden durchforstet und dabei die seit Monaten im Visier stehenden ausländischen Lehrer festgenommen.
Sie alle warten nun auf ihre Abschiebung, zumeist wegen Visavergehen oder unzureichender Arbeitsbewilligung. Schon lange machten der Nationale Rat für Frieden und Ordnung (NCPO) sowie die ihr unterstehenden Polizeieinheiten mobil gegen Lehrkräfte. Sie sind dem Land ein Dorn im Auge, unter ihnen vermuten die Landesbehörden Volksschädlinge und mafiös organisierte Heiratsschwindler.
Tagesroutine der Immigration als Erfolgsgeschichte verkauft
Gegen die Arbeit der Immigrationspolizei und ihrer Kollegen der Tourist Police wäre nichts einzuwenden. Sie tun ihren Job. Weshalb allerdings normale Tagesroutine mit Visa-Verstößen als thailändischer Säuberungs-Notwehrakt und Landesverteidigung verkauft wird, diese Frage stellen sich insbesondere hier lebende und arbeitende Ausländer aller Nationen. Sind tatsächlich die Aliens, alle Nicht-Thais, generalverdächtige Eindringlinge?
Währenddessen zeichnet sich in sozialen Netzwerken Thailands ein etwas anderes, differenzierteres Bild der Realsituation. Hier multiplizieren sich ebenfalls fast täglich Übergriffe thailändischer Rambos gegen Urlauber und westliche Langzeitresidente – zumeist hagelt es Prügel bei Disputen in alltäglichen Situationen des Lebens und Straßenverkehrs.
Pattaya: Taxifahrer tritt deutschen Touristen vor Polizei nieder
Seit gestern räumt ein aktueller Beitrag aus Pattaya die Click-Quoten in sozialen Netzwerken ab. Ein Motorradtaxifahrer tritt vor den Augen von Polizeibeamten einen deutschen Rollerfahrer mit dem Fuß ins Gesicht, als dieser ein angekettetes Moped wegtragen will. Das gefiel selbst thailändischen Beobachtern nicht, die im Gegensatz zur Polizei eingriffen und zu schlichten versuchten. Der Schläger, ein ortsbekannter Mopedtaxifahrer, soll laut Berichten später ermahnt und mit einem Bußgeld verwarnt worden sein. Seine Lizenz und Freiheit standen nicht zur Disposition.
Ganz gleich, ob auf Phuket Tuktuk-Mafiosi ihre Fahrgäste windelweich prügeln, ein Taxichaffeur auf Samui im Disput zur Machete greift, in Hua Hin eine britische Familie krankenhausreif gedroschen wird – fast immer führen nur geteilte Beiträge in sozialen Netzwerken zu Reaktionen der thailändischen Staatsmacht. Erst die Welle der Entrüstung, worldwide-net mit weltweiter negativer Außenwirkung, zieht die Reaktionen nach sich, die im Land arbeitende Sprachlehrer seit Monaten erleben.
In thailändischen Urlaubsorten riecht es bei wiederkehrenden Gewalttaten oft nach mafiöser Luft – obwohl es eine Cosa Nostra italienischer Struktur in Thailand gar nicht geben soll. Wieso haben viele hier urlaubende Besucher und gut informierte Auswanderer dennoch einen anderen Eindruck?
Nur selten auch Aktionen gegen mafiöse Taxivereinigungen
Bis heute gibt es beispielsweise auf Phuket und Koh Samui keine Kontrolle der Taxi- und Minibus-Chauffeursgilde. Sie bestimmen die Preise, den Ton und auch die Gangart. Ein Schweizer Urlauber fing sich im Februar 2018 bei der Einreise am Samui Airport eine deftige Backpfeife ein, als er sich wegen 2.000 Baht Tarifforderung eine abfällige Geste gegenüber dem allherrlichen Minibustransporteur erlaubte. Das blieb folgenlos.
Dem Tourismus wird in Thailand auch in der obersten Staatsetage vorderste Dringlichkeit zugeordnet. Richtig sicher fühlen sich allerdings wenige, wenn weiter lokale Platzhirsche Allmacht demonstrieren, wenn ausländische Führerscheine nur noch bedingt gesetzeskonform sind, wenn Rauchverbote an den Stränden Touristen disziplinieren, wenn nun auch noch eine neue integrierte Datenbank alle Ausländer einkreisen soll, die sich im Land aufhalten. Sind es ausschließlich die Nicht-Thailänder, die Angst und Schrecken verbreiten und das friedfertige Leben gefährden und lähmen?
Trotz vieler neuer Richtlinien: Noch mehr Tote zu Sonkran 2018
Trotz unzähliger posaunenartig verkündeter Verkehrsaktionen steigen die tödlichen Unfallraten. Zum thailändischen Neujahrfest 2018 gab es offiziell 418 Tote in einer Woche. Thailand nimmt weltweit einen traurigen Top-Platz bei Verkehrsunfällen und -toten ein. Erkennbar greifen die Maßnahmen der Militärregierung bis heute ebenso wenig wie die der ehemals zivil gewählten Volksvertreter.
Augenwischerei könnte man argwöhnisch vermuten oder gar einen latenten Nationalismus, der eigene Unzulänglichkeiten verschweigt und durch Gegenoffensiven ausländische Übeltäter ins Fenster rückt. Wenn da nicht dieses Dilemma wäre, der nicht einzufangende Flaschengeist der Neuzeit: die sozialen Netzwerke.
Soziale Netzwerke als einzige ungefilterte Informationsquellen
Sie berichten in Minutenschnelle über Gewalt und Tod im Land, so wie sie sich ungeschminkt darstellt – ohne Rücksicht auf die Nationalität der Protagonisten. Und siehe da. Meistens sind es die eigenen Landsleute, die hier die traurigen Statistiken nach oben treiben.
Facebook, Twitter, Instagram scheinen die objektivsten Quellen zu sein, wenn es um Aufklärung und Bewusstseinsrealität geht. Das ist ein störrischer Meinungsfaktor im Land des Lächelns und Schweigens, wenn es um unbequeme Wahrheiten geht.
Es verwundert kaum, dass sich Thailands Öffentlichkeit gerne in solchen Foren Informationen einholt. Muss man das gut oder schlecht finden? Als Macht oder Ohnmacht werten? Die Antwort geben die Zahlen geteilter und ge-likter Beiträge, die nicht selten die Auflagen der größten Zeitungen übersteigen. Diese messbaren Quoten sind in der Tat mächtig beeindruckend.
ich nehme an, dass Sie in Thailand leben, sollte das der Fall sein, bin ich Entsetzt ! Dass Sie mit dieser Meinung über die Thailänder überhaupt in diesem Land leben können, ist für mich unverständlich. Ich Empfehle Ihnen dringend Thailand zu verlassen. Jeder Bürger eines anderen Landes, würde bei so einer Aussage eines Ausländers (und das sind Sie), der so eine Aussage macht, Ihn in seine schöne Heimat zurückschicken. Leider ist das nicht immer möglich! Schade!
P.S. Übrigens finde ich, mit dieser Meinung gehört man auch zu den «bösen» Ausländern.