Regierungsgegner rüsten zum «letzten Kampf»

Regierungsgegner rüsten zum «letzten Kampf»

BANGKOK: Mit neuem Elan sind die Regierungsgegner wieder auf der Straße. Nachdem die Regierungschefin des Amtes enthoben ist, wollen sie das Kabinett davonjagen - ein schweißtreibender Einsatz.

Die Sonne brennt auf Bangkoks Straßen nieder, es sind 36 Grad. Die Luftfeuchtigkeit macht jeden einzelnen Schritt zur Anstrengung. Doch Tausende Regierungsgegner hält das nicht von einem neuen Protestmarsch ab. Im Gegenteil: Am Morgen sind die Leute am Treffpunkt im Lumpini-Park im Zentrum der Hauptstadt in Siegerlaune. Mit Wasserflaschen zur Abkühlung und Handtüchern zum Schweißabwischen gewappnet ziehen einige Tausend Menschen zehn Kilometer durch die heißen Straßen zum Regierungssitz. Sie skandieren Parolen gegen die ihrer Ansicht nach korrupten Regierungspolitiker, sie klatschen und machen mit Trillerpfeifen ohrenbetäubenden Lärm.

Nachdem das höchste Gericht die Regierungschefin Yingluck Shinawatra diese Woche des Amtes enthoben hat, sind die Regierungsgegner wie elektrisiert. Massenproteste von November bis März haben die Regierung zwar unter Druck gesetzt, aber nicht gestürzt. Jetzt sehen sie ihren Sieg zum Greifen nahe - mit neuen Aufmärschen und Blockaden wollen sie das gesamte Kabinett in die Knie zwingen.

Anführer Suthep Thaugsuban hat sie zum «letzten Kampf um alles oder nichts» aufgerufen. Er schwört die Leute im Lumpini-Park ein: Keiner soll weichen, bis der Sieg da ist. Suthep will nur eine ungewählte Übergangsregierung akzeptieren. «Wenn das Regime in drei Tagen nicht weg vom Fenster ist, werden wir tun, was nötig ist», sagt er drohend.

«Wir haben Yingluck zu Fall gebracht, wir werden auch den Rest der Ganoven davonjagen», sagt Sulack (31). Er nennt seinen Nachnamen nicht, aus Angst vor Repressalien. Er arbeitet nach eigenen Angaben in einer Behörde. Unter den Demonstranten sind Bauern und Tagelöhner aus dem Süden des Landes, aber auch viele Einwohner von Bangkok, nach der Kleidung zu urteilen teils aus gehobenen Kreisen.

Am Mittag kippt die Stimmung, als die Nachricht von einem Tränengaseinsatz der Polizei an anderer Stelle kommt. Die Menge wird lauter, die Menschen sind entrüstet. «Wir wollen Yingluck und ihre Clique verjagen, und sie bombardieren uns mit Tränengas», wettert Wutthi Chosiwasagoon. Der 64-Jährige ist seit dem frühen Morgen unterwegs und von zu Hause 15 Kilometer hierher gelaufen. «Wie können wir denen da oben noch vertrauen?» Mit Yinglucks Clique ist vor allem ihr Bruder Thaksin gemeint. Er wurde vom Militär gestürzt und macht aus dem Exil kein Hehl daraus, dass er weiter die Fäden im Land zieht.

«Wir protestieren hier heute, weil wir das Thaksin-Regime stürzen wollen», sagt Tawanchai Xoomsai na Ayudhya, ein Bangkoker Autor. «Thaksin hat das Land ausgeplündert und stumpfsinnige Marionetten installiert.»

Reihenweise machen die Leute schlapp. In den eingerichteten Zelten suchen sie Schutz vor der sengenden Sonne und Wasser zur Abkühlung. Die Protestanführer haben allerdings andere Pläne. Sie rufen zum Weitermarsch auf das nahe gelegene Parlamentsgebäude auf, und Tausende folgen nach einer Verschnaufpause im Schatten. Dort wollte der Senat tagen. Suthep hofft, dass die zweite Parlamentskammer dem politischen Chaos ein Ende setzt und eine Übergangsregierung ernennt.

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