Reformer Jokowi siegt bei Präsidentenwahl

JAKARTA: Indonesien hat einen neuen Präsidenten gewählt: Joko Widodo (53) soll die Geschicke des Inselstaates lenken. Er gilt als Mann des Volkes. Der unterlegene Wettstreiter Prabowo erhebt indes Betrugsvorwürfe.

Der Jokowi genannte Politiker kam dem offiziellen Auszählungsergebnis zufolge auf 53,15 Prozent der Stimmen, wie die Wahlkommission am Dienstagabend (Ortszeit) verkündete.

Mit cooler Lederjacke und kariertem Holzfällerhemd mischt sich der bisherige Bürgermeister der indonesischen Hauptstadt gerne bei Rockkonzerten unters Volk. Heavy Metal ist sein Stil, die US-Band Metallica sein Idol.

Lautes Getöse ist allerdings nicht Markenzeichen von Jokowi, wie er im ganzen Land genannt wird. Eher das Gegenteil. Er spricht leise, bewegt sich ohne großes Gefolge, schaut unangemeldet in Slums vorbei, kontrolliert Baustellen und Amtsstuben, um zu sehen, wo die Staatsgelder in dem korruptionsgeplagten Land bleiben. Sein Wahl-Credo: «Ehrlich, sauber, und mit Bodenhaftung».

Kritiker werfen die Frage auf, ob der einstige Provinzpolitiker auf großer Bühne bestehen kann. «Ein schmächtiger Mann vom Dorf als Präsident - wir sollten stolz sein», meint Kommentator Hermawan Wibisono. Sein Englisch sei ausbaufähig, und er müsse beweisen, dass er von Mikromanagement auf Bürgermeisterebene auf staatstragende Politik umschalten kann.

«Ich sehe vielleicht aus wie einer vom Land, aber ich habe ein internationales Hirn», beteuert Jokowi. Er hat Investitionen in Bildung und eine Technologierevolution versprochen, unter anderem in der Verwaltung, um die überall verbreitete Korruption zu bekämpfen.

Jokowi hatte bereits kurz nach der Wahl am 9. Juli nach ersten Hochrechnungen seinen Sieg verkündet. Sein mit 46,85 Prozent der Stimmen unterlegener Konkurrent, Ex-General Prabowo Subianto, will das Ergebnis wegen angeblichen Betrugs nicht anerkennen. «Wir erkennen die Präsidentenwahl von 2014 nicht an. Sie wurde nicht einwandfrei durchgeführt. Wir ziehen uns daher aus dem laufenden Prozess zurück», erklärte der 62-Jährige am Dienstag.

Prabowo warf der Wahlkommission vor, Hinweise auf «massiven, strukturellen und systematischen Betrug» ignoriert zu haben. Er hatte erneute Abstimmungen in mehr als 5000 Wahllokalen gefordert, in denen es seinen Angaben zufolge Unregelmäßigkeiten gegeben hatte. Seine Anhänger rief er zu Ruhe und Gewaltlosigkeit auf und kündigte an, gegen den Auszählungsprozess vorgehen zu wollen. Das Ergebnis der Wahl werde er nach Angaben seines Anwalts Muhammad Mahendradatta aber nicht vor dem Verfassungsgericht anfechten: Da er sich als Kandidat zurückgezogen habe, fehle ihm dazu die gesetzliche Grundlage. Für Mittwoch kündigte Probowo eine Pressekonferenz an.

Die Behörden hatten Ausschreitungen befürchtet. Jokowi hatte seine Anhänger deshalb aufgerufen, auf Siegesfeiern in den Straßen zu verzichten. In Indonesiens Hauptstadt wurden die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Gebäude der Wahlkommission verstärkt.

Jokowi wuchs nach eigenen Angaben in bescheidenen Verhältnissen auf. Als Junge habe er dem Vater in der Schreinerei geholfen und Mutters Süßigkeiten am Straßenrand verkauft, um Geld zu machen. Er studierte Forstwirtschaft, und kam als Möbel-Exporteur zur Geld und Ansehen, bevor er erst in Solo, dann in Jakarta Bürgermeister wurde.

Jokowi ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. (Foto: epa)

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Mil Meloni 23.07.14 13:52
Oberflächlich...
betrachtet ist Indonesien ein liebenswürdiges Land, das aber nie zur Ruhe kommt. Die Schwierigkeiten in Indonesien haben es denn auch in sich. Politik wird seit der demokratischen Öffnung von den Cleveren als "geschäftliche Chance" gesehen und auch genutzt. Daher treiben sich etliche Banditen auf der Politbühne herum. Nur einige, wie etwa PDI-Mann Widodo, versuchen eine neue saubere Linie in die korrupte Politik zu bringen. Aufgrund der ethnischen Zusammensetzung und des grossen Einflusses islamischer Gruppen eine Riesenaufgabe.