Schon wieder Biathlon-Gold - Dahlmeier gibt nach Problemen Entwarnung

Foto: epa/Lisi Niesner
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HOCHFILZEN (dpa) - Drei Stunden nach ihrem Schwächeanfall bei der Biathlon-WM war Laura Dahlmeier schon wieder zum Feiern zumute. Gut gelaunt sprang die Einzel-Weltmeisterin bei der Siegerehrung ganz oben auf das Podest und ließ nach der Hymne die Sektkorken knallen. «Jetzt geht es mir wieder besser und ich bin froh, dass ich mit euch feiern kann», sagte der nun fünfmalige WM-Champion am Mittwochabend zu den hunderten jubelnden Fans auf der Medal Plaza in Hochfilzen.

Zuvor war Dahlmeier in der Winterhitze von Tirol nach ihrem Sturmlauf zum WM-Titel zusammengeklappt. Die junge Biathlon-Heldin musste im Stadion erst einmal medizinisch versorgt werden, ehe sie mit Verspätung, aber glückstrahlend ihr Gold-Triple feiern durfte. «Ich hatte Probleme mit dem Blutdruck. Es schaut schlimmer aus, als es ist. Ich kann es noch gar nicht glauben, dreimal Gold gewonnen zu haben», sagte Dahlmeier.

Nach ihrem triumphalen Zieleinlauf hatte sie noch freudestrahlend ins Publikum gewunken und mit drei Fingern angezeigt: Das war mein dritter Titel! Doch beim Umziehen wurde ihr schlecht, der Kreislauf machte schlapp. In der schmucklos zusammengezimmerten Leader's Lounge musste sie sich auf der schwarzen Ledercouch hinlegen.

Als die zweitplatzierte Tschechin Gabriela Koukalova und Italiens Bronze-Gewinnerin Alexia Runggaldier schon die Pressekonferenz verlassen hatten, kam Dahlmeier und stellte sich. Wenn auch etwas blass um die Nase. «Ich bin noch nicht ganz fit, aber es geht mir wieder einigermaßen», sagte Dahlmeier.

Es sei ein Rennen gewesen «wie im Sommer, so richtig heiß. Dabei bin ich doch Wintersportlerin. Ich war richtig kaputt», sagte die völlig geschaffte Dahlmeier, nachdem sie im Einzelrennen bei elf Grad plus die ebenfalls mit einem Fehler belastete Koukalova um 24,7 Sekunden auf Rang zwei verwies. In die Top Ten schafften es auch Maren Hammerschmidt und Vanessa Hinz als Siebte und Achte - gute Voraussetzungen für die Damen-Staffel am Freitag.

In unnachahmlicher Art hatte Dahlmeier im Biathlon-Klassiker einen erstaunlichen Rekord eingestellt. Saisonübergreifend hat sie ihre neunten WM-Medaille in Serie gewonnen, nach fünf Medaillen in Oslo. Nicht einmal Magdalena Neuner hatte das geschafft: Dreimal Gold und zweimal Silber 2011 in Sibirien waren die reichste Ausbeute der Rekord-Weltmeisterin, die aber nie bei einem Großereignis die 15 Kilometer gewinnen konnte.

«Ich habe den Film "Mit den Waffen einer Frau" gesehen, wo Magdalena dreimal Gold gewonnen hat. Das war unfassbar und ich habe gedacht, wie kann man so was nur schaffen. Jetzt stehe ich da mit drei Gold- und einer Silbermedaille», sagte Dahlmeier: «Ich brauche wohl ein paar Tage, bis ich das realisiert habe.»

Ihre einmalige Mischung aus Fitness, mentaler Stärke und taktischer Flexibilität zeigte sie im Fernduell mit Koukalova in Vollendung. Nach dem einen Fehler gleich zu Beginn, wusste «ich, dass ich null schießen und auch läuferisch Vollgas geben muss, sonst habe ich keine Chance». Rekord-Weltmeisterin Neuner schwärmte bei ihrer WM-Stippvisite über den neuen deutschen Star: «Es ist einfach großartig, was die Laura macht. Vor allem die Art, wie sie es macht. Mit der Abgeklärtheit, der Coolness», sagte die zwölfmalige Weltmeisterin. Dahlmeier, die nun fünf WM-Titel hat, kann den Titelrekord durchaus brechen.

In den beiden Lang-Rennen in diesem Winter war Dahlmeier bereits vorn. So ganz nebenbei hat sich die Weltcup-Spitzenreiterin in der Biathlon-Urdisziplin schon die kleine Kristallkugel gesichert. Bei der WM in Hochfilzen hat sie nun schon vier Medaillen in vier Rennen gewonnen. In der Damen-Staffel am Freitag (14.45 Uhr) und im Massenstart am Sonntag (11.30 Uhr) hat sie weitere Chancen.

Mit sechs Medaillen kehrten bislang nur die Norwegerin Tora Berger (2013) und die Französin Marie Dorin-Habert (2016) zurück. Berger brachte es damals auf neun WM-Medaillen in Serie, Laura Dahlmeier kann schon bald alleinige Rekordhalterin werden.

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