Schraubenpalmen sind urwüchsige Pflanzen, uralt, anspruchslos, ja sogar salzresistent. Fallen Samen der großen roten Früchte ins Meer, können sie monatelang treiben und keimen dann schließlich, wenn sie irgendwo landen.

Dieser Samen hat bereits gekeimt, nun geht es los.

Die ersten Setzlinge von Schraubenpalmen (Pandanus tectorius) habe ich vor etwa acht Jahren von Koh Chang mitgebracht. Aus den Winzlingen sind in dieser Zeit Giganten im Garten geworden, die die Blicke der Besucher auf sich ziehen. Speziell imposant sind die orangen bis knallroten Früchte der Schraubenpalmen, die auf mich ein wenig wie überdimensionierte Weihnachtskugeln am Christbaum wirken.

Aus Samen selber ziehen, aber geht es?

Im Kindergarten haben wir Apfelsamen in einen ausgedienten Yoghurtbecher gepflanzt und so gezogen. Dieses „Wunder“ hat mich immer schon fasziniert, und auch heute packt mich immer wieder der Ehrgeiz, Pflanzen aus Samen zu ziehen. Das geht aber nicht immer gut: Zitrusfrüchte zum Beispiel lassen sich zwar problemlos aus Samen ziehen, nur weiß man nicht, was dabei herauskommt. Ich habe zum Beispiel in Myanmar Riesenzitronen gefunden und deren Kerne gepflanzt. Daraus sind große, äußerst stachlige Zitruspflanzen geworden, mit dichtem Blattwuchs: Aber, Früchte tragen sie bis heute absolut keine, und sollten sie sich in ein paar Jahren doch noch dazu entschließen, müssen diese Früchte in keiner Weise denjenigen der Mutterpflanze ähneln.

Interessante Blätter, doch mit scharfen Stacheln...

Die Thais machen sich diesen Mechanismus zunutze, wenn es um Kaffir Lime (Makrut) geht. Wollen sie diese schrumpeligen Limonen erhalten, kaufen sie Pflanzen, die durch vegetative Vermehrung gewonnen wurden, also Klone, die mit der Mutterpflanze genetisch identisch sind. Diese Pflanzen sind stachelfrei. Wollen Thais allerdings vor allem Kaffir-Lime-Blätter zum Kochen gewinnen, kaufen sie Pflanzen, die aus Samen gezogen wurden: Die haben in der Regel viele Blätter, aber eben auch Stacheln.

Mies behandeln hilft manchmal weiter...

Schraubenpalmen konnte ich bislang problemlos mit Ablegern vermehren, wie es bei den meisten Bananensorten ja auch üblich ist. Doch als ich Dutzende von roten Schraubenpalmen-Samen in ausgezeichnete Blumentopferde eingebuddelt und immer schön brav gegossen habe, kam dabei überhaupt nichts raus: Die haben keinen Wank gemacht.

Erst jetzt ist mir die Vermehrung durch Samen gelungen, und zwar auf die brutale Tour. Einige der Schraubenpalmen-Samen lagen über viele Monate oben auf einem Topf und waren so der sengenden Sonne und dem prasselnden Regen der Regenzeit ausgesetzt, einem brutalen Regime. Und jetzt beginnen ausgerechnet diese Samen zu keimen. Wahrscheinlich musste zuerst das fasrige Pflanzenmaterial, das die meist zwei Samen enthaltenden Samenbehälter umhüllt, vermodern, bis die Samen im Dauerregen schließlich gekeimt haben.

Dieses fasrige Material schützt die Samen, wenn sie ins Meer fallen und verleiht ihnen die Schwimmfähigkeit bei der natürlichen Vermehrung an der Küste. Landen sie dann endlich nach langer Odyssee irgendwo, kann die Keimung einsetzen, falls es genug regnet. Schraubenpalmen haben sehr starke Wurzeln, die sie regelrecht in den Boden rammen, um sich solide zu verankern.

Ich bin momentan daran, meine neue Webseite www.discovery-garden.org aufzubauen. Dort befinden sich bereits einige Garten-Beiträge in englischer Sprache. Und die Webseite hat auch einen Samen- und Pflanzenladen. Diverse Samen können Sie hier bereits bestellen, viele weitere werden noch folgen. Natürlich nur solche, wo die Samenvermehrung gelingt...

Schauen Sie mal auf der Webseite herein oder besuchen sie unseren entstehenden „Discovery Garden“. Wegbeschreibungen auf D, E und Thai sowie die GPS-Koordinaten sind ebenfalls auf der Webseite vorhanden. Plus Telefonnummern: Wenn Sie vor Ihrem Besuch anrufen, ist bestimmt jemand zu Hause.

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail: hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite: www.discovery-garden.net.