Was zu viel ist, ist zu viel – Kommentar eines genervten notorischen Rauchers:
Was waren es für tolle Zeiten als man durch die Betten- oder Textilabteilungen der großen Kaufhäuser, wie Robinson oder Central Department Store in Bangkok schlenderte. Man genüsslich an seinem Glimmstängel zog und völlig relaxt Shopping war. Nach dem Beenden des Rauchens seine Kippe einfach auf den Gang warf und auf dem Boden austrat. Oder benutze man bereits Aschenbecher?
Keiner regte sich auf, obwohl jeder wusste, dass Zigarettenrauch stinkt und das Qualmen nicht gesundheitsförderlich war. Aber wenn man eine Stunde auf der Sukhumvit Road spazieren ging, dann hatte man schwarze Nasenlöcher – auch wenn man keine Zigarette geraucht hatte – und es regte sich auch keiner auf. OK, das ist jetzt etwa 40 Jahre lang her. Erst 1982 verbot man das Rauchen in den Shopping-Centern. Nicht aus gesundheitlichen Gründen, sondern wegen der Brandgefahr. Jeder Raucher hatte Verständnis dafür. Dann wurde in Europa das Rauchen in Flugzeugen oder in Restaurants verboten. Viel später schloss sich Thailand diesen Kampagnen an und verbot auch das Rauchen vor Krankenhäusern oder in Behördengebäuden. Selbst nach einem langen Flug aus Europa nach Thailand, war das Rauchen bei der Taxifahrt ins Hotel nicht mehr erlaubt.
Die drastischen Erhöhungen der Tabakpreise in den letzten beiden Jahren haben dem Gerne-Raucher seine Sucht nicht vergrämt. Rauchen macht schlank und er lacht über die überfressenen, fetten Mitbürger, die bestimmt auch nicht zur CO2-Reduzierung beitragen. Und über die Alkoholiker ist er genauso entsetzt wie alle anderen Mitbürger, denn er weiß, die leiden unter einer anderen Sucht. Natürlich wäre es nicht schlecht, wenn man das Zigarettenrauchen einstellen könnte, doch jeder Raucher weiß wie unmöglich, wenn nicht eben schwierig es ist. Hier halte ich es nicht wie Helmut Schmidt, der dort rauchte, wo es ihm gefiel. Ich passe mich den Gesetzen an. Auf der anderen Seite ist es die Freiheit eines jeden, mit seinem Körper das zu machen, was er will. Saufen, fressen oder die berühmte Zigarette danach. Wirklich große Umweltsünden sind die Verbreitung von schadstoffreichen Auspuffgasen oder das Entsorgen von Hausmüll an den Straßenrändern, in Parkanlagen oder an Stränden. Und was wird gegen diese Leute unternommen? Müssen die Verursacher auch 100.000 Baht Strafe bei einer Festnahme zahlen?
Das man das Rauchen in geschlossenen Räumen verbietet ist einzusehen. Aber auf öffentlichen Plätzen, Stränden und Straßen? Nein, danke. Kein Raucher regt sich über Nichtraucher auf. Umgekehrt ist es ganz anders. Die haben uns noch nie toleriert. Das Argument, durch das Rauchen verliert man den Geschmack lasse ich nicht gelten. Vielleicht haben die Thais gerade deswegen die scharfen Essen eingeführt, um die letzten aktiven Geschmacksnerven im Mund zu aktivieren, um auch dem Raucher ein genussvolles Essen zu ermöglichen? Außerdem lässt sich über Geschmack sowieso streiten. Und Küssen? Muss nicht ekelhaft sein, wenn man vorher ein Pfefferminzbonbon lutscht.
Die Aussage „ich kann dich nicht mehr riechen“ hat auch nichts mit dem Rauchen zu tun, sondern ist eine andere emotionelle Empfindung dem Anderen gegenüber. Schlussendlich bezahlen wir ja extra Tabaksteuern für unser Laster, dann bietet uns Alternativen an, wie zum Beispiel ausreichend vorhandene Aschenbecher, und behandelt uns nicht wie Leprakranke!
Henry Birkenhagen
Die im Magazin veröffentlichten Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. DER FARANG behält sich darüber hinaus Sinn wahrende Kürzungen vor. Es werden nur Leserbriefe mit Namensnennung veröffentlicht! |