Schäuble und Lew für geordnete Brexit-Verhandlungen

 Der Deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (L) und EU-Kommissar Pierre Moscovici, zuständig für Wirtschaft und Finanzen am EU-Finanzministertreffen in Brüssel. Foto: epa/Olivier Hoslet
Der Deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (L) und EU-Kommissar Pierre Moscovici, zuständig für Wirtschaft und Finanzen am EU-Finanzministertreffen in Brüssel. Foto: epa/Olivier Hoslet

BERLIN (dpa) - Nächste Woche treffen sich die Finanzminister der führenden Wirtschaftsmächte (G20) in China. Ein Thema: Die Folgen des Brexit-Votums. Der deutsche Ressortchef ist für rasche und geordnete Verhandlungen mit London, sein US-Kollege mahnt auch Flexibilität an.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) dringt auf rasche und geordnete Verhandlungen Großbritanniens über einen EU-Austritt. Die neue britische Regierung benötige zwar ein wenig Zeit, um sich zu vergewissern, wie die Beziehungen zu Europa gestaltet werden. «Aber je schneller es gelingt, Klarheit zu schaffen, umso so besser ist es, etwaige Risiken zu begrenzen», sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Donnerstag in Berlin nach einem Treffen mit seinem US-Kollegen Jacob Lew.

Die Verhandlungen müssten in geordneter Weise auf den Weg gebracht werden, sagte Schäuble. Die negativen Folgen der Entwicklungen müssten für Großbritannien, den Rest Europas und die Weltwirtschaft möglichst gering sein. Er stimme darin völlig mit Lew überein, sagte Schäuble vor dem Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) im chinesischen Chengdu Ende nächster Woche.

Lew sprach sich für «pragmatische und reibungslose sowie transparente» Gespräche mit London aus. Beide Seiten müssten eine «gewisse Flexibilität» zeigen, um Ergebnisse und einvernehmliche Lösungen zu erzielen. Die USA seien auch weiter bereit, am europäisch-amerikanischen Freihandelsabkommen TTIP zu arbeiten und mit dem Vereinigten Königreich eng zu kooperieren. Zu TTIP und der Rolle Großbritanniens gebe es zwar noch offene Fragen. Es gehe aber um ein Maximum der Integration der Volkswirtschaften.

Lew und Schäuble zufolge gab es nach dem Brexit-Votum keine Turbulenzen an den Finanzmärkten. Allerdings hatte das britische Pfund nach dem Referendum einen historischen Absturz hingelegt. Auch an den internationalen Börsen sackten die Kurse zunächst drastisch ab, inzwischen haben sich die Indizes aber weitgehend wieder erholt.

Lew wollte sich nach eigenen Angaben noch am Nachmittag mit dem neuen britischen Finanzminister Philip Hammond in London treffen, Schäuble kündigte ein Telefonat mit dem künftigen Schatzkanzler an. Auf frühere abschätzige Einlassungen des Brexit-Befürworters und künftigen britischen Außenministers Boris Johnson über die EU und US-Politiker wollten Lew und Schäuble nicht eingehen. Wahlkampfäußerungen sollten zu den Akten gelegt und vergessen werden, sagte Schäuble. Ähnlich äußerte sich Lew.

Europa ist nach Darstellung Schäubles im vergangenen halben Jahr auf dem Weg der Stabilisierung erfolgreich vorangekommen. Beim G20-Treffen gehe es darum, für eine möglichst nachhaltige und widerstandsfähige Weltwirtschaft zu sorgen. So könne am besten dem wachsenden Gefühl einer sozialen Spaltung der Gesellschaft begegnet werden. Lew zufolge müssen alle finanz- und geldpolitischen Instrumente ergriffen sowie Strukturreformen umgesetzt werden. «Ganz wichtig» sei auch, dass die G20 über Wechselkurse sprechen und sicherstellen, dass es keinen Abwertungswettlauf geben könne.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.