Schulz setzt auf unentschlossene Wähler

Foto: epa/Philipp Guelland
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MAINZ/BERLIN/WÜRZBURG (dpa) - SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz will in den letzten beiden Wochen bis zur Bundestagswahl verstärkt um unentschlossene Wähler werben. Fast die Hälfte von ihnen habe sich noch nicht entschieden, sagte Schulz am Freitag bei einem Wahlkampfauftritt in Würzburg. Zuvor waren neue Umfragen von ARD und ZDF mit für die SPD niederschmetternden Zahlen bekanntgeworden.

Gut zwei Wochen vor der Wahl am 24. September steht die SPD nach den Umfragen des ARD-«Deutschlandtrends» vom Donnerstagabend und des ZDF-«Politbarometers» vom Freitag etwa auf dem Niveau von Anfang des Jahres, bevor Schulz Kanzlerkandidat und Parteichef wurde. Beide Umfragen wurden nach dem TV-Duell mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erhoben. In der ARD sackte die SPD um zwei Punkte auf 21 Prozent ab, im ZDF blieb sie bei 22 Prozent, wenn schon an diesem Sonntag Wahl wäre. Beide Werte liegen unter dem Wahlergebnis aus dem Jahr 2009, als die Partei mit dem Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier 23,0 Prozent und das schlechteste Ergebnis der Nachkriegszeit eingefahren hatte.

Schulz will sich von den schwachen Werten nicht beirren lassen. «Da warten wir doch mal ab, was am 24. September rauskommt. Ich lasse immer gerne andere die Umfragen gewinnen. Ich gewinne lieber die Wahl», sagte der Kanzlerkandidat in Würzburg. «Die Menschen in diesem Land wollen Informationen. Sie wollen Argumente. Da sind wir optimistisch, denn wir haben die besseren», betonte Schulz. Die Union habe nur ein Argument und das heiße Angela Merkel.

Merkels Union ist den neuen Umfragen zufolge weiter klar stärkste Kraft. In der ARD-Umfrage kommt sie auf 37 Prozent, beim ZDF auf 38 Prozent. Das Rennen um Platz drei ist eng. Im «Deutschlandtrend» liegen die Grünen bei 8, die FDP bei 9, die Linke bei 10 und die AfD gar bei 11 Prozent. Das «Politbarometer» sieht FDP, Linke und AfD gleichauf bei je 9 Prozent und die Grünen bei 8 Prozent.

Auch in der Kanzlerpräferenz liegt Schulz weiterhin deutlich hinter Merkel zurück. Laut «Politbarometer» wünschen sich unverändert 57 Prozent, dass Merkel Kanzlerin bleibt. Schulz verbessert sich auf 33 Prozent nach zuvor 28 Prozent. Im ARD-«Deutschlandtrend» ist der Abstand noch größer. 54 Prozent (plus 5) wollen einen Verbleib Merkels im Kanzleramt, nur 26 Prozent (+/-0) präferieren Schulz als Regierungschef.

Neben einer großen Koalition ergäbe sich aus den Umfragen nur für eine «Jamaika»-Koalition aus Union, FDP und Grünen eine stabile Mehrheit. FDP-Chef Christian Lindner steht einer solchen Option allerdings sehr skeptisch gegenüber. «Für ein Jamaika-Bündnis fehlt mir inzwischen die Fantasie», sagte Lindner dem Nachrichtenmagazin «Focus». Er sehe «bei der Einwanderungspolitik und der Energiepolitik hohe Hürden» mit den Grünen. Im Wahlkampf hätten die Grünen keine richtigen Themen. Deshalb wollten sie ihre Anhänger mobilisieren, indem sie die FDP als Staatsfeind Nummer 1 dämonisierten.

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Ingo Kerp 10.09.17 17:42
Er gibt den aussichtslosen Kampf noch nicht auf. Was ist, wenn es wieder auf die GROKO rauslaeuft und dann keiner mehr den Schulz braucht?
Jürgen Franke 09.09.17 14:10
Jetzt können der SPD nur noch die Menschen
Stimmen bringen, die sich nie für Politik interessiert haben und jetzt auf populistische Parolen reinfallen. Doch dazu hat Schulz leider nicht die rhetorischen Fähigkeiten. Der FDP Lindner ist auf diesem Sektor glaubwürdiger. Die Grünen haben sich der Merkel so angebiedert, dass sie nun vor dem Abstieg stehen.