Siemens und Alstom besiegeln Zug-Allianz

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MÜNCHEN/PARIS (dpa) - Das erwartete Zug-Bündnis von Siemens und Alstom steht. Mit der Allianz wollen sich die beiden Partner besser gegen die harte Konkurrenz aus Fernost wappnen. Arbeitnehmervertreter sehen den Schritt als Chance.

Der Elektrokonzern Siemens legt sein Zuggeschäft mit dem französischen Konkurrenten Alstom zusammen. Geplant sei eine «Fusion unter Gleichen», teilte Siemens am späten Dienstagabend nach einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrates in München mit und bestätigte damit entsprechende Informationen aus informierten Kreisen. Das kombinierte Unternehmen werde seinen Sitz im Großraum Paris haben und vom amtierenden Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge als Vorstandschef geführt werden. Siemens wird an dem Zusammenschluss eine Mehrheit von knapp über 50 Prozent halten.

«Dieser deutsch-französische Zusammenschluss unter Gleichen sendet in vielerlei Hinsicht ein starkes Signal», sagte Siemens-Chef Joe Kaeser der Mitteilung zufolge. «Wir setzen die europäische Idee in die Tat um und schaffen gemeinsam mit unseren Freunden bei Alstom auf lange Sicht einen neuen europäischen Champion der Eisenbahnindustrie.»

Bei der Transaktion werde Siemens neu ausgegebene Anteile an dem zusammengeschlossenen Unternehmen in Höhe von 50 Prozent des Grundkapitals von Alstom sowie Bezugsrechte zur Akquisition von Alstom-Aktien in Höhe von zwei Prozentpunkten des Grundkapitals kurz vor Abschluss des Geschäfts erhalten. Das neue Unternehmen soll an der französischen Börse notiert sein.

Mit dem Schritt reagieren Siemens und Alstom auf den Wettbewerbsdruck, der nach dem Zusammenschluss der beiden größten chinesischen Zughersteller zum Giganten CRRC massiv gewachsen war. Kaeser hatte deshalb in der Vergangenheit immer wieder auf die Notwendigkeit für eine Zusammenarbeit in der europäischen Branche hingewiesen.

Im Zuge der Fusionsentscheidungen einigten sich Unternehmen und Arbeitnehmervertreter auch auf Standortgarantien für vier Jahre, auf einen Kündigungsverzicht für mindestens vier Jahre sowie auf den Erhalt der Mitbestimmung und die Absicherung der Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten in Deutschland und Frankreich, wie die IG Metall mitteilte. Angesichts des schärferen Wettbewerbs und des Umbruchs in der Branche müsse sich die europäische und deutsche Bahnindustrie neu aufstellen, sagte IG-Metall-Vorstandsmitglied und Siemens-Aufsichtsrat Jürgen Kerner. «Der Zusammenschluss von Siemens und Alstom kann ein Schritt in diese Richtung werden.»

Auch Siemens-Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn verwies auf einen massiven Konsolidierungs- und Wettbewerbsdruck. «Damit sind auch Arbeitsplätze und Standorte sowie ganze Wertschöpfungsketten in Gefahr. Deswegen ist eine europäische industriepolitische Perspektive sinnvoll, und mit Siemens und Alstom kommen zwei starke Partner zusammen.»

Die Konzerne versprechen sich spätestens im vierten Jahr nach Abschluss des Geschäfts Einspareffekte von 470 Millionen Euro. Die Geschäftsaktivitäten von Siemens und Alstom ergänzten sich weitgehend, hieß es. Eine globale Präsenz werde dem neuen Unternehmen den Zugang zu Wachstumsmärkten wie dem Nahen und Mittleren Osten, Indien, China, den USA und Russland eröffnen.

Die Zuggeschäfte von Siemens und Alstom sind ähnlich groß, zusammen kommen sie auf einen Umsatz von gut 15 Milliarden Euro und rund 62 300 Beschäftigte in dem Bereich weltweit. Der Zusammenschluss war bereits vor rund drei Jahren im Gespräch, als sich Siemens gegen den US-Konzern General Electric einen Übernahmepoker um Alstom geliefert hatte.

Als weiterer potenzieller Partner für Siemens war in den vergangenen Monaten auch der kanadische Flugtechnik- und Bahnanbieter Bombardier gehandelt worden, der aber mitten in einem Stellenabbau steckt.

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