Scotland Yard als Zuschauer

​Neues Tauziehen im Doppelmordfall auf Koh Tao

Scotland Yard als Zuschauer

KOH TAO: Der Nervenkrieg um die Ermittlungen im Doppelmordfall von Koh Tao geht weiter.

Thailands Premierminister Prayuth Chan-o-cha hat mit einem Dementi für Verärgerung in britischen Medien gesorgt. Nach seiner Rückkehr vom Mailänder Europa-Asiengipfel korrigierte Chan-o-cha Berichte, wonach Polizeiexperten von Scotland Yard aktiv an der Aufklärung des Mordes an Hannah Witheridge und David Miller teilnehmen dürften. Thailands Staatschef sagte, die britischen Polizisten seien nicht autorisiert selbst Untersuchungen anzustellen.

Polizeisprecher Prawuth Thawornsiri erklärte, dass eine aktive Ermittlung ausländischer Polizisten im Königreich rechtlich gar nicht zulässig sei. Dennoch, so sicherte der Polizeigeneralleutnant zu, sei man bei der Royal Thai Police bemüht alle offenen Fragen zu beantworten und im Bedarfsfall auf Wunsch der britischen Kollegen auch zusätzliche Ermittlungen anzustellen. Die Experten von Scotland Yard sollen am Tatort des Sairee-Strandes auf Koh Tao Ortsbesichtigungen vornehmen und insbesondere die diffizile Auswertung und Abgleichung der DNA-Proben aus dem Körper der vergewaltigten und ermordeten 23 jährigen Hannah Witheridge überwachen.

Thailands oberste Forensikerin und Leiterin des Central Institute of Forensic Scienes in Bangkok, Dr. Porntip Rojanasumam, erneuerte ihre scharfe Kritik an der Ermittlung der thailändischen Polizei nach dem Mordfall am 15. September. Sie sagte, unmittelbar nach dem Auffinden der Leichen von Hannah Witheridge und David Miller sei es versäumt worden, den Tatort abzusperren und professionell Spuren zu sichern. Bis heute sind laut Aussage von Dr. Porntip keine forensischen Gutachter zu dem Fall hinzugezogen worden. Es sei sogar möglich, dass die Mörder der beiden Briten während der ersten Polizeiermittlungen selbst Spuren beseitigen konnten.

Ins Kreuzfeuer gerät Koh Phangans Polizeichef Prachuam Ruangtong. Bei einer Befragung durch die Thailändische Menschenrechtskommission Human Rights for Thailand musste sich der Polizeioberst peinliche Fragen gefallen lassen. Dr. Porntip Rojanasumam und Menschenrechtskommissar Nirun Pitakwatchara wollten wissen, ob die verhafteten Tatverdächtigen aus Myanmar sowie ein burmesischer Zeuge während der Verhöre gefoltert worden seien. Die Vorwürfe reichten von Schlägen und Tritten über das Übergießen mit heißem Wasser bis hin zu Erstickungspraktiken mit Plastiktüten. Polizeileutnant Ruangton wies diese Vorwürfe entrüstet zurück und beschwor, dass alle Befragungen ohne Anwendung von Gewalt durchgeführt worden seien.

Diese Woche soll die Generalstaatsanwaltschaft der Provinz Surat Thani nach Vorlage der Ermittlungsakten entscheiden, ob und wann Anklage vor dem Provinzgericht Koh Samui erhoben werden kann. Laut Polizeiangaben sollen die zwei festgenommenen Burmesen wegen vorsätzlichen Mordes, Vergewaltigung, Verschleierung einer Straftat und unerlaubtem Eintritt ins Königreich Thailand angeklagt werden. (Foto: epa)

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