Schäden und Tsunami nach schwerem Erdbeben in Neuseeland

Foto: epa/Ross Setford
Foto: epa/Ross Setford

CHRISTCHURCH (dpa) - Diesmal trifft es nicht nur Christchurch. Vor fünf Jahren richtete ein Beben auf der Südinsel Neuseelands schwere Schäden an. Ein neues Beben ist Experten zufolge nun noch stärker gewesen. Ein Tsunami rollte auf die Inseln zu.

In Neuseeland hat ein starkes Erdbeben erhebliche Sachschäden angerichtet und einen Tsunami ausgelöst. Bis zu fünf Meter hohe Wellen rollten am Montagmorgen (Ortszeit) auf Teile der Südinsel zu. In verschiedensten Städten gab es Gebäude- und Straßenschäden sowie Stromausfälle. Nach unbestätigten Rundfunkberichten wurden mehrere Menschen verletzt.

Der Erdstoß hatte eine Stärke von 7,9, wie das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam mitteilte. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke mit 7,8 an, in Neuseeland selbst war von 7,5 die Rede. Den Experten zufolge ereignete sich das Beben in einer Tiefe von 10 Kilometern, das Zentrum lag demnach nördlich von Christchurch unweit von Hanmer Springs. Tausende Menschen in der Region wurden aus dem Schlaf gerissen und berichteten in den sozialen Medien von sehr heftigen Erdstößen und Schäden.

Ein Beben der Stärke 6,3 hatte im Jahr 2011 in der Gegend um Christchurch schwere Schäden angerichtet. 185 Menschen starben damals, etwa 10 000 Häuser wurden schwer beschädigt.

Nach dem neuen Beben erreichte die erste Tsunamiwelle nach Angaben des Zivilschutzes die Nordostküste der Südinsel Neuseelands am Montag früh kurz vor 2.00 Uhr Ortszeit (14.00 Uhr MEZ am Sonntag) - etwa zwei Stunden nach dem Beben. An dem Küstenabschnitt von der Halbinsel Banks südlich Christchurchs bis nahe der Nordspitze der Südinsel Neuseelands drohten Wellen von drei bis fünf Metern Höhe. Dies gelte auch für die 900 Kilometer östlich im Pazifik gelegenen Chatham Islands. An der übrigen Ostküste Neuseelands könnten ein bis drei Meter hohe Wellen aufrollen, schrieb der Zivilschutz. Die erste Welle müsse nicht die größte sein. «Begeben Sie sich sofort ins Inland oder zu höheren Punkten», warnte er.

Nach Medienberichten aus Neuseeland war das Beben nicht nur auf der Südinsel, sondern auch in den Städten Wellington, Hamilton und Auckland sowie in der Region Taranaki auf der Nordinsel sehr deutlich zu spüren.

Fotos zeigten zerbrochene Glasscheiben, mit Splittern übersäte Bürgersteige, Risse in Straßendecken, Erdrutsche und zerbrochene Weinflaschen, die in einem Supermarkt aus dem Regal gefallen waren. Ein Twitter-Nutzer schickte Bilder seines verwüsteten Hauses. In der Region Taranaki fiel in mehreren Städten der Strom aus.

In der Hauptstadt Wellington sammelten sich Hunderte Menschen in den Straßen, während Alarmsirenen heulten und Feuerwehr- und Polizeifahrzeuge durch die Straßen jagten. Von einigen Gebäuden schienen Mauerteile auf die Straße gefallen zu sein. Nahe dem Civic Square zitterten Hotelgäste in Bademänteln und warteten darauf, in ihr Gebäude zurück zu dürfen. In einer Bar trotzten die Stammgäste dem Chaos, sie tranken und rauchten weiter. Die Universität Wellington wollte alle ihre Einrichtungen bis zum Mittag geschlossen halten, um sie auf Schäden zu überprüfen.

In Christchurch, der größten Stadt der Südinsel, verließen die Bewohner der Uferzonen ihre Häuser in Richtung höher gelegener Stadtteile. Dichter Autoverkehr wurde gemeldet. Viele Menschen standen auf den Straßen und teilten über Mobiltelefone mit, dass sie wohlauf seien. Eine Studentin sagte, sie könne Freunde in der Kleinstadt Waiau bei Hanmer Springs nicht erreichen. «Es gibt sechs Menschen in Waiau, die niemand erreichen kann», sagte sie.

In Hamilton (Nordinsel) gab es für Wayne Timmo ein unsanftes Erwachen, als die Küchenmarkise gegen das Fenster schlug. «Das Wasser im Swimming Pool des Nachbarn schwappte hin und her, und die vom Erdbeben geweckten Leute liefen auf die Straße», sagte er. Die Reporterin Rachel Thomas berichtete dem Onlineportal «stuff.co.nz» aus Hataitai am Stadtrand von Wellington, sie und ihre Mitbewohner seien vom Ächzen des Daches geweckt worden. «Unser Nymphensittich fiel von seiner Stange. Wir drei drängen uns im Morgenmantel unter dem Küchentisch mit einem zitternden Vogel zwischen uns.»

Der Potsdamer Seismologe Michael Weber warnte vor starken Hangrutschen in Region. «Das ist im Moment das größte Problem», sagte der Wissenschaftler am GFZ am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Auch die Gefahr von Nachbeben sei noch nicht gebannt.

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