KOH SAMUI: Die Ermittlungen im Fall der Samui-Autobombe vom 10. April haben in thailändischen sozialen Netzwerken zu grotesken Schuldzuweisungen geführt. Gestern musste Verteidigungsminister Prawit Wongsuwan öffentlich die angebliche Beteiligung des Ex-Premierministers und Generals a. D. Chavalit Yongchaiyudh dementieren.
Chavalit gilt im Königreich als einer der schillerndsten und kontroversesten Politiker der vergangenen Jahrzehnte. Ende der 80iger Jahre war er Führer des Heeres und drei Jahre lang Oberkommandierender aller Streitkräfte in Thailand. Von 1996 bis 1997 bekleidete er vorübergehend das Amt des Staatschefs. Später diente er als Minister unter Taksin Shinawatra und war nach dessen Sturz als Mitglied der Pheu-Thai Partei für dessen Schwester Yingluck ein wichtiger Berater.
Die offensive Pressearbeit der Polizeiermittler im Fall der Samui-Autobombe hat seit dem Anschlag vom 10. April im CentralFestival Samui Shoppingcenter viele Hobbydetektive animiert. Sie verbreiten in sozialen Netzwerken Fotos und Namen von Tatverdächtigen und stellen eigene Spekulationen an. Tausende sind daran beteiligt.
Durch die volle Namensnennung aller Verdächtigen aus den südthailaendischen Provinzen hat eine gegenseitige Schuldzuweisung eingesetzt. Angeblich falsch verdächtigte Personen drohen mit Verleumdungsklagen. Im Falle von Ex-Premierminister und General Chavalit Yongchaiyudh könnte das teuer werden – dieser ist trotz vieler politischer Eskapaden noch immer eine einflussreiche Persönlichkeit im Königreich.
Wie FARANG-online mehrfach berichtete, konzentrieren sich die Ermittlungen auf südthailändische Akteure, die im Auftrag einen Mazda Pickup nach Koh Samui steuerten und in der Tiefgarage des Centers in Chaweng zur Explosion brachten.
Ein von der Polizei anfangs der Woche angekündigtes Phantombild des Haupttäters steht nach wie vor aus. Dafür gelangten wiederholt die Namen unterschiedlicher Tatverdächtiger in die Öffentlichkeit, die aus den Unruheprovinzen Yala, Narathiwat und Pattani stammen. Gegen sieben dringend Tatverdächtige sollen in Kürze Haftbefehle ausgestellt werden, hatte Prawut Thavornsiri, Landessprecher der Royal Thai Police, am Mittwoch angekündigt. Ein neuer mutmaßlicher Beteiligter soll ein Autohändler aus Pattani sein, dem vorgeworfen wird, mindestens drei am Anschlag beteiligte Fahrzeuge verkauft zu haben.
Weil Ex-Premier Chavalit kurz vor dem Bombenanschlag einer militärischen Gedächtniszeremonie in Surat Thani beigewohnt hatte und seit Jahren gute Kontakte in die südthailändischen Unruheprovinzen unterhält, keimten Gerüchte über eine angebliche Beteiligung des Generals a. D. auf. Chavalit war im Jahr 2004 als Innenminister maßgeblich involviert, als nach der Stürmung einer Moschee in Pattani durch die Thaiarmee die militanten Aufstände in Südthailand ihren Anfang nahmen. Er selbst hatte versucht, die Erstürmung zu verhindern, in deren Folge alle 34 muslimischen Aktivisten getötet worden waren. Seither ist der extreme Süden Thailands nicht mehr zur Ruhe gekommen.
Da Chavalit Yongchaiyudh mit einer muslimischen Indonesierin verheiratet ist, gilt der Buddhist als eine wichtige Verbindungsperson zwischen den großen Landesreligionen Thailands. Der amtierende Verteidigungsminister Prawit Wongsuwan hielt es am Mittwoch dennoch für angebracht, eine Beteiligung des langgedienten Politikers Chavalit offiziell zu dementieren.
Ungeachtet der enormen Turbulenzen um mögliche Tatbeteiligte und Auftraggeber gehen die Ermittlungen in Südthailand weiter. Laut Angaben der Polizei soll eine Aufklärung des Falles bevorstehen. Diese Ankündigung hatten die Ermittler bereits Anfang dieser Woche gemacht. Noch wartet die Öffentlichkeit auf das versprochene Phantombild des Bombenfahrers, das anhand von Aussagen einer Zeugin angefertigt wird.
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