Schüsse am Morgen - Italiens Innenminister: Anis Amri ist tot

Foto: epa/Daniele Bennati
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MAILAND/BERLIN (dpa) - Der wegen des Berliner Terroranschlags europaweit gesuchte Tunesier Anis Amri ist tot. Der 24-Jährige wurde am frühen Freitagmorgen bei Mailand von der Polizei bei einer Straßenkontrolle erschossen, wie der italienische Innenminister Marco Minniti am Freitag in Rom sagte. Der mutmaßliche islamistische Terrorist habe «ohne zu zögern» seine Waffe gezogen und geschossen, nachdem er nach seinen Papieren gefragt wurde.

Die Bundesregierung bestätigte den Tod Amris zunächst nicht offiziell. «Ich würde Sie da ein bisschen um Geduld bitten. Die Dinge sind im Fluss», sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer in Berlin. Nach dem 24-jährigen Tunesier war seit Donnerstag mit deutschem Haftbefehl gefahndet worden. Es bestanden kaum noch Zweifel, dass Amri für den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt mit mindestens zwölf Toten verantwortlich ist.

Nach dem Anschlag soll Amri mit dem Zug über Frankreich nach Italien gereist sein. Am Bahnhof Sesto San Giovanni im Großraum Mailand begegnete er nach Polizeiangaben um etwa 03.30 Uhr den Polizisten begegnet, die ihn bei einem Schusswechsel töteten. Ein an der Schulter getroffener 36-jähriger Polizist schwebe nicht in Lebensgefahr, sagte Minniti.

Der Tunesier hatte jahrelang in Italien gelebt, zeitweise in Haft. Seine Fingerabdrücke wurden mehrfach an dem Lkw sichergestellt, der am Montagabend in die Budengasse nahe der Gedächtniskirche gerast war. Auf Amris Spur waren die Ermittler gekommen, als sie im Lastwagen seine Duldungspapiere fanden. Das geschah aber erst am Dienstag, weil die Fahrerkabine zunächst versiegelt worden war. Amri, der 2015 über Freiburg nach Deutschland einreiste, war Medienberichten zufolge in Italien und Tunesien bereits zu langen Haftstrafen verurteilt worden.

Am Morgen war die Berliner Polizei Spuren in einer Moschee nachgegangen. «Eine Festnahme hat es aber nicht gegeben», hieß es. Am Vortag hatten neue Hinweise zu Amri darauf hingedeutet, dass er nach dem Anschlag von Berlin Unterschlupf in der Hauptstadt gesucht hat. Der rbb veröffentlichte am Donnerstagabend Überwachungsbilder, die den Terrorverdächtigen knapp acht Stunden nach der Tat mit mindestens zwölf Toten vor einem Berliner Moschee-Verein zeigen sollen.

Einige der Schwerverletzten des Terroranschlags kämpften auch am Freitag weiter um ihr Leben. Es seien 53 Menschen verletzt worden, 14 von ihnen sehr schwer, sagte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) bei einer Sitzung des Innenausschusses im Abgeordnetenhaus. Bislang seien sechs Todesopfer identifiziert. Die Identifizierung der übrigen Toten dauere an.

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