Schutz vor Drohnen wird zum lukrativen Geschäft

Foto: epa/Robin Utrecht
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FRANKFURT/MAIN (dpa) - Anfangs als Tech-Spielzeug belächelt, haben Drohnen einen weltweiten Siegeszug angetreten. Mit der Verbreitung der unbemannten Flugobjekte wachsen die Gefahren und der Bedarf an wirksamen Schutzvorrichtungen.

Die Beachvolleyball-WM Anfang August in Wien war technisch gesehen besonders gut geschützt. Neben Videoüberwachung des Geländes und elektronischer Personenzählung wurde auch der unmittelbare Luftraum rund um die Beach-Arena auf der Donau-Insel nach unbemannten Flugobjekten abgesucht. So genannte «Drone-Tracker» des Kasseler Herstellers «Dedrone» sollten Flugkörper jedweder Größe aufspüren, die zunehmend als Gefahr für Großveranstaltungen eingeschätzt werden.

Der Weltfußball-Verband Fifa, der im kommenden Jahr in Russland seine nächste Weltmeisterschaft abhalten will, hat das Problem ebenfalls auf dem Schirm: «Es hat ja schon Vorfälle mit Drohnen gegeben wie bei dem Spiel Serbien gegen Albanien. Man kann das nicht einfach ausblenden, sondern muss sich ernsthaft damit beschäftigen», sagt Fifa-Sicherheitschef Helmut Spahn. Bei der Begegnung in Belgrad hatte 2014 eine albanische Flagge an der Drohne genügt, um die Stimmung zwischen den Fanlagern so aufzuheizen, dass die Partie abgebrochen werden musste.

Der Auftakt zum portugiesischen Pokalfinale 2017 zwischen Benfica Lissabon und Vitoria de Guimaraes dürfte den Sicherheitsexperten ebenfalls nicht gefallen haben. Wie in einem James-Bond-Film flog ein auf einer großen Drohne surfender Mann den Spielball ins Stadion und übergab ihn dem Schiedsrichter. Dass auf dem Luftweg auch eine Bombe im vollbesetzten Stadion hätte platziert werden können - auf diesen eigentlich naheliegenden und furchterregenden Gedanken sind die Verantwortlichen wohl nicht gekommen.

Die Polizei bewertet die täglich wachsende Armada - nach Schätzungen der Flugsicherung könnte es bereits Ende dieses Jahres in Deutschland rund eine Million verkaufter Drohnen geben - längst als ernsthaftes Risiko für die innere Sicherheit. Allein in Bayern seien im vergangenen Jahr 86 sicherheitsrelevante Vorfälle registriert worden, berichtete der dortige Polizei-Inspekteur Thomas Hampel im Februar bei einer Fachtagung. Die Flugsicherung registrierte für das erste Halbjahr 41 gefährliche Drohnen-Annäherungen an Flugzeuge.

Fifa-Experte Spahn, im Nebenjob auch Präsident des Regionalligisten Offenbacher Kickers, sieht vor allem Großveranstaltungen mit hohem Zuschauerinteresse im Fokus potenzieller Angreifer und kann sich dort sehr gut Drohnen-Detektoren vorstellen. Details bespreche man mit den staatlichen Stellen und nicht in der Öffentlichkeit. «Ob man solche Systeme installiert, hat immer auch mit einer Risikobewertung durch den Veranstalter und die zuständigen öffentlichen Instanzen zu tun. Bei Großveranstaltungen wird das definitiv so sein. Eine flächendeckende Anwendung würde aber derzeit doch bedeuten, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.»

Mit der Deutschen Telekom ist inzwischen ein Dax-Konzern in das Geschäft der Drohnen-Detektion eingestiegen, die sich nicht nur auf Großveranstaltungen erstreckt. Auch Gefängnisse, Betriebsgelände oder Flughäfen könnten schließlich Schutz vor ungebetenem Besuch aus der Luft gebrauchen. Mit ihrem Schutzschild-System ließen sich Flugobjekte schon aus 2,5 Kilometern Entfernung per Scanner und Radar orten, versprechen die Bonner.

Bislang vergeblich wirbt die Flugsicherung dafür, die Drohnen mit einem Transponder auszustatten, der sie auf den Kontrollschirmen der Fluglotsen sichtbar machen würde. Nach der gerade erst eingeführten Drohnen-Verordnung müssen die Geräte eine Art Nummernschild tragen und ihre Besitzer ab einem Gerätegewicht von 2 Kilogramm eine Art Führerschein machen - nicht gerade abschreckend für finster entschlossene Terroristen.

Auch wenn die brandenburgische CDU bereits von einer Adlerstaffel träumt und in Frankreich erste Greifvögel abgerichtet wurden, bleibt es bislang das größte Problem, einmal entdeckte Drohnen wirksam zu stoppen. «Wenn man eine unbemannte Drohne abschießt, weiß man ja nie, wo sie runterkommt und welchen Schaden sie dort anrichtet», gibt Fifa-Mann Spahn zu bedenken. Vielversprechender sei es, die Steuerung einer angreifenden Drohne zu unterbrechen und möglichst selbst zu übernehmen.

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