Schicksal von Buchhändler weiter unklar

 Ein Protest-Plakat mit einem Foto von Gui Minhai (l.). Foto: epa/Jerome Favre
Ein Protest-Plakat mit einem Foto von Gui Minhai (l.). Foto: epa/Jerome Favre

PEKING (dpa) - China hat den unter rätselhaften Umständen in Haft gelandeten Buchhändler Gui Minhai aus Hongkong nach offiziellen Angaben freigelassen. Allerdings ist sein Schicksal weiter unklar.

Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking bestätigte am Mittwoch, dass der 57-Jährige mit schwedischem Pass «seine Strafe wegen eines Verkehrsdeliktes abgesessen hat». «Er wurde am 17. Oktober freigelassen.» Details wurden nicht genannt.

Bei seiner Familie hat Gui Minhai sich bislang nicht gemeldet. Seine in England lebende Tochter Angela Gui vermutet, dass chinesische Stellen ihren Vater weiter festhalten. Schwedens Regierung bemüht sich um Aufklärung.

Der 57-Jährige ist einer von fünf Buchhändlern, die in Hongkong heikle Bücher über China herausgegeben hatten und 2015 verschwunden waren. Alle fünf tauchten in China auf. Bis auf Gui Minhai sind alle wieder auf freiem Fuß. Drei von ihnen schweigen über die Vorfälle.

Gui Minhai war im Oktober 2015 beim Urlaub in Thailand verschwunden. Seine Familie vermutet, dass er von chinesischen Agenten verschleppt wurde. In Chinas Staatsfernsehen tauchte Gui Minhai später mit einem Geständnis auf: Er habe vor mehr als zehn Jahren in China Fahrerflucht mit Todesfolge begangen und wolle seine Strafe antreten.

Das Verschwinden der Buchhändler hatte unter den sieben Millionen Hongkongern große Sorgen über ihre Meinungsfreiheit ausgelöst. Seit der Rückgabe der ehemals britischen Kronkolonie 1997 an China wird Hongkong nach dem Grundsatz «ein Land, zwei Systeme» autonom regiert.

Der Pen-Club forderte Aufklärung. «Es ist unmöglich zu glauben, dass Gui Minhai frei ist, wenn er seine Familie und Freunde nicht kontaktiert hat, von niemanden gesehen wurde und sein Verbleib öffentlich nicht bekannt ist», sagte James Tager vom US-Pen-Club.

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